Trauma nach Terror: Bilder, die nicht aus dem Kopf verschwinden

Trauma nach Terror: Bilder, die nicht aus dem Kopf verschwinden
Hunderte traumatisierte Menschen nutzten seit Montag die telefonischen Hilfsangebote der Stadt

Es sind Menschen, die die schrecklichen Ereignisse Montagabend in der Wiener Innenstadt hautnah miterlebt haben. Andere sind von den grausamen Videos, die vom Terroranschlag kursieren, so traumatisiert, dass sie alleine nicht mehr damit fertig werden und professionelle Hilfe brauchen.

Viele von ihnen wenden sich seit Montag an die 24-Stunden-Hotline der Psychiatrischen Soforthilfe der Stadt Wien. „Wir hatten seit Montag hunderte Anrufe“, schildert Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien, dem KURIER. Phasenweise sei der Andrang so groß, dass die Kollegen von der Corona-Sorgenhotline aushelfen müssen.

Trauma nach Terror: Bilder, die nicht aus dem Kopf verschwinden

Georg Psota

Viele der Anrufer seien direkte Augen- oder Ohrenzeugen des Anschlags, sagt der Mediziner. Damit erkläre sich auch der „auffallend niedrige Altersschnitt“ der Hilfesuchenden. Denn in dem beliebten Fortgehviertel beim Schwedenplatz waren auch am Montagabend sehr viele junge Menschen unterwegs.

Auffällig ist weiters: Das Geschlechterverhältnis ist bei den Anrufern recht ausgeglichen. Abseits des aktuellen Terrorgeschehens würden laut Psota deutlich mehr Frauen als Männer die Hilfe der Hotline in Anspruch nehmen.

Erlebnisse verarbeiten

Sehr häufig bekommen die professionellen Helfer am anderen Ende der Telefonleitung dieselbe Geschichte zu hören: „Die Betroffenen bekommen die Bilder vom Anschlag nicht aus dem Kopf. Sie haben Angst, dass sie nicht mehr verschwinden“, erzählt Psota. Andere wiederum waren stundenlang während des Polizeieