Bad Deutsch-Altenburg hält den Hitzerekord

Hitze, Bad Deutsch Altenburg
Bad Deutsch Altenburg hält den Allzeit-Rekord mit 40,5 Grad Celsius. Der 40,6-Grad-Wert in Neusiedl am See wird nicht anerkannt.

Fällt er oder fällt er nicht? Die Rede war vom österreichischen Temperaturrekord - und Donnerstag, um kurz nach 16 Uhr ist er offiziell gefallen: 40,5 Grad wurden in Bad Deutsch Altenburg erreicht. Damit hat die niederösterreichische Gemeinde die Bezirkshauptstadt Dellach im Drautal als heißester Ort Österreichs abgelöst - dort waren am 3. August 39,9 Grad gemessen worden.

Schon zuvor war der Rekord inoffiziell eingestellt worden: "Neusiedl am See hat mit 40,6 Grad die Schallmauer durchbrochen", sagte UBIMET-Meteorologe Roland Reiter um 14 Uhr gegenüber dem KURIER. Doch ganz fix ist der Wert bis dato noch nicht: "Die Werte der Station sind binnen zehn Minuten um 2,5 Grad gestiegen - das ist sehr ungewöhnlich", gab der Experte zu bedenken. Möglich sei eine derartige Steigerung dennoch, gerade weil die Messstation stark von Wind und Seenähe beeinflusst werde. Reiter gab sich vorsichtig: "Die Zentralanstalt für Meteorologie hat den Wert noch nicht bestätigt, darauf warten wir noch."

Am Freitag dann Klarheit: Der neue Hitzerekord für Österreich bleibt mit 40,5 Grad Celsius in Bad Deutsch-Altenburg. Wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Freitag mitteilte, habe die Datenprüfung ergeben, dass der Wert von 40,6 Grad in Neusiedl am See „meteorologisch nicht realistisch ist und aus der Datenbank gestrichen wird“.

Die offiziellen Top 7 vom Donnerstag (16 Uhr):
Bad Deutsch-Altenburg: 40,5°C
Güssing: 40,0°C
Hohenau: 39,9°C
Andau: 39,8°C
Leibnitz-Wagna: 39,6°C
Fürstenfeld: 39,6°C
Wien-Innenstadt: 39,5°C

Waldbrand

Nahe Wiener Neustadt sind am Donnerstagnachmittag etwa 20 Hektar Wald in Brand geraten. Die Löscharbeiten wurden zu Boden und aus der Luft in Angriff genommen. Das Bundesheer stellte Flächenflugzeuge und Hubschrauber, 55 Feuerwehren boten 680 Mann auf. Auch die Südbahnstrecke musste geschützt werden. Die Ursache für den Brand, der am Abend unter Kontrolle war, stand vorerst nicht fest. Mehr dazu hier.

Hoher Ozon-Wert in Wien

In Wien und mehreren Messstellen in Niederösterreich ist zudem die Informationsschwelle für Ozon überschritten worden - die Belastung könne zu Beeinträchtigungen führen, vor allem bei empfindlichen Personen, warnt die MA22. Die Wiener Umweltschutzabteilung ruft deshalb dazu auf, auf nicht unbedingt notwendige Autofahrten zu verzichten und öffentliche Verkehrsmittel zu benützen.

Fünf Wochen Hitze

Bad Deutsch-Altenburg hält den Hitzerekord
Neben der seit knapp fünf Wochen anhaltendenHitzeperiodebeeinträchtigen vor allem die heißen Nächte die Bevölkerung. So verzeichneten die Mess-Stationen in Wien seit 1. Juni, 25 Tropennächte. Dabei liegt die Temperatur der Nachtstunden über 20 Grad. Ein Allzeit-Rekord für Wien. „Tropennächte nehmen zu. Die Differenz zwischen Tages- und Nachttemperaturen ist nicht mehr so groß, wie sie klimatologisch sein sollte“, spricht Klimaexperte Erwin Mayer von messbarer Erderwärmung.

