Wie die Siedlungspolitik Verkehrsprobleme verursacht

Wie die Siedlungspolitik Verkehrsprobleme verursacht
Wir müssen künftig anders wohnen, meint der Verkehrsclub Österreich. Bauen auf grüner Wiese habe ein Ablaufdatum

Es ist eigentlich kein überraschendes Fazit: Wer am Land wohnt, fährt öfter mit dem Auto.

Etwa, weil die Öffi-Anbindung fehlt oder die Wege länger sind. Doch genau die Siedlungen oder Einkaufszentren in der grünen Wiese werden immer mehr zum Problem. Mittlerweile beanspruchen die Verkehrs- und Bauflächen österreichweit 5.338 – das ist die doppelte Fläche Vorarlbergs.

Während die Bevölkerung seit 1991 um 14 Prozent gewachsen ist, hat sich die für Wohnen verbaute Fläche verdoppelt und die Anzahl der Pkw vervierfacht. Im Vorjahr nahmen Straßen 1.992 Fläche ein. Die Krux: Mehr Straßen produzieren mehr Verkehr. Schon jetzt gibt es allein in NÖ 400.000 Zweit- und Drittautos.

Wie die Siedlungspolitik Verkehrsprobleme verursacht

Für den Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ist es vor allem mit Hinblick auf das Ziel der Klimaneutralität nun höchste Eisenbahn, die Siedlungspolitik im Land zu ändern, den die „hätte das Potenzial, Verkehr zu vermeiden“, sagt Michael Schwendinger. So fordert der VCÖ, dass die Pkw-Stellplatzverordnung – die vorsieht wie viele Parkplätze pro Wohneinheit errichtet werden müssen – abgeschafft wird.

Damit würden auch die Baukosten sinken. Und die Versiegelung auch durch Tiefgaragen drastisch abnehmen.

Zudem müssten die Ortskerne gestärkt und Bauland in den Zentren mobilisiert werden. Das erleichtere den Umstieg vom Auto auf Zufußgehen oder das Fahrrad. „50 Prozent der Wege sind kürzer als fünf Kilometer. Trotzdem werden die mit dem Auto gemacht“, sagt Schwendinger. Die Bemühungen des Landes NÖ (siehe oben) seien ein wichtiger Schritt.

Geld- und Energiefresser

Vielleicht, hoffen die Experten, könne auch das Thema Geld in den Gemeinden ein Umdenken bewirken. Denn die Aufschließungskosten für ein Einfamilienhaus betragen 24.200 Euro, für eine Wohnung im Zentrum 2.400 Euro. Und auch die Haushalte in der Peripherie haben um 50 Prozent höhere Ausgaben für die Mobilität. Ganz abgesehen davon, dass selbst ein Niedrigenergiehaus auf der grünen Wiese mehr Energie frisst, als eine Altbauwohnung in der Stadt.

Bei der Wohnbauförderung sollten etwa Bauvorhaben mit Nähe zu Öffis oder anderen Mobilitätsangeboten besser berücksichtigt werden. Auch Anreize fürs Bauen an Verkehrsachsen sollte es geben. „Mit steigender Siedlungsdichte sinkt der Motorisierungsgrad“, so Schwendinger. Natürlich müsste es dann Konzepte für autofreie Mobilität geben – etwa Anrufsammeltaxis oder den Einsatz von E-Bikes.

In Tirol etwa könnten Jahreskartenbesitzer kostenlos ein Carsharing-Angebot nutzen. In Wiener Neudorf, Bezirk Mödling, ist das Wohnprojekt am Areal des alten Versteigerungshauses an das Radwegenetz angebunden. Bewohner bekommen einen Zuschuss für Öffi-Tickets.Katharina Zach

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