Die kurz nach 14 Uhr von Kanzler Sebastian Kurz verkündete
Sperre der Tiroler Wintersport-Region hatte dort für die fluchtartige Abreise von Touristen gesorgt.
Meldungen, wonach gleichzeitig in Ischgl Mitarbeiter regelrecht aus dem Tal getrieben wurden, fanden nun durch Berichte Betroffener im ORF-„Am Schauplatz“ weitere Bestätigung.
Und sie bergen zusätzliche Brisanz: Laut einem der Saisonniers, die zur sofortigen Abreise aus dem Tal genötigt worden sein sollen, habe es geheißen: „Bis vier Uhr ist der Checkpoint noch offen.“
Das deckt sich mit KURIER-Recherchen, wonach die Polizei die Kontrollen erst nach 16 Uhr aufnehmen konnte. Einerseits, weil die Exekutive selbst von der Maßnahme überrumpelt worden sein soll. Andererseits, weil die notwendigen Bescheide erst erstellt werden mussten.
Wie offenkundig zumindest einzelne Betriebe in Ischgl informiert gewesen sein können, dass ihre Mitarbeiter bis 16 Uhr ohne Kontrollen ausreisen können, kann sich
Dietmar Walser, Geschäftsführer des Tourismusverbandes im Ort, nicht erklären. Er versichert: „Das war keine Information unseres Tourismusverbands.“
Dass der TVB – wie auch jener von St. Anton – noch vor Ankündigung der Sperren über diese Bescheid gewusst hat, sorgte bereits vergangene Woche für Aufregung. (Anmerkung: Laut dem Land
Tirol hat der Mitarbeiter einer Fachabteilung die beiden Tourismusverbände bezüglich des Registrierungsmanagements der ausreisenden Gäste vorab kontakiert).
Wie berichtet, informierte der Tourismusverband von Ischgl dann Hotelbetriebe an diesem Tag schon um 12.30 Uhr über die Einrichtung von Checkpoints ab 14 Uhr.
Um 16 Uhr sind laut Walser auch erst jene Formulare vom Land eingetrudelt, die Gäste unterfertigen mussten, um sich zur sofortigen Ausreise aus Tirol zu verpflichten. Wie viele Touristen bereits zuvor das Tal verlassen haben, konnte Walser nicht sagen.
Mitarbeiter – auch jene aus dem Ausland – waren bekanntlich von der
Quarantäne erfasst. Dass Angestellte zur Ausreise gedrängt worden seien, davon weiß der TVB-Geschäftsführer nichts: „Mir ist kein Betrieb bekannt, der seine Mitarbeiter dazu aufgefordert haben sollte.“
Nach dem teilweise dokumentierten Umgang mit den Mitarbeitern im Zuge der Corona-Epidemie, dürfte die Personalsuche für Tourismusbetriebe in Zukunft noch um einiges schwieriger werden.
Der Tiroler Tourismus sucht vor jeder Saison händeringend nach Arbeitskräften. Große Betriebe haben eigene Recruitingabteilungen. Manche Orte locken mit speziellen Zuckerln, wie kostenloser Nutzung des Freizeitangebots im Ort.
Nach dem teilweise dokumentierten Umgang mit den Mitarbeitern im Zuge der Corona-Epidemie, dürfte die Personalsuche für Tourismusbetriebe in Zukunft noch um einiges schwieriger werden. Der Ruf Tirol ist jedenfalls bei Mitarbeitern und Gästen ramponiert.
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