Zwei AUA-Maschinen mit Beinahe-Crash über Schwechat
Es waren nur noch 91 Meter Höhenunterschied und rund zwei Kilometer Entfernung. Die beiden Passagierjets der AUA waren auf Kollisionskurs. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Flughöhe rund zweitausend Meter. Mehr als 200 Menschen saßen vermutlich in den beiden Flugzeugen. Mehrere Warnsysteme schlugen Alarm.
Der hochdramatische Vorfall ereignete sich am 16. Juni 2017, um 10:58 Uhr. Wie knapp es damals tatsächlich war, enthüllt nun ein Zwischenbericht der Untersuchungsstelle im Klimaschutzministerium – nach fünf Jahren. Offiziell ist von einer schweren Störung die Rede, Luftfahrtexperten sprechen von einem Beinahezusammenstoß.
Die aus Prag kommende Dash-8 war im starken Gewitter im Landeanflug auf die Piste 34, durfte aber eine außerplanmäßige Abkürzung fliegen. Ein Airbus A319 hob hingegen auf Piste 29 mit Ziel Montenegro ab. In den Fliegern hätten theoretisch mehr als 230 Menschen Platz. Wie viele Passagiere tatsächlich an Bord waren, konnte in fünf Jahren Ermittlungstätigkeit allerdings noch nicht herausgefunden werden.
Gewitter und Stress
Während des Starts herrschten jedenfalls Sichtflugbedingungen, allerdings zog eine Gewitterzelle auf. Mehrere Flugzeuge wurden deshalb umgeleitet. Offenbar ging es ziemlich chaotisch zu, durch die hohe Sprechfrequenz von Piloten und Fluglotsen mussten zahlreiche Anweisungen wiederholt werden. Laut Untersuchungsbericht stieg plötzlich die Arbeitsbelastung beim Bodenpersonal an.
Zunächst meldete das Radarsystem des Flughafens (STCA) eine drohende Kollision. Zehn Sekunden später meldete sich auch das TCAS-System der Maschine aus Prag, weshalb der Pilot diese in einen Sinkflug und eine Rechtskurve brachte. Er sah zu diesem Zeitpunkt auch den Jet nach Podgorica, der auf Frontalkurs war.
Die Airbus-Besatzung erhielt gleichzeitig unterschiedliche Aufforderungen – die Fluglotsen wollten die Flughöhe beibehalten, der Computer forderte hingegen einen Steigflug. Der Pilot entschied sich daraufhin, der Maschine zu folgen.
Flugzeuge müssen in diesem Bereich mindestens 350 Meter in der Höhe und sechs Kilometer horizontal voneinander entfernt sein. Darunter handelt es sich um sogenannte Staffelunterschreitungen. In extremen Fällen wie diesem wird von den Bordsystemen Kollisionsalarm ausgelöst. Derartige Fälle sind jedenfalls meldepflichtig, was die Austrian entsprechend gemacht hat.
Dass derartige Untersuchungen in Österreich oft Jahre und sogar über ein Jahrzehnt dauern während andere Länder hoch komplizierte Abstürze innerhalb weniger Monate aufklären, sorgte bereits für heftige Kritik von UNO-Organisationen und dem Rechnungshof. Auch bereits drei Neos-Abgeordnete versuchten mit zahlreichen parlamentarischen Anfragen, die Hintergründe aufzuklären.
So hat die Untersuchungsstelle seit vier Jahren keinen einzigen Bahnunfall untersucht, auch Hubschrauber-Unfälle aus den Jahren 2009 und 2011 sind bis heute ebenso ungeklärt wie eine Absturzserie von Diamond-Kleinflugzeugen vor mehr als fünfzehn Jahren.
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