Neue Polizeieinheit gegen den Verkehrskollaps in Tirol

Die Polizei reagiert auf eine  Engstelle – die Luegbrücke auf der A13 – mit neuen Kräften  
Brückenneubauten auf der A13 werden die Staugefahr auf der Brennerroute für Jahre massiv erhöhen

In den kommenden Wochen werden in Tirol fünf kleine Polizeiinspektionen geschlossen. Jene in Mutters, einer Gemeinde im Bezirk Innsbruck-Land nahe Brenner-Autobahn (A13) und -Bundesstraße, wird aber gerade einmal vier Wochen leer stehen. 

Denn hier soll am 1. April eine neu geschaffene Polizeieinheit einziehen, wie Landespolizeidirektor Helmut Tomac am Mittwoch in einem Hintergrundgespräch informiert hat.

Schwieriger Auftrag

Die Mission der Truppe definiert er mit nichts Geringerem als der „Verhinderung eines Verkehrskollapses auf der A13“ und der „Aufrechterhaltung des sekundären Straßennetzes im Wipptal“, durch das die Brenner-Route führt. 

Zwölf Beamte sollen dieser „Verkehrsgruppe“ zugeteilt werden, zehn davon werden vom Innenministerium eigens für diesen Zweck geschaffene Dienstposten bekleiden. An Spitzentagen wird das Team um zehn weitere Polizisten aufgestockt.

Die Maßnahme zeigt, wie ernst die Exekutive die neue Verkehrssituation nimmt, die seit Jahresanfang besteht. Mit 1. Jänner darf die 1,8 Kilometer lange und extrem marode Luegbrücke, wie mehrfach berichtet, in beiden Richtungen nur noch einspurig befahren werden. 

Jahrelanger Brennpunkt

So soll das 1968 in Betrieb genommene Bauwerk geschont werden, zumindest bis das erste von zwei neu zu errichtenden Tragwerken fertig ist und für den Verkehr freigegeben werden kann. Das soll laut Plänen der Asfinag Ende 2027 der Fall sein, der komplette Neubau, mit dem heuer im Frühjahr begonnen wird, soll dann Ende 2030 stehen.

Die Luegbrücke wird also für Jahre ein Nadelöhr auf dem meistbefahrenen Alpenübergang Europas darstellen. Auf der Transitroute zwischen der bayerisch-österreichischen Grenze bei Kufstein und der Grenze zu Italien am Brenner sind im Vorjahr 14,2 Millionen Fahrzeuge über Inntal- und Brennautobahn gerollt. 

Wirtschafts- und Reiseverkehr zwischen Nord- und Südeuropa geben den Takt vor. „Kommt es zu Behinderungen, haben wir massive Auswirkungen auf den Verkehr in Tirol und die Wipptaler Bevölkerung“, sagt Tomac mit Blick auf die Luegbrücke im Falle von hängen gebliebenen Fahrzeugen – etwa durch Pannen oder Unfälle. 

Innerhalb kürzester Zeit können so riesige Staus quer durchs Bundesland entstehen. „Das baut sich in irrsinniger Geschwindigkeit auf“, sagt der Landespolizeidirektor. Genau hier kommt die neue Verkehrskoordinationseinheit der Polizei in Mutters zum Zug. 

In Zusammenarbeit mit Land Tirol und Asfinag soll die Truppe „das Augenmerk auf das Verkehrsgeschehen entlang der Route legen“, gibt Tomac vor. 

„Jede Minute zählt da“

Es gelte, „möglichst rasch Störquellen zu erkennen und verkehrslenkende Maßnahmen zu setzen. Jede Minute zählt da.“ Die Beamten sollen Verkehrsdaten und Webcam-Bilder der Autobahn monitoren.

Das primäre Interesse ist laut Tomac, „dass die Wipptaler Bevölkerung nicht durch von der Autobahn abfahrende Fahrzeuge lahmgelegt wird.“ Abfahrverbote sollen Stauflüchtlinge daran hindern, auf die Brennerbundesstraße auszuweichen, entlang der sich mehrere Dörfer auffädeln. 

Diese Verbote zu kontrollieren wird ebenfalls eine der zentralen Aufgaben der neuen Einheit sein. Die wird voraussichtlich auch weit über die Eröffnung der neuen Luegbrücke hinaus benötigt werden, unterstreicht Tomac: „Im Anschluss werden weitere Brücken auf der Strecke erneuert – bis hin zur Europabrücke.“ 

Das inoffizielle Wahrzeichen und Kernstück der A13, das bis zu 143 Meter hoch ist, soll zwischen 2040 und 2044 neu errichtet werden. Das Bauwerk hat ebenfalls über 60 Jahre am Buckel.

Fahrzeugballett

Die Luegbrücke erlebt indes am kommenden Samstag ab 8 Uhr einen Elchtest für eine von der Asfinag geplante Entlastungsmaßnahme für den Verkehr auf der A13. An bis zu 180 Tagen im Jahr, an denen mit besonders großem Aufkommen gerechnet wird, wird auf der Brücke eine zweite Fahrspur je Richtung geöffnet.

Die Verkehrsteilnehmer müssen sich dabei aber an eine etwas spezielle Choreografie halten. Sämtliche Fahrzeuge über 3,5 Tonnen müssen auf der Luegbrücke über die linke, zentrierte Spur fahren. Das soll die Statik des Bauwerks entlasten. Leichtere Fahrzeuge werden über die rechte, äußere Spur geführt. 

„Wichtig für alle Verkehrsteilnehmenden ist jedoch, dass es auch mit dieser Maßnahme zu Verzögerungen kommen kann, gerade in den ersten Tagen bitten wir um Geduld“, so Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele im Vorfeld dieses ersten Balanceaktes auf der Strecke.

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