Ebenfalls seit Junibeginn wurden in Wien 23 Tage über 30 Grad (Hitzetage) und sieben Tage über 35 Grad registriert. Auch diese Werte gehen in die Wetterstatistiken als Spitzenwerte ein. Die extremen Temperaturen haben in den vergangenen Tagen auch die Seen aufgeheizt. So bietet der Klopeiner See in Kärnten mit 30 Grad kaum Abkühlung. Als kältester See wurde Mittwoch der Ritzensee (Tirol) mit 17 Grad gemessen.

Im warmen Wasser vermehren sich zusätzlich die Algen. „Ist die Wasserqualität generell in Ordnung, stellen Algen kein Problem dar“, versichert Biologe Heinz Jaksch. Auch die durch Badegäste ins Wasser gebrachten Kolibakterien beeinflussen das Seenwasser nicht.

Bad Deutsch-Altenburg hält den Hitzerekord
Korrektur: Hitzerekord Burgenland Höchste gemessene Temperaturen nach Bundesland, Ort und Jahr - Landkarte Grafik 0961-13-Hitze.ai, Format 88 x 64 mm

Gluthitze hat ein Ende

Selbst der Neusiedler See ist noch vergleichsweise gut gefüllt, auch wenn der Wasserstand seit April um gut 24 Zentimeter gesunken ist. Es macht sich jetzt bezahlt, dass heuer im Frühjahr nur die unbedingt notwendige Menge an Wasser abgelassen wurde, und so gibt es derzeit weder bei der Schifffahrt noch beim Segeln Probleme.

Mit Freitag geht dem Sahara-Sommer (vorläufig) die Luft aus. Regenschauer an der Alpennordseite bringen Abkühlung auf 25 Grad.

Das Wetter im Detail finden Sie hier.

Obwohl von Meteorologen angezweifelt – die Bewohner von Neusiedl am See ließen sich den Hitzerekord über 40,6 Grad nicht vermiesen. Gleich nach Bekanntwerden des historischen Messwertes am frühen Donnerstagnachmittag jubelten viele Neusiedler auf Facebook, sie seien „stolz, in der heißesten Gemeinde Österreichs zu leben.“ Naturgemäß freut sich auch Bürgermeister Kurt Lentsch darüber, das sein Ort jetzt in aller Munde sei. Für den Ortschef ist der Wert „eine Bestätigung, dass es hier sehr angenehm zu leben und zum Urlaubmachen ist.“

Die Extremtemperaturen dürften aber so manchen Seebadbesucher abgeschreckt haben. Donnerstagnachmittag gab es im Seebad keinen Besucherrekord zu verzeichnen. „Hitzerekord hin oder her – mir reicht’s, es könnte jetzt endlich bald abkühlen“, sagt Nicole Hoffmann aus Pama, Bezirk Neusiedl am See. Kevin und Ronald Tuider aus Sommerein, Niederösterreich, empfinden „die Temperaturen erträglich. Bei der Hitze ist sogar der 30 Grad warme See noch erfrischend.“

Beklagen wolle sich der Bootsvermieter neben dem Seebad „natürlich“ nicht, aufs Geschäft wirke sich die enorme Hitze aber nicht unbedingt positiv aus. Ins selbe Horn stößt auch Claudia Sari vom Eissalon „San Marco“ in der Neusiedler Innenstadt, „das aktuelle Wetter ist doch ein bisschen schlecht fürs Geschäft.“

25 Milliarden Kubikmeter: So viel Grundwasser wird laut einer Studie pro Jahr im alpinen Raum Österreichs durchschnittlich neu gebildet, davon wäre ein Fünftel ökologisch nutzbar. Tatsächlich verbraucht werden davon rund zwei Prozent.

