Es galt einiges abzuwägen. Nicht nur den finanziellen Aspekt, der für viele wohl schon alleine gereicht hätte, um sich in Richtung München zu verabschieden. Rangnick hat von Beginn an betont, dass dies für ihn nicht im Vordergrund stehen würde. Wer ihm das nicht abgekauft hat, wurde nun eines Besseren belehrt.
Nun hat Rangnick auch betont, dass es keine Entscheidung gegen die Bayern, sondern ausschließlich für den ÖFB gewesen sei. Auch diese Aussage darf man ihm abnehmen. Rangnick lässt die Bayern nicht links liegen, weil er - wie viele vermuten - sich den als Schlangengrube verschrienen FC Bayern mit dem polternden Präsidenten Uli Hoeneß nicht antun will. Rangnick ist ein Meister des Groß-Denkens und hätte sich durchaus zugetraut, auch beim FC Hollywood wieder für Ruhe und Erfolge zu sorgen.
Und Rangnick hat dem Vernehmen nach auch keine Forderungen an den ÖFB gestellt, etwa mehr verdienen zu wollen oder künftig mehr Kompetenzen zu haben, was Personalentscheidungen abseits der Nationalmannschaft oder etwa sportliche Strukturen anbelangt, wenn gleich ihm jene Herren im ÖFB, die an Entwicklung auch wirklich interessiert sind, durchaus signalisiert haben dürften, dass Rangnicks Know-how künftig noch deutlicher gefragt sein soll.
Rangnick hat sich für den ÖFB entschieden, weil er nicht alles, was er in den vergangenen beiden Jahren hier aufgebaut hat, in Gefahr bringen wollte. Und diese Gefahr wäre ausufernd groß gewesen, hätte der 65-Jährige in den kommenden zwei Monaten zwei Jobs parallel ausüben müssen. Denn eines ist klar: Rangnick wäre bei den Bayern-Bossen nicht erst nach der bevorstehenden EURO 2024 auf der Kurzwahltaste gestanden. Der Teamchef hätte Tag für Tag gemeinsam mit den Münchner Sportchefs Max Eberl und Christoph Freund einen Kader basteln und nebenbei Österreichs Team bei der EM coachen müssen.
Auf diesem Weg den Erfolg der Mannschaft in Gefahr zu bringen, hat sich für Rangnick nicht richtig angefühlt. Und so menschlich es auch wäre, dem Ruf des Geldes und des renommierten Weltklubs Folge zu leisten, so rücksichtslos wäre es wohl auch seinen Spielern und all jenen Menschen gegenüber gewesen, die sich seit zwei Jahren rund um die Mannschaft in den Dienst ebendieser stellen und das nach Möglichkeit auch nach der EM tun werden.
Und so war es am Ende vor allem eines: Eine Herzensentscheidung. Gefällt nicht unbedingt vom Trainer Rangnick, sondern viel mehr vom Menschen dahinter.
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