Als erste vorläufige Auswertung wurden die Daten von Februar und Juli verglichen. Dabei habe sich gezeigt, dass die Atemfrequenzen der Tiere im Juli deutlich höher waren. Die Pulsfrequenzen unterscheiden sich kaum, etwas mehr Schweiß sei aber schon wahrgenommen worden, erklärt Krcal. „Dabei handelt es sich aber um erwartbare Zusammenhänge“, so die Tierärztin.
Bodentemperatur
Interessanter sei aber ein anderes vorläufiges Ergebnis: Steigt die Bodentemperatur unter dem Pferd um ein Grad, steige auch die gemessene Puls- und Atemfrequenz der Tiere. Und zwar in der Stadt etwas mehr als im Stall. „Die Bodentemperatur scheint in der Stadt also ein bisschen einen stärkeren Einfluss zu haben als im Stall“, konkretisiert Theresia Licka, Pferdesportmedizinerin der Vetmed, die die Studie von Dissertantin Carina Krcal betreut. Die Luftfeuchtigkeit führe hingegen zu keinem signifikanten Unterschied zwischen Stall und Stadt. Was das Schwitzen betrifft, sieht das etwas anders aus: „Das ist im Stall zum Teil sogar schlechter als in der Stadt“, sagt Licka. Obwohl es sich um gut kontrollierte und gelüftete Ställe handle, bilde sich hier rund um das Tier eine Art „feuchte Wolke“, in der die Pferde stehen. Was in weiterer Folge zu etwas mehr Schweiß führe. In der Stadt passiere das – vermutlich wegen der etwas stärkeren Luftbewegung – nicht.
Insgesamt hätten die Tiere mit der Hitze aber keine erkennbaren Schwierigkeiten gehabt. Weder in der Stadt noch im Stall. „Es gibt kein Pferd, das an eine Krise herankommt“, sagt Licka. Allerdings würden zwei Tatsachen die Untersuchungen einschränken: Erstens sei ab 35 Grad Schluss. Ab dann gilt das Hitzefahrverbot, Untersuchungen in der Stadt sind somit nicht möglich. „Vielleicht würde sich ab 38 Grad besser zeigen, welche Pferde leichter mit der Hitze umgehen.“
Zweitens habe es bisher keine großen Temperatursprünge gegeben. „Wir haben unglaublich viele Daten zu Hitze gesammelt. Was uns fehlt, sind Hitzesprünge von über 10 Grad.“ Wie die Pferde mit plötzlichen Hitzewellen umgehen, könne bisher also nicht gesagt werden. Bis Ende Dezember sammelt das Forscherteam aber noch weitere Daten. Ob der eine oder andere Hitzesprung doch gemessen werden kann, bleibt also abzuwarten. Die endgültigen Daten sollen Anfang 2025 präsentiert werden. Erst dann seien die Ergebnisse auch wirklich präzise.
Um die Pferde überhaupt untersuchen zu können, arbeitet das Team mit den Unternehmen Fiaker Paul und Fiaker Chytracek zusammen. „Wir wollen schließlich genau die Pferde untersuchen, die in Wien im Einsatz sind“, sagt Licka. Finanziert wird die Studie mit Forschungsgeldern von Licka.
Stadt führt eigene Studie durch
Wirklich interessiert habe sich für die Studie bisher noch niemand, sagt Licka. Weder Bund noch Stadt Wien. Stattdessen führen Letztere gemeinsam mit der Vetmed eine eigene Hitzestudie durch. Schon diesen Sommer hätte sie starten sollen. Ein konkretes Studiendesign gab die MA 60 (Veterinäramt und Tierschutz) auf KURIER-Anfrage aber noch nicht bekannt.
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