Erst planen, dann bauen
Bernhard Sommer, der als Präsident der Wiener Architektenkammer ein Initiator des Inserats ist, stört ganz grundsätzlich, dass es sich um eine „Totalunternehmerausschreibung“ handelt, Planung und Ausführung also im Paket vergeben werden. „Das halten wir für problematisch, Planen und Bauen sollte man schon aus Gründen der Transparenz trennen“, sagt Sommer zum KURIER. Außerdem kämen dafür in Österreich nur noch zwei, drei Firmen infrage. „Ich verstehe nicht, warum man den Bieterkreis so radikal verjüngt.“
Der Bauherr, die Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft, weist die Vorwürfe zurück. Man sei sehr wohl auch über die Weihnachtsfeiertage erreichbar gewesen. „Alternativ zu einem Anruf konnten Interessenten jederzeit per Mail um einen Besichtigungstermin anfragen, was von mehreren Unternehmen in Anspruch genommen wurde.“
Und: „Die Totalnehmerleistung wurde gewählt, weil es sich um ein außergewöhnliches Projekt handelt, für das keine Blaupause existiert und bei dem die Einhaltung zeitlicher Fristen von großer Bedeutung ist“, heißt es in einer Stellungnahme. „Abstimmungen und etwaige Meinungsverschiedenheiten zwischen mehreren Projektpartnern wären dazu nicht dienlich.“
„Das Projekt Stadion hat mehrere Teile“, erklärt ein Sprecher von Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Das neue Dach sei Teil eines größeren Sanierungsprojekts, dessen erste Phase – der Umbau der Trainingsplätze und die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage – bereits im September präsentiert wurde. Das Happel-Stadion soll zum ersten hundertprozentig CO2-neutralen Stadion Europas werden.
„Dach und Photovoltaik greifen ineinander“, sagt der Hacker-Sprecher. „Daher ist es notwendig, dass gewisse zeitliche Abläufe eingehalten werden.“
Frist verlängert
Wie viele Angebote eingereicht wurden, ist nicht bekannt, weil die Einreichfrist bis 2. Februar verlängert wurde. Grund ist der Einspruch eines aus Kammerpräsident Sommer und Kollegen bestehenden Bieterkonsortiums beim Verwaltungsgericht. Das bedeute nicht, dass seine Kritik persönlich motiviert sei, erklärt Sommer. „Unsere Kritik ist eine grundsätzliche, aber leider ist die Kammer nicht antragslegitimiert.“
Seitens der Stadt verweist man darauf, dass „keine inhaltlichen, sondern ausschließlich formale Punkte beeinsprucht wurden“. Bei der Kammer behauptet man aber gar nicht, dass die Ausschreibung formal nicht korrekt sei. „Die Frage ist nur, ob man alles, was man machen darf, auch machen soll“, sagt Präsident Sommer.
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