Es darf teuer werden
Rangnick ist nicht nur Trainer, sein Streben gilt der Nachhaltigkeit. Auch beim ÖFB, wo er Strukturen schaffen will. Der Fußball-Bund befindet sich in einem Prozess. Wollen die Bayern Rangnick aus ebendiesem herausreißen, so muss sichergestellt sein, dass sich dieser Weg auch ohne ihn fortsetzen ließe. Sprich: Es darf finanziell ein bisserl wehtun.
Fakt ist: Der ÖFB, der Rangnick ohne Ausstiegsklausel bis 2026 vertraglich gebunden hat, ist in einer guten Position, wenn es darum geht, eine richtig hohe Ablösesumme auszuverhandeln.
Dafür spricht, ...
... dass die Bayern schon am 21. Februar das Aus von Thomas Tuchel mit Saisonende beschlossen haben. Das Märchen vom „Wunschkandidaten Nummer eins“ können sich die Bayern bei Rangnick sparen. Wieso sonst sollte es zwei Monate dauern, um sich auf den Schwaben festzulegen, wenn es nichts mit Absagen von Xabi Alonso und Julian Nagelsmann zu tun hätte? Den Bayern gehen die Kandidaten aus und selbst wenn es mit Rangnick nichts wird: Der als Alternative gehandelte Roberto de Zerbi wird nicht ohne stattliche Ablösesumme an seinen Klub Brighton zu haben sein.
... dass den Bayern die Zeit davonläuft. Rangnick ist im Juni EM-Teamchef und hat nicht mehr viel Zeit, sich täglich mit den Bayern-Bossen über die Kaderzusammenstellung auszutauschen. Dazu kommt: Für einen Klub dieser Größenordnung wird’s peinlich, wenn er über Monate keinen Trainer findet.
... dass hohe Ablösesummen für Trainer schon gang und gäbe sind. Das liegt justament auch an den Bayern, die für Julian Nagelsmann vor drei Jahren 25 Millionen Euro an Leipzig überwiesen haben. Jenen Nagelsmann, der erst im November über Rangnick sagte: „Ralf ist einer, der junge Menschen extrem fördert und fordert. Das hat er auch mit mir getan als Trainer. Ich hab’ ihm viel zu verdanken.“ Soll der Lehrmeister billiger sein, als sein Schüler?
... dass der ÖFB finanziell gut dasteht und so viele Rücklagen aufgebaut hat, dass man nun beim Bau eines eigenen Trainingszentrums sogar 23 Millionen Euro selbst beisteuern kann. Es besteht keine Not, den Teamchef zu verscherbeln, um schnelles Geld zu machen.
... dass die Bayern das Geld haben. Für Stürmer Harry Kane hat man im Vorjahr 100 Millionen auf den Tisch gelegt.
Die Wertschätzung
Die Chancen stehen gut, dass Österreich nicht mit zwei weinenden Augen aus dieser Causa hervorgehen wird. Denn Verhandlungsgeschick haben ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Sportdirektor Peter Schöttel schon bewiesen, als sie Rangnick geholt haben.
Und wenn die Bayern, die im Geschäftsjahr 2023 gleich 744 Millionen Euro eingenommen haben, nicht dazu bereit sind, zumindest 15 Millionen Euro für den wichtigsten sportlichen Entscheidungsträger auf den Tisch zu legen, kann Rangnick ob der fehlenden Wertschätzung gerne in Österreich bleiben.
So gesehen ist das Motto für die Verhandlungen klar: Der ÖFB sollte ein bisserl „Bayern spielen“. Mia san Mia auf Wienerisch.
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