Wenn Österreichs Test-System krachen geht
Die Schulen gelten als eines der wichtigsten Fenster für den Einblick ins Pandemie-Geschehen. Doch auch kommende Woche wird dort – zumindest außerhalb von Wien – nur ein PCR-Test durchgeführt, wie der Laboranbieter für die übrigen acht Bundesländer mitgeteilt hat.
Vertraglich vereinbart sind eigentlich zwei Tests pro Woche. Das Bildungsministerium will Schadenersatz geltend machen.
Mediziner Michael Havel vom Laborbetreiber Lifebrain, der für Wien nicht nur „Alles gurgelt“, sondern auch die Schultests abwickelt, meint zu den Turbulenzen bei der Konkurrenz:
„Wenn man sich die Bietergemeinschaften anschaut, die diese Schultests in ganz Österreich durchführen sollen, hat sich weder der Bund noch die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) bei der Auftragsvergabe davon überzeugt, dass die das wirklich können. Die haben billig angeboten, sind zu einem Riesen-Auftrag gekommen, den sie nicht abarbeiten können.“
Zahlreiche Baustellen
Doch die Schulen sind nur eine von vielen Baustellen im brüchig werdenden Test- und Fallmanagement. So kracht es auch beim Corona-Screening der breiten Bevölkerung.
Dafür haben die Bundesländer zwar nach Wiener Vorbild PCR-Gurgelsysteme aufgebaut. In Salzburg geht man aber davon aus, dass es bei diesen Tests kommende Woche aufgrund der erwarteten extrem hohen Zahl an Neuinfektionen Wartezeiten von über 30 Stunden bis zum Ergebnis geben wird.
Um 3-G-Nachweise für die Arbeitskräfte sicherstellen zu können, werden in Salzburg – aber auch in anderen Bundesländern – die Antigen-Wohnzimmertests wieder zugelassen. Salzburgs Corona-Manager Peter Schinnerl versichert aber, dass es bei den behördlichen Tests – sei es bei jenen für Verdachtsfälle oder auch bei jenen für das Freitesten aus der Quarantäne – „keine Einschränkungen gibt“.
Die Freitest-Kapazitäten sind für die Wirtschaft höchst relevant. Denn durch die großen Fallzahlen ist entsprechend viel Personal in Quarantäne. Wenn die Mitarbeiter sich aber aufgrund fehlender PCR-Kapazitäten nicht nach fünf Tagen freitesten können, verschärft sich das Problem.
Kein Freitesten
In Kärnten ist genau das jetzt der Fall. Ab heute, Samstag, kapituliert das Land vor der Omikron-Welle. „Wegen der vielen Neuinfektionen wird es keine behördlichen Freitestungen mehr geben“, bedauerte Gerd Kurath seitens des Landes. Das trifft auch Menschen, die als Kontaktpersonen isoliert sind.
Ausnahmen gibt es nur für „Schlüsselpersonal der kritischen Infrastruktur“, betont Kurath, während sich Wirtschaftsvertreter diese Vorgangsweise wegen der drohenden Personalknappheit nicht gefallen lassen wollen. „Ein neuerliches Armutszeugnis für das seit Monaten mangelhafte und von uns immer wieder beanstandete PCR-Testangebot des Landes“, kritisiert Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl.
Laut Kurath wird nun aber daran gearbeitet, dass in den nächsten Tagen das Freitesten von Kontaktpersonen mittels PCR-Gurgeltests möglich ist.
Die Steiermark hat zwar noch keinen Engpass, bastelt aber an einer Notlösung. Bis kommende Woche soll eine Online-Plattform aufgebaut sein, in der jede isolierte Kontaktperson Gurgeltests oder PCR-Tests von Teststraßen und Apotheken zum Freitesten hochladen kann. In Oberösterreich bekommen Verdachtsfälle bereits beim behördlichen PCR-Test ein Gurgel-Testset fürs spätere Freitesten mit.
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