Steiermarks Landeshauptmann will ein Nationalstadion in Graz
Die Steiermark ist dieser Tage das Fußball-Bundesland Nummer eins. Der GAK kehrt nach 17 Jahren in die Bundesliga zurück und Sturm Graz steht nach dem Gewinn des ÖFB-Cups nun auch vor dem vierten Meistertitel in der Klubgeschichte. Schon am Sonntag könnte es im Falle eines Sieges gegen den LASK so weit sein.
Damit verbunden würden die „Schwarzen“ im kommenden Herbst auch in der Champions League spielen. Allerdings: Die Heimspiele in der Königsklasse, möglicherweise gegen Real Madrid oder Manchester City, können dann nicht in der Steiermark stattfinden, weil die Merkur-Arena nicht die nötige UEFA-Tauglichkeit hat.
Das stößt vielen Steirern, aber vor allem auch dem Landeshauptmann auf. „Das ist ebenso eine Schande, wie die Tatsache, dass unsere Nationalmannschaft schon seit vielen Jahren nicht mehr in Graz zu Gast war“, sagt Christopher Drexler zum KURIER.
Der steirische Spitzenpolitiker geht deshalb in die Offensive, bzw. ins Angriffspressing, wie es etwa bei Sturm Graz oder dem Nationalteam unter Ralf Rangnick praktiziert wird. „Graz ist derzeit Fußball-Hauptstadt, die Steiermark nächste Saison mit drei Klubs in der Bundesliga vertreten und es steht nirgends in der Verfassung, dass Österreichs Nationalstadion in Wien stehen muss“, so der Grazer, der deshalb einen Vorstoß in Richtung Neubau in seiner Heimatstadt wagt. „Wenn ein neues Nationalstadion gebaut werden soll, dann in der Steiermark.“
Konkret denkt Drexler dabei an den Süden von Graz, etwa an Unterpremstätten, wo es einst im Jahr 2002 bereits eine Machbarkeitsstudie für ein vergleichbares Projekt gegeben habe und auch dementsprechend Platz wäre. Drexler spricht von einer Arena mit zumindest 50.000 Plätzen, ohne Laufbahn, aber freilich vielseitig verwendbar, auch für Konzerte. Die Anbindung mit zwei Autobahnen und dem Flughafen Graz Thalerhof in unmittelbarer Nähe wäre gegeben, so der 53-Jährige.
Ein Konzept gäbe es noch nicht. „Ich will der Diskussion um den Bau eines Nationalstadions einen neuen Move geben“, so Drexler.
In Graz jedenfalls gibt es die Diskussion um die Stadion-Problematik schon seit einigen Jahren. Sturm ist mittlerweile Stammgast im internationalen Geschäft, kann aber nur in der Europa League in der städtischen Merkur-Arena spielen.
Ab nach Klagenfurt
Sollte man sich über den Meistertitel oder als Zweiter via Play-off für die Champions League qualifizieren, müsste man definitiv ausweichen – wohl nach Klagenfurt.
Aktuell diskutiert wird die Frage, ob in Graz ein zweites Stadion für den GAK gebaut wird. Seit Monaten wird darüber mit den Vereinen gesprochen. Am 21. Mai gibt es ein nächstes Treffen mit den Klubs, da sollen die vorliegenden Varianten diskutiert werden. Mit einem Nationalstadion, in dem dann beide Klubs spielen könnten, liegt nun eine neue Idee auf dem Tisch.
Kein Neubau in Wien
Inwiefern die Ideen von Steiermarks Landeshauptmann konkret werden könnten, wird man sehen. Ob der Vorstoß Druck auf Wien in Hinblick auf einen Neubau machen könnte?
Die Stadt Wien jedenfalls hat sich klar gegen einen Neubau ausgesprochen. Und so wird das Ernst-Happel-Stadion tatsächlich wieder einmal saniert. Noch 2024 wird auf dem denkmalgeschützten Dach eine Photovoltaik-Anlage errichtet, durch die der Stromverbrauch der Arena ganzjährig abgedeckt werden soll. Das Stadion werde zum ersten energieautarken Stadion Europas, heißt es.
Von einem Neubau will man auch deshalb nichts wissen, weil eine Substanzanalyse laut Sportstadtrat Peter Hacker ergeben habe, dass die Konstruktion inklusive Fundament bis in die 2060er-Jahre genutzt werden kann.
Geprüft wird auch die Realisierung eines zusätzlichen mobilen Dachs für Konzerte im Winter. Im November hat der Wiener Gemeinderat Kosten von 101 Millionen Euro für die Modernisierung genehmigt. Für einen Neubau hat sich zuletzt Sportminister Werner Kogler ausgesprochen. Für diesen müsse man laut Experten aber mit Kosten „weit jenseits der 500-Millionen-Euro-Grenze“ rechnen.
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