Königreich? Ja. Vereinigt? Nicht so sehr
Nach Jahren der Brexit-Spaltung zieht jetzt das Oprah Winfrey-Interview mit Meghan und Prince Harry eine Trennlinie durch Britannien.
Auf der einen Seite: Team Queen, ältere und konservativere Leute, die dem in die USA umgesiedelten Paar nicht trauen. Auf der anderen: das jüngere Team Meghan, das sich über Rassismusvorwürfe und mentale Gesundheit besorgt zeigt.
Eine Umfrage von YouGov stellt eine Pattsituation zwischen den Lagern fest: 32 Prozent glauben, dass Harry und Meghan vom Königshaus „fair“ behandelt wurden, genauso viele sind vom Gegenteil überzeugt. Der Rest ist unentschlossen.
YouGov betonte zudem den „großen Meinungsunterschied zwischen den Generationen“. Unter Briten im Alter von 18 bis 24 beklagten 61 Prozent die ungerechte Behandlung des Paares; nur 13 Prozent waren damit zufrieden. Bei den 25- bis 49-Jährigen waren es 40 zu 23 Prozent. Aber 39 Prozent der 50- bis 64-Jährigen und 50 Prozent der Leute ab 65 unterstützten die königliche Familie.
„Minenfeld für Politiker“
Unter Wählern von Premier Boris Johnsons konservativer Partei hielten 57 Prozent die Behandlung von Meghan und Harry für gerecht; unter Labour-Partei-Unterstützern waren es nur 13 Prozent. Dafür kann sich Queen Elizabeth II darüber freuen, zumindest vorerst das Duell der Herzen gewonnen zu haben. Denn 36 Prozent drücken laut YouGov nach dem Interview mehr Mitgefühl mit ihr und dem Königshaus aus, nur 22 Prozent mit Meghan und Harry.
„Das Ganze ist ein Minenfeld für Politiker“, erklärt Prof. Tim Bale, Politologe an der Queen Mary Universität London, dem KURIER. „Was auch immer sie sagen, wird eine ganze Reihe von Wählern wütend machen, auch wenn es ihnen Lob von anderen bringt.“
Das erklärt, warum Johnson bisher nur seine „höchste Bewunderung für die Königin und ihre vereinigende Rolle“ ausgedrückt hat und sein Kabinett das Thema großteils nicht kommentiert.
Dank der weithin populären Queen sehen laut Umfragen 55 Prozent der Briten die Monarchie weiter als gut für das Land, nur 11 Prozent sehen sie als schädlich.
Ungewisse Zukunft
Aber was würde nach dem Tod von Elizabeth II. passieren? In einem Teil des Commonwealth gibt es Rufe nach einem Wechsel zu einem republikanischen System. Der Ex-Premier Australiens, Malcolm Turnbull, sagte: „Nach dem Ende der Regierungszeit der Königin ist es an der Zeit“, zu fragen: „Wollen wir wirklich, dass derjenige, der König oder Königin des Vereinigten Königreichs ist, automatisch unser Staatsoberhaupt ist?“
Abgeschlossen ist dafür der von Medien sogenannte „Morgxit“: Nach Beschwerden über seine Kritik an Meghan hat der Journalist Piers Morgan seinen Job als Moderator der ITV-Sendung „Good Morning Britain“ hingeschmissen. Der beliebte Moderator sagte, er glaube Meghan kein Wort von dem, was sie sage. Selbst wenn sie einen Wetterbericht vorläse, würde er ihr nicht glauben.
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