„Die Alpen trocknen also nicht aus“, versichert Till Harum, Wasserversorgungsexperte der Forschungsgesellschaft Joanneum Research in Graz. Das Wasservorkommen sei in Österreich daher kein Thema. „Wir haben eher ein Umverteilungsproblem.“

Das zeigt die aktuelle Situation tatsächlich sehr gut: In exponierten Lagen der Süd- und Oststeiermark ist Wasserknappheit spürbar, so wie immer in heißen Sommern. Mit Wasserleitungen aus dem Hochschwabgebiet wird gegengesteuert. Stefan Zach, Pressesprecher der EVN, beruhigt für Niederösterreich ebenfalls: „Selbst wenn die Hitze andauert, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Die starken regionalen Unterschiede bei den Wasservorkommen können ausgeglichen werden.“

Der größte Wasserversorger des Burgenlandes meldet zwar auch Rekordverbräuche, Einschränkungen gäbe es jedoch keine. Robert Necker, Obmann der Wassergenossenschaft Rax Bergen 1 (Jennersdorf) kann ebenfalls auf volle Grundwasservorräte zurückgreifen: „Wasser wird nicht so schnell knapp, da hat sich das nasse Frühjahr ausgezahlt.“

Problematisch könnte längerfristig allerdings der Klimawandel werden, vor allem in tieferen Lagen, räumt Experte Harum ein: Steigen die Temperaturen, verdunstet Niederschlag schneller, die Neubildung von Grundwasser geht zurück. „Man muss davon ausgehen, dass die Wasserreserven in tieferen Lagen zurückgehen. Aber das heißt nicht, dass dann nichts mehr da ist.“

Bad Deutsch-Altenburg hält den Hitzerekord

Morgens Wasser trinken: Da koffeinhaltige Getränke den Kreislauf beeinträchtigen, empfiehlt sich bereits zum Frühstück ein Glas Wasser, Mineral oder ungesüßter Tee. Über den Tag verteilt sollte man auf zwei bis drei Liter Flüssigkeit kommen – auch wenn man nicht durstig ist. Das Durstgefühl setzt erst ein, wenn man bereits viel Flüssigkeit verloren hat.

Wohnung richtig lüften: Um die Wohnung kühl zu halten, sollten untertags die Fenster mit Jalousien oder Vorhängen verdunkelt werden. Nur in der Früh oder spät am Abend lüften.

Zeitig zur Arbeit: An heißen Tagen ist es besser, früh in die Arbeit zu gehen und mittags eine Siesta einzulegen. Anstrengende Tätigkeiten besser für die Tagesrandzeiten aufheben. Falls dies nicht möglich ist, helfen stündlich kurze Pausen, ein paar Schritte zu gehen, Wasser zu trinken sowie das Gesicht und die Handgelenke mit einem nassen Tuch zu kühlen.

Leichte Kost essen: Um Schnitzel und Pommes zu verdauen braucht der Körper viel Energie. Bei starker Hitze sinkt aber der Blutdruck, fettes Essen belastet zusätzlich. Besser: Salat, Rohkost, gedünstetes Gemüse oder Wassermelonen.

Den Kopf schützen: Um einen Sonnenstich zu vermeiden, ist eine Kopfbedeckung wichtig. Während beim Hitzschlag und Hitzekollaps der ganze Körper erwärmt ist und es zu Bewusstlosigkeit kommen kann, ist beim Sonnenstich in erster Linie der Kopf erhitzt. Symptome: Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Benommenheit.

Vorsicht im Auto: In stehenden Autos steigt die Temperatur auf bis zu 50 Grad Celsius an. Auch wenn es sich nur um kurze Aufenthalte handelt, dürfen Kinder und Tiere nicht im Fahrzeug zurückgelassen werden. Dies kann für sie tödlich enden.

Auf Körpersignale achten: Bei Gefühlen von trockenem Mund, Schlappheit, Schwindel, Kopfschmerzen oder Krämpfen in Armen und Beinen schattige Plätze aufsuchen. Bessert sich der Zustand nicht, sollte man unter der Nummer 144 die Rettung verständigen.

Erste Hilfe leisten: Hitzeopfer sofort in den Schatten bringen, für Ruhe sorgen und beengende Kleidung möglichst öffnen. Der Oberkörper sollte hochgelagert werden. Wasser zum Trinken und kalte Umschläge auf der Stirn kühlen und bringen den Kreislauf wieder in Schwung.

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