Hannes Anton, Geschäftsführer von Burgenland Tourismus, ist um einen plakativen Vergleich nie verlegen: „Wir werden ein blaues Auge haben. Aber es wird nicht sehr stark geschwollen sein, ein leichtes Veilchen vielleicht“, schätzt Anton das Ergebnis der heurigen Urlaubssaison unter Corona-Bedingungen ein.
Optimistisch
Aber vielleicht gibt es noch nicht einmal das, denn momentan sei die Buchungslage „sehr, sehr gut. Wir haben Betriebe, die sagen, sie haben im Juli keinen Platz mehr, erst wieder im August ist etwas frei.“ Am Neusiedler See tauchen heuer neue Urlauber aus ganz ungewohnten Regionen auf, Kärntner etwa. „Es schaut für den Sommer optimistischer aus, als wir uns träumen haben lassen“, freut sich auch Stefan Schindler, Geschäftsführer vom örtlichen Tourismusverband.
Tausche Meer gegen See
Die Burgenländer gehören somit zu jenen Touristikern, die entspannt in den Sommer 2020 schauen dürfen. Ein KURIER-Rundruf in beliebten Urlaubsgebieten zeigt: Seeregionen können auch schon in der ersten Ferienwelle (in Wien, Niederösterreich und Burgenland war am Freitag der letzte Schultag) nicht klagen - die Österreicher tauschen Meer gegen See.
Aber im Detail. Das Salzkammergut in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark hat 67 Seen die Buchungslage lässt erahnen, dass diese Region die Corona-Krise durchtauchen kann. Geschäftsführer Michael Spechtenhauser vergleicht mit den jeweils 970.000 Buchungen von Juli und August 2019: „Kommt nicht wieder Corona dazwischen, werden wir heuer ähnliche Zahlen erreichen.“ Allerdings trifft statt organisierter Busreisender aus dem Ausland heuer der inländische Individualgast ein.
„Am Grundlsee sind wir fast ausgebucht“, heißt es auch vom Tourismusverband Ausseerland. Auffallend: Die Dauer des Aufenthalts steigt wieder, und zwar auf bis zu zehn Tage. Die Buchungslage im gesamten Ausseerland sei „sehr gut“, freut sich Tourismuschefin Pamela Binder. Im Juli und August seien „nur noch vereinzelt“ Zimmer frei.
In Salzburg „hatten wir so viele Anfragen und Zugriffe auf die Homepage wie noch nie“, sagt Manuela Bacher vom Seenland Tourismus. Direkt an den Seen ist zwar schon vieles ausgebucht, es gäbe aber noch genug freie Zimmer. Am Wolfgangsee dagegen ist das Angebot teilweise schon etwas ausgesucht. „Wir sind mit den aktuellen Zahlen nicht weit hinter den Vorjahren“, sagt Tourismusdirektor Hans Wieser.
Auch Bad Ischl ist laut Tourismusverband für den Sommer fast ausgebucht, vom 4-Stern-Hotel bis zum Jugendgästehaus. Ähnlich ist die Lage am Traunsee: Andreas Murray, Geschäftsführer des Tourismusverbands Traunsee-Almtal, schätzt, für Juli und August könnte man annähernd die Zahlen vom Vorjahr erreichen.
Die Kärntner Hoteliers können ebenfalls zufrieden sein: Das Interesse am Badeurlaub von Wörthersee bis Weißensee ist ungebrochen. Zuweilen führen Betriebe schon Wartelisten.
Alles eitel Sommer also? Jein. Die Niederösterreich Werbung meldet eine „sehr durchwachsene“ Buchungslage für die anlaufende Ferienzeit. Gut nachgefragt werden etwa die Region Annaberg-Mitterberg und der Erlaufsee, ebenso Retz im Weinviertel oder die Wachau. Und ein richtig bekannter Ort St. Corona am Wechsel.
Ebbe in der Stadt
Ein Problem bleibt aber der Städtetourismus, dem der internationale Gast fehlt. „Wir haben einen Verlust von mehr als 70 Prozent“, bedauert Dominic Schmid, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in Wien. „Dabei sind noch nicht einmal alle Betriebe geöffnet.“ Selbst die wenigen Zimmer gingen um bis zu 30 Prozent günstiger als üblich weg.
Am härtesten treffe es die Fünf-Sterne-Häuser, die auf Gäste aus dem US-amerikanischen sowie arabischen Raum angewiesen seien: „Die Auslastung liegt bei maximal zehn Prozent“, berichtet Schmid. „Das ist verheerend.“
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