Großherzogin von Luxemburg im Visier der Regierung

Großherzogin von Luxemburg im Visier der Regierung
Der liberale Regierungschef Xavier Bettel will die Monarchie nach einem kritischen Bericht „dem 21. Jahrhundert anpassen“.

Luxemburgs Regierungschef Xavier Bettel will den Hof von Großherzog Henri (64) und seiner aus Kuba stammenden Gemahlin Maria Teresa (63) umfassend reformieren. Denn die Zustände waren offenbar unerträglich und untragbar geworden.

„Es wird ein Organigramm geben, auf dem steht, wer was macht und wer sich worum kümmert. Und darauf ist kein Platz für die Großherzogin“, sagte Bettel bei der Präsentation des Berichts des ranghohen Finanzbeamten Jeannot Waringo über Zustände und Finanzgebarung bei Hofe.

Seit Monaten gab es Querelen um die Personalpolitik. Von 110 Mitarbeiten haben 51 in den letzten fünf Jahren ihre Posten verlassen, viele hatten um Versetzung in eine andere Verwaltung angesucht.

Maria Teresa, Tochter eines kubanischen Bankiers, der sich nach der Revolution von Fidel Castro nach Europa abgesetzt hatte, dürfte ein hartes Regiment geführt haben. Eine Buchhaltung fehlte ebenso wie eine Trennung zwischen der Finanzierung offizieller Aufgaben und der Verwaltung privater Güter.

Klima der Angst

Am Hofe herrschte zudem ein Klima der Angst. In Gesprächen zwischen Kollegen seien Jovialität und Humor selten; „jeder ist auf der Hut und wiegt seine Worte ab“, heißt es in dem Bericht. Kritische Stimmen würden abgekanzelt. Zu Fragen nach dem Sekretariat der Großherzogin bekam der vom Premier beauftragte Prüfer einen Anwaltsbrief.

 

Seit Dienstag ermittelt die Polizei, ob es am Hofe zu Handgreiflichkeiten gekommen ist. Pol Schock, ein Journalist der Zeitung Letzebuerger Land, sagte im RTL-Radio-Presseklub, er habe glaubwürdige Berichte von Leuten gehört, die ins Gesicht geschlagen worden sein sollen.

 

Telefonkosten

Der großherzogliche Haushalt verursachte jährlich Telefonkosten von 550.000 bis 600.000 Euro. Das wären in Zeiten von Flatrate 1.500 Euro pro Tag. Diese Summe musste die wirtschaftlich angeschlagene luxemburgische Post übernehmen.Als Hauptschuldige der Krise wird die Großherzogin ausgemacht. Der untadelige Finanzbeamte Waringo hat sie diplomatisch darauf hingewiesen, dass ihr laut Verfassung nur Repräsentationsaufgaben zustehen. Als Vorbild für eine ordentliche Finanzgebarung nennt er das niederländische Königshaus.

 

Großfürst Henri hat sich hinter seine Frau gestellt: „Ihr Engagement, das sie für unser Land seit 39 Jahren an meiner Seite zeigt, ist exemplarisch, ist essenziell für mich.“ Doch hinter den Kulissen wird mit der Abdankung des Großherzogs aus dem Hause Nassau-Weilburg zugunsten seines ältesten Sohns Guillaume (38) gerechnet.

 

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