Rangnicks Gedanken: Was für und was gegen die Bayern spricht
Geht er oder bleibt er? Ralf Rangnick hat eine Anfrage von den Bayern und soll dort nach der EM als Cheftrainer Thomas Tuchel beerben. Eine grundsätzliche Einigung könnte es jeden Moment geben. Und dann stellt sich für den Deutschen, wie er selbst sagte, noch die Frage: „Will ich das überhaupt?“
Der KURIER versucht, in den Kopf des Teamchefs zu blicken und abzuwägen. Was spricht für und was gegen einen Wechsel zum Weltklub Bayern? Ein Überblick.
- Pro: Das liebe Geld
„Das spielt überhaupt keine Rolle“, sagte Rangnick gegenüber 90minuten.at. In der Tat: Rangnick braucht das Geld nicht, der Mann ist nach über drei Jahrzehnten im Profifußball mehrfacher Millionär und hat auch für seine Nachfahren (zwei erwachsene Söhne) gesorgt. Allerdings: Bei der Summe, die ein Klub wie die Bayern aufrufen kann, denkt jeder nach. Thomas Tuchel verdient bei Bayern rund zwölf Millionen Euro pro Jahr. Beim ÖFB casht Rangnick dem Vernehmen nach in etwa ein Zehntel davon.
- Contra: Bayern-Wirbel
Ein Bayern-Trainer muss sich täglich von früh bis spät nicht nur mit den Eitelkeiten großer Stars beschäftigen, sondern auch mit dem Münchner Boulevard. Mit den Bayern beschäftigen sich täglich mehr Journalisten als zu einem Länderspiel des ÖFB-Teams kommen. Und das hat freilich auch einen gehörigen Einfluss aufs Privatleben, das wieder auf ein Mindestmaß reduziert wäre. Der Job als Teamchef und Pendler zwischen Wien, seinem Domizil am Obertrumer See und den Bundesliga-Stadien in Österreich und Deutschland ist weit entspannter.
- Pro: Animo & Vita
Rangnick strebt immer nach dem Höchsten. Welcher deutsche Fußball-Trainer will also nicht irgendwann einmal die Bayern trainieren? Und bei allen Erfolgen, die Rangnick bereits vorweisen kann, fehlen nur noch die ganz großen Titel mit einem großen Klub. Manchester United war ein kurzes Abenteuer, das nicht nach Plan verlaufen ist. In München erhielte Rangnick noch eine echte Chance, auch mit einem Topklub Großes zu erreichen.
- Contra: Philosophie
Dabei stellt sich die Frage, ob das möglich ist. Freilich: Rangnick ist von seiner Spielidee mit viel Pressing und schnellen Umschaltsituationen nicht nur überzeugt. Er hat diesen Stil in 40 Jahren mitentwickelt und geprägt. Genau deshalb weiß niemand besser als er selbst, dass er für diese Idee von Fußball die passenden Spieler benötigt. Rangnick wird selbst am besten einschätzen können, wie viel neues Personal notwendig wäre und wie realistisch es ist, dass er dieses bekommt.
- Contra: Einflüsterer
Rangnick agiert nicht wie ein gewöhnlicher Trainer, sondern eher wie ein Sportchef. Die Bayern haben einen Sportdirektor (Christoph Freund) und einen Sportvorstand (Max Eberl). Dazu reden Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Aufsichtsrat Karlheinz Rummenigge mit. Da stellt sich die Frage: Kann Rangnick bei Bayern überhaupt Rangnick sein? Nirgends kann er das im Moment so gut wie beim ÖFB, wo die Wege kurz sind und sein Wort Gewicht hat.
Ausgang offen
Welcher Aspekt nun aber wie viel Gewicht für Rangnick selbst hat, wird man sehen. Und es kann schnell gehen.
Kommentare