Kriminalitätsrate steigt leicht, starkes Plus bei Sexualdelikten

Einsatzkräfte an einer Polizeisperrung.
Im Vorjahr gab es mehr Gewalt- und Sexualdelikte. Die Aufklärungsquote ist hingegen gesunken.

Auf mehr als 100 Seiten beantwortete das Innenministerium diese Woche eine Anfrage des ehemaligen Ressortchefs Herbert Kickl ( FPÖ) zur Kriminalität in Österreich. Wenig überraschend interessierte sich Kickl vor allem für Zahlen rund um fremde Tatverdächtige beziehungsweise Asylwerber.

Doch vor allem die Zahlen zur Gesamtkriminalität in Österreich sind überraschend. Sie zeigen einen Anstieg der Delikte um 3,1 Prozent (auf insgesamt 487.672) im Vergleich zu 2018 – dem Jahr, in dem die Kriminalitätsrate in Österreich einen Tiefststand erreicht hat.

Gesunken ist 2019 hingegen die Aufklärungsquote. Nämlich um 0,6 Prozent.

Die Zahlen sind noch nicht endgültig – die finale Kriminalstatistik 2019 wird in einigen Wochen präsentiert. Die Analyse des Innenministeriums wird aber auf jenen Daten basieren, die dem KURIER jetzt schon vorliegen.

Eine Grafik zur Gesamtkriminalität in Österreich von 2009 bis 2019, mit Zahlen zu Tatverdächtigen und Asylwerbern.

Die Delikte sind um 3,1 Prozent gestiegen.

Die Kriminalitätsstatistik wird übrigens von Experten immer wieder kritisiert, da sie mehr ein Tätigkeitsbericht der Exekutive ist als ein Gradmesser für Kriminalität.

Herbert Kickl selbst kommentierte die Anfragebeantwortung nicht. Da die Polizeiarbeit im Jahr 2019 aber noch auf von ihm gesetzte Maßnahmen zurückzuführen ist, betreffen diese natürlich auch seine Amtszeit:

Leichter Anstieg bei Gewaltdelikten

Obwohl Meldungen über Tötungsdelikte – vor allem an Frauen – 2019 die Medien beherrschten, stieg die Zahl lediglich um 0,7 Prozent an. 80.160 Mal wurde die Polizei im Vorjahr wegen Delikten gegen Leib und Leben alarmiert. Das beutet eine Steigerung von 580 Fällen im Vergleich zum Jahr 2018.

Am stärksten stieg die Zahl im Wiener Bezirk Wieden, wo mit 357 Delikten um 19,8 Prozent mehr verbucht wurden als im Jahr davor. Eine Erhöhung von 18 Prozent gab es im steirischen Leoben, wo es zu 380 Delikten kam.

Zehn Prozent mehr Sexualdelikte

Einen Anstieg von zehn Prozent gab es bei strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung. Insgesamt mussten die Behörden 2019 um 581 Fälle mehr verzeichnen. Insgesamt waren es österreichweit 6.385 derartige Delikte.

Darunter fallen unter anderem Vergewaltigung und Zuhälterei. Auch der sogenannte „Po-Grapsch-Paragraf“ ist in diesen Zahlen inkludiert, weshalb ein Anstieg auch auf ein gesteigertes Bewusstsein bezüglich sexueller Belästigung zurückzuführen sein kann. Die Aufklärungsquote liegt in dieser Deliktgruppe bei 84,7 Prozent.

14.453 Verdächtige Asylwerber

Einen besonders großen Teil der Anfragebeantwortung machen die Daten zu Tatverdächtigen aus. Insgesamt standen im Vorjahr 302.550 Menschen unter Verdacht, das sind 13.084 mehr als 2018. Mehr als die Hälfte der Verdächtigen waren Österreicher. Die Gruppe der fremden Tatverdächtigen führen wieder die Deutschen an – vor Rumänen und Serben.

Gemessen an der Gesamtzahl der Deutschen in Österreich relativiert sich das Bild: So sind nur sechs Prozent der Deutschen ins Visier der Polizei geraten; bei den Afghanen sind es etwa 14 Prozent.

Kriminalsoziologen führen das auch auf den Umstand zurück, dass vor allem junge Männer mit wenig Einkommen mehr Straftaten begehen – und diese Gruppe ist etwa bei Afghanen größer.

Das bringt 2016: Neues Strafrecht.

Junge Menschen mit geringem Einkommen begehen eher Straftaten.

Von allen fremden Tatverdächtigen sind 14.435 Asylwerber. 35.374 Verdächtige sind in Österreich erwerbstätig. 12.830 Personen waren Touristen.

Die zweitgrößte Gruppe machen mit 21.181 Personen jene aus, die zwar nicht arbeiten gehen, aber dennoch in Österreich sozialversichert sind. Der Rest entfällt auf Menschen die nur geduldet, nicht versichert oder in Ausbildung sind.

Burgenland ist das sicherste Bundesland

Das sicherste Bundesland ist das Burgenland. Dort wurden 9.274 Delikte verzeichnet. In Vorarlberg waren es 20.945 Delikte. Auf Platz drei folgt Kärnten. Danach kommen Salzburg, Tirol und die Steiermark.

Mit Abstand die meisten Delikte gibt es in Wien. Mit 173.093 Fällen gab es mehr als in Niederösterreich (68.879) und Oberösterreich (64.604) zusammen. Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte am Freitag erneut einen eigenen Sicherheitsstadtrat für die Bundeshauptstadt.

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