Tausende verlassen Griechenland: "Wir befinden uns im Krieg"
Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat sich am Montag bei allen Menschen bedankt, die bei den Löscharbeiten in den vergangenen Tagen in Griechenland mitgeholfen haben. Es habe keine Opfer gegeben und dies sei auf die Leistung der Feuerwehr, des Zivildienstes, der Küstenwache und der freiwilligen Helfer zurückzuführen. Die nächsten Tage würden weiterhin gefährlich sein. "Wir befinden uns (in Sachen Brände) im Krieg", sagte Mitsotakis im Parlament.
Er sprach bei einer Parlamentsdebatte, die vom Staatsrundfunk übertragen wurde. Dieser Zustand sei auf den Klimawandel zurückzuführen, fügte er hinzu.
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Brandgefahr bleibt extrem hoch
Die Feuerwehren in Griechenland kämpfen am Montag in insgesamt 64 Regionen des Landes gegen die Flammen. Die Brandgefahr bleibt extrem hoch. Dies gilt für die Region des Großraums Athen, der Halbinsel Peloponnes und vielen Inseln der Ägäis. So werde es auch in den kommenden Tagen bleiben, warnte am Montag der griechische Zivilschutz und veröffentlichte eine Karte mit der Waldbrandgefahr. Die schlimmsten Brände tobten am Montag auf der Insel Rhodos und auf der Insel Euböa.
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Über 100 Österreicher in Sicherheit gebracht
Laut Außenministerium wurden bisher mehr als 100 Österreicherinnen und Österreicher aus den akuten Brandgebieten in Rhodos evakuiert. Montagmittag wusste die Behörden von keinen Landsleuten, die sich direkt im Brandgebiet befinden. Anrufe von Betroffenen auf anderen griechischen Inseln verzeichnete das Außenministerium bisher nicht. Das Team in Rhodos wurde personell bereits verstärkt - die Kolleginnen und Kollegen sind am dortigen Flughafen, um betroffene Österreicherinnen und Österreicher bestmöglich zu unterstützen.
Ein weiterer Kollege aus Wien wird das Krisenteam in Rhodos, eine weitere Kollegin das Botschaftsteam in Athen ehestmöglich zusätzlich verstärken, kündigte das Außenministerium an. Betroffene können sich jederzeit an das österreichische Außenministerium (+43 501150-4411) oder die Botschaft in Athen (+30 6944278148) wenden.
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Reiseveranstalter fliegen Touristen aus
Unterdessen haben Reiseveranstalter damit begonnen, vor den Waldbränden auf der griechischen Urlaubsinsel geflohene Touristen nach Hause zu fliegen. Der britische und irische Ableger des Reisekonzerns TUI brachte drei Flugzeuge mit Passagieren nach Großbritannien zurück. Drei Schweizer Reiseveranstalter bieten in der Nacht auf Dienstag einen Extraflug Rhodos-Schweiz für auf der griechischen Insel evakuierte Personen an. Etwa 19.000 Menschen waren am Wochenende auf Rhodos aus ihren Häusern und Hotels in Sicherheit gebracht worden. Auch auf der Insel Korfu erzwang ein Waldbrand Evakuierungen. Rhodos und Korfu gehören vor allem bei britischen und deutschen Touristen zu den beliebtesten Zielen der Griechenland-Urlauber.
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46,4 Grad am Peloponnes
Erstmals seit fast zwei Wochen kündigten die Meteorologen eine Abkühlung ab Donnerstag an. Die Temperaturen sollen dann erstmals seit fast zwei Wochen von 40 bis 45 Grad auf für die Jahreszeit normale Werte von etwa 35 fallen. Am Sonntag war im Süden der Halbinsel Peloponnes 46,4 Grad gemessen worden. Das sei die vierthöchste Temperatur, die je in Griechenland gemessen wurde, teilte das Meteorologische Amt mit. Demnach erlebt das Land "wahrscheinlich" derzeit die längste Hitzewelle seiner Geschichte. Vor der Abkühlung werde es am Mittwoch noch einen letzten heißen Tag mit bis zu 46 Grad geben, sagen Wetterexperten. Die Abkühlung wird die Folge von starken Nordwinden sein. Der Zivilschutz warnte abermals: Wegen dieser starken Winde könnten erneut Waldbrände außer Kontrolle geraten.
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"Wir sind am siebenten Tag des Feuers, und es ist immer noch nicht unter Kontrolle."
Das sagte der stellvertretende Bürgermeister von Rhodos, Konstantinos Taraslias, dem staatlichen Rundfunksender ERT. Auf Rhodos wüten die Brände bereits seit einer Woche. Viele Touristen verbrachten die Nacht im Flughafen auf dem Boden, um auf ihre Rückführungsflüge zu warten, von denen die ersten in der Nacht auf Montag eintrafen.
