Match um ein zweites Fußball-Stadion in Graz geht in die Verlängerung

Strum-Feier auf Grazer Hauptplatz
Nach der Meisterfeier vertagte die Stadt die Entscheidung und legte sich auf Machbarkeitsstudien fest: Erstmals kommt auch der Bau eines Großstadions ins Spiel.

Gerade noch feierten 15.000 Fans Sturms Double  - Cupsieg und Meisterschaft - am Hauptplatz, während im Rathaus Sturm-Präsident Christian Jauk die Politikerinnen und Politiker bat, sich doch von dieser Euphorie anstecken zu lassen.   

"Liebe Stadt Graz, gebt uns das Gefühl, dass wir in dieser Stadt so willkommen sind wie die Menschen, die uns feiern", mahnte er am Montag. Ohne dass er das Wort "Stadion" überhaupt sagen musste, wussten die Anwesenden, was gemeint war: Sowohl der SK Sturm als auch der Stadtrivale GAK drängen auf eine Zwei-Stadien-Lösung. Beide Vereine wollen eigene Heimstätten.

Dienstagabend tagte der vor rund zwei Jahren eingerichtete Stadionausschuss des Gemeinderates  am frühen Abend - er legte den weiteren Fahrplan fest. Fixes Ja oder Nein zu einer weiteren Spielstätte fiel aber auch diesmal keines. 

Demnach hält die Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ weiterhin am Favoriten fest, einer Zwei-Stadien-Lösung.  Erstmals kommt aber auch ein Großstadion ins Spiel: Es wäre auf 25.000 Besucher ausgelegt. Das bestehende Stadion in Liebenau hätte dann für die Vereine Sturm und GAK ausgedient.

Denn die Möglichkeit, das Gebäude derart auszubauen, ist schon aufgrund der beengten Platzverhältnisse kaum gegeben  - und die Vereine müssten sich wieder eine Spielstätte teilen.

Sturm-Feier am Hauptplatz Graz

Zehntausende kamen am Sonntag, um Sturm zu feiern.

Was als nächstes passiert

Im Juni oder Juli soll der Gemeinderat die Machbarkeitsstudien beschließen:

  • Eine prüft die Adaptierung des Stadions in Liebenau, dazu gehören die Erhöhung der Kapazität auf 20.000 Gäste sowie die Adaptierung auf UEFA-Cup-Tauglichkeit.
  • Die zweite Machbarkeitsstudie prüft den Neubau eines 10.000 bis 15.000 Besucher fassenden Stadions beim Nahverkehrsknoten Puntigam. Im Gespräch waren Ideen wie die Verknüpfung einer Straßenbahn-Remise. Ein interessantes Konzept, aber derzeit nur Fiktion - auch die Remise existiert bisher nur in Plänen und ist von einem Baubeginn weit entfernt. 

Mitgedacht wird auch Variante 3: Es gibt einen Neubau mit bis zu 25.000 Plätzen. Das wäre aber die Abkehr von der Zwei-Stadien-Lösung, auf die Sturm und GAK drängen.

Es dürfte acht Monate dauern, die Studien fertigzustellen. Erst danach will sich die Politik entscheiden, betonte SPÖ-Klubobfrau Daniela Schlüsselberger, die Vorsitzende des Stadionausschusses. "Wir kommen dem Wunsch der Vereine nach einer Zwei-Stadien-Lösung gerne nach, wenn er technisch und finanziell darstellbar ist. Aber wir wollen keine Versprechungen machen, die am Ende der Realität nicht stand halten."  

Grazer Verein kickt in Klagenfurt

Die Zeit drängt, aber für die nahe Zukunft gibt es keine steirische Lösung.  Das 1997 nach einem Umbau wiedereröffnete Stadion Liebenau ist längst nicht mehr zeitgemäß und schon gar nicht tauglich für Champions League, doch dorthin kickte sich der SK Sturm mit dem Meistertitel wieder zurück. Diese Spiele der Gruppenphase müssen nun anderswo bestritten werden - in Klagenfurt. Dort jubelt die Kommunalpolitik über zwei Millionen Euro an Wertschöpfung pro Match.

Die Wörthersee Arena in Klagenfurt fasst 30.000 Besucherinnen und Besucher, Liebenau bloß die Hälfte. Und auch mit den Auflagen der UEFA hapert es in Graz, sogar an der vorgeschrieben Fläche für TV-Übertragungswagen sowie TV-Studios.

Im besten Fall dauere es 53 Monate vom Beschluss für einen konkreten Standort bzw. von der Entscheidung, Liebenau auszubauen, bis das Projekt abgeschlossen sei, rechnete Stadtbaudirektor Bertram Werle vor. 

Wobei das noch ohne Umweltverträglichkeitsprüfung kalkuliert ist, die für einen Neubau wohl nötig wären. und ohne die Schwierigkeiten, die bei einem Umbau Liebenaus bei laufendem Betrieb erwartbar sind. 

Wer kann sich was leisten?

Geht es aber nach der Euphorie vom Montag rund um die Sturm-Meisterfeier, stehen die Chancen für ein zweites Stadion vielleicht gar nicht so schlecht: Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne)  hielt fest, er habe "die Botschaft verstanden. Wenn alle zusammenhalten, werden wir die Stadionfrage auch noch klären." Allerdings, so hielt sein Grazer Parteifreund, Klubobmann Karl Dreisiebner, Dienstagabend fest: Der Bund könne gar nicht für ein Stadion mit zahlen.

Ein eventueller Neubau ist nicht nur eine Frage des Standortes, sondern vor allem eine der Finanzierung. Allein kann die Stadt das nicht stemmen, sondern ist jedenfalls auf Land Steiermark angewiesen. "Wir haben nur eingeschränkte Mittel, selbstverständlich müssen sich andere beteiligen", mahnte KPÖ-Finanzstadtrat Manfred Eber.

Zum Vergleich: Die Raiffeisen Arena auf der Gugl in Linz, eröffnet 2023, fasst rund 19.000 Zuschauer und kostete inklusive Büros und Trainingszentrum rund 85 Millionen Euro.

Und was passiert mit Liebenau?

Doch was würde mit dem Stadion Liebenau passieren, sollte der Beschluss für ein neues Großstadion im Nachbarbezirk fallen? Darüber zu spekulieren, sei zu früh, wehrt SPÖ-Klubchefin Schlüsselberger ab. Das Grundstück wie Gebäude gehören jedenfalls über eine Gesellschaft der Stadt.

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