Kickls Statistik: „Österreich ist so sicher wie noch nie“
Eine angeblich explodierende Zahl an Frauenmorden, behauptete Massen-Sexualdelikte von Ausländern und enorm viele Delikte mit Stichwaffen – in den vergangenen Monaten wurde teils hysterisch über die angeblich ausufernde Kriminalität berichtet. Doch nun liegen die harten Fakten auf dem Tisch, FPÖ-Innenminster Herbert Kickl wird man sicherlich nicht vorwerfen können, Delikte zu verschleiern.
Weniger Kriminalität, aber mehr Morde. Vor allem an Frauen.
Die Bilanz des Innenministeriums beziehungsweise des Bundeskriminalamts trägt den Untertitel „ Österreich ist so sicher wie noch nie“. Das ist wohl nicht übertrieben – noch vor 20 Jahren registrierte Wien alleine so viele Morde wie jetzt ganz Österreich. In den 90ern gab es Mafia-Bluttaten in der Bundeshauptstadt, Zigtausende Autos wurden bis in die 2000er-Jahre hinein gestohlen und in den Osten verschoben. In den 70ern, 80ern und sogar 90ern hatte der Terror Österreich im Griff (OPEC, Flughafen Schwechat, Briefbomben), es gab Entführungen (Palmers) oder Feuergefechte mit RAF-Terroristen.
Zum Vergleich: In Österreich gibt es nun erstmals seit 20 Jahren weniger als eine halbe Million Anzeigen wegen krimineller Vergehen – nämlich 472.981. Dazu ist die Klärungsquote auf einem Höchststand.Die Zahl der Gewaltdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, aber seit mindestens einem Jahrzehnt mehr oder weniger konstant.
Weniger Gewalt
Die Morde (inklusiver Versuche) ist mit 190 über dem langjährigen Schnitt von etwa 130 bis 180. Auch die Zahl der getöteten Frauen (41) ist etwas höher als in den Jahren zuvor (17 bis 36). Ob dies ein wirklich ernstzunehmender Trend ist oder nur eine kurzfristige Häufung, wie sie statistisch immer vorkommen kann, ist umstritten. Derzeit wird dies ressortintern untersucht, betonte Kickl. Der auffallendste neue Trend sind Morde ohne Waffe (also etwa Erwürgen). Diese haben mit 28 einen absoluten Höchststand erreicht, doch auch jene mit Stichwaffen (22) sind leicht über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.
Mehr Täter vom Westbalkan
Auffallend ist laut Bundeskriminalamtschef Franz Lang eine Zunahme bei Tätern aus dem Gebiet des Westbalkan (Kosovo, Serbien, Bosnien-Herzegowina). Einen Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle sucht man hier übrigens vergeblich.
Diese hat aber definitiv mit der leichten Zunahme an Sexualdelikten zu tun – allerdings anders als manche vielleicht vermuten. Denn erstmals gab es Anzeigen von Opfern aus Afghanistan und der Türkei – ein Zeichen, dass die Frauen aus diesen Ländern aufbegehren. In Summe ist aber auch die Zahl der schweren Sexualdelikte (Vergewaltigung) seit 2010 ziemlich konstant.
Dass die Flüchtlingswelle gar keine Auswirkungen gehabt hat, ist aber ein Irrtum. Vor allem bei den leichten Sexualdelikten und Körperverletzungen gab es eine Zunahme. „Mittlerweile spricht sich aber herum, dass man deswegen in Österreich vor Gericht landet und eine Strafe erhält“, betont Lang.
Ein weiterer Trend hat sich bestätigt: Die Zahl der Straftaten im Internet nimmt weiterhin zu (plus 17 Prozent). Lang sieht dafür auch die „Cybernaivität der Österreicher“ als Ursache.
Kickl sieht vor allem eine „Zeugnisverteilung“ für die Polizei in dem Kriminalitätsbericht. Das ist tatsächlich so, die heimische Exekutive hat die Lage in Österreich im Griff. Mittlerweile bestätigen auch viele Umfragen und Untersuchungen, dass sich die Österreicher (wieder) sicher fühlen. Es scheint so, dass tatsächlich die ganze Aufregung der vergangenen Jahre umsonst war.
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