Bayern-Trainersuche: Wie sehr der ÖFB um Rangnick fürchten muss

FUSSBALL/ÖFB-NATIONALTEAM/PREMIERE ÖFB-DOKUMENTATION "TEAMGEIST - UNSER WEG ZUR EM?: RANGNICK
Es gebe keinen Grund, über Bayern nachzudenken, hatte Rangnick gesagt. Eine Aussage, als Absage interpretiert. Doch war es das wirklich?
Andreas Heidenreich

Andreas Heidenreich

Zwei Monate noch bis zur EURO 2024. Ein Treffen aller 24 EM-Teamchefs gab es schon am Montag in Düsseldorf im Rahmen eines Medien-Workshops. Mit dabei auch Ralf Rangnick, der am Rande des Events zum Interesse des FC Bayern München an seiner Person befragt wurde.

Der Teamchef im O-Ton: "Es gibt überhaupt keinen Grund, darüber nachzudenken, geschweige zu reden. Ich bin Nationaltrainer von Österreich, das bin ich mit Leib und Seele und wir freuen uns extrem auf die Europameisterschaft. (...)." Auf die Nachfrage, ob es also keinen Kontakt zu den Bayern gäbe, sagte der 65-Jährige: "Warum auch?"

Schlagzeilen waren schnell gemacht. Etwa "Rangnick sagt den Bayern ab". Auch von einer "Rangnick-Ohrfeige" für die Bayern war zu lesen. Allerdings: Es war weder das eine, noch das andere.

Die schlechte Nachricht ist viel mehr: Österreichs Teamchef ist natürlich einer der Kandidaten auf die Nachfolge von Thomas Tuchel. Und es gibt auch Kontakt zwischen dem 65-Jährigen und dem Klub. Und wer glaubt, Rangnick würde ein Engagement beim deutschen Rekordmeister kategorisch ausschließen, der glaubt vermutlich auch noch ans Christkind.

Rangnick wird keine Kompromisse eingehen

Müssen Österreichs Fußballfans also um den Verlust ihres Teamchefs zittern? Durchaus. Jedoch: Es gibt auch gute Nachrichten und Gründe für einen Verbleib beim ÖFB.

Zum einen: Rangnick hat seine Mitte längst gefunden. Der Trainer-Routinier braucht den Job bei den Bayern nicht für sein Ego (was nicht heißt, dass es ihm nicht reizvoll erscheint) und auch nicht für sein Konto - sonst wäre er gar nie zum ÖFB gekommen. Soll heißen: Er wird keine Kompromisse eingehen. Rangnick ist Überzeugungstäter in Sachen Spielidee, Struktur, Personal.

Bekommt er bei den Bayern nicht vollstes Pouvoir, tut er sich den Job nicht an. Was es heißt, bei einem Weltklub Cheftrainer ohne Handlungsvollmacht zu sein, hat er selbst bei Manchester United erlebt.

Rangnick hat keine Lust darauf, sich etwa von Uli Hoeneß über die Medien Ratschläge erteilen zu lassen. Zum Glück für den ÖFB dürfte dieser alles andere als ein Rangnick-Befürworter sein. Als solche gelten indes Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Herbert Hainer, Sportdirektor Christoph Freund und der neue Sportvorstand Max Eberl. Letzterer allerdings dürfte seinen Bayern-Job wiederum seinen guten Kontakten zu Hoeneß verdanken zu haben. Ob er ihm die Stirn bietet?

Darüber hinaus gibt es spannende Alternativen. Eine Rückkehr von Julian Nagelsmann wäre skurril. Der kolportierte Ballbesitz-Guru Roberto de Zerbi von Brighton klingt spannend. Und dann gibt es da noch den Faktor Schmerzensgeld. Denn Rangnick hat beim ÖFB noch zwei Jahre Vertrag - ohne Ausstiegsklausel.

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