Touristen beklagen mangelnde Unterstützung
Einige Touristen klagten über mangelnde Unterstützung. Der Österreicher Mario Wiese sagte, er habe zwei Tage auf dem Flughafen von Rhodos verbracht und sich selbst um seinen Rückflug nach Deutschland am Montagabend kümmern müssen. "Es gibt keine Decken, nichts. Hier liegen Kinder, die Milch brauchen", sagte er. "Ich musste alles selbst organisieren, weil sich hier niemand um uns kümmert. Ich verstehe das nicht."
"Rennt" - dann brach Panik aus
Hunderte von Urlaubern drängten sich am Wochenende im Flughafengebäude. Einige schliefen auf ihren Strandtüchern, während sie auf ihre Abflüge von der Insel warteten. Sie waren großteils ohne ihr Gepäck vor den Flammen geflüchtet. Der Österreicher Andreas Wöß erzählte im Ö1-Morgenjournal am Montag von seiner Flucht vor dem Feuer auf Rhodos. Der Mühlviertler sitzt mit seiner und einer befreundeten Familie mit insgesamt vier Kindern seit Samstag am Flughafen in Rhodos fest. Erst im letzten Augenblick wurden die Urlauber vom Hotel zur Flucht aufgefordert, zuvor war ihnen immer versichert worden, sie seien sicher. "Alle sofort raus, Gepäck dalassen", es sei höchste Eisenbahn, habe es am Samstag bei der Rezeption geheißen.
"Hotels komplett abgebrannt"
Zuvor waren ihnen schon Leute aus näher an den Bränden gelegenen Hotels entgegen gekommen und hätten geschrien "Rennt", dann sei "Panik ausgebrochen". Die Familien flüchteten zwei bis drei Kilometer zu Fuß und wurden dann mit einem Bus zum Flughafen gebracht. Dort sitzen sie seither fest, "es gibt keine Zimmer, die ganze Insel ist ausgebucht, keine Flüge", berichtete der Mühlviertler im ORF-Radio. Übernachtet wird "am kalten Marmorboden mit den Kindern". Doch die Familien hatten noch Glück. "Im Nachhinein haben wir erfahren, dass unsere Hotels komplett abgebrannt sind inklusive unseren Gepäcks", schilderte Wöß.
Urlauber liefen teils kilometerweit
Auf Rhodos berichteten Urlauber, sie seien bei sengender Hitze kilometerweit gelaufen, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Brände hinterließen verkohlte Bäume, und tote Tiere lagen auf den Straßen neben ausgebrannten Autos. Auf Korfu liefen Evakuierungen auf dem Seeweg. Filmaufnahmen von der Insel zeigten, wie die Skyline in einer Bergregion in Flammen stand. Von der Urlaubsinsel waren am Sonntag 59 Menschen von einem Strand vor dem Feuer in Sicherheit gebracht worden.
TUI: "Viele wollen auf der Insel bleiben"
Der Reisekonzern TUI will bis Dienstag keine Urlauberinnen und Urlauber mehr auf die Insel bringen. Einige hundert TUI Gäste aus Österreich wurden am Wochenende auf Rhodos evakuiert. "Wir haben gestern alle telefonisch kontaktiert und erreicht und waren teilweise mehrfach mit ihnen in Kontakt. Die Gäste sind wohlauf und in Sicherheit. Viele wollen auf der Insel bleiben", teilte eine Sprecherin auf APA-Anfrage mit. "Denen, die frühzeitig abreisen wollen, ermöglichen wir dies mit den bestehenden Flugverbindungen. Aktuell sind keine Rückholflüge geplant", so die Pressesprecherin.
Gästen, die in den nächsten Tagen nach Rhodos fliegen, wird geraten, kostenlos umzubuchen. Die AUA wies darauf hin, dass es aktuell keine offizielle Reisewarnung gibt. "Derzeit kann der reguläre Flugbetrieb von und nach Rhodos aufrechterhalten werden. Der nächste Austrian Airlines Flug nach bzw. von Rhodos ist für Dienstag, den 25. Juli, geplant", hieß es auf Anfrage der APA. Die Lage werde fortlaufend geprüft und man sei im stetigen Austausch mit den Behörden.
Der Brand auf Rhodos war am Dienstag ausgebrochen. Am Samstag trieben die Flammen dann plötzlich auf mehrere Dörfer zu, die Behörden gaben Evakuierungsalarm. Urlauber und auch Einheimische wurden für die Nacht in Turnhallen, Schulgebäuden und Hotel-Konferenzzentren untergebracht.
Der Brand habe "das Herz von Rhodos und seine Umwelt getroffen", sagte der Naturkatastrophen-Experte Efthymios Lekkas dem Fernsehsender ERT. Er warnte vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die Tourismusbranche der Insel. "Ich bin gerade von Lindos nach Gennadi gefahren", sagte er. "Alle großen Hotels haben geschlossen. Ich glaube nicht, dass sie dieses Jahr nochmal öffnen werden, denn die Umgebung ist zerstört und lädt nicht gerade zum Urlauben ein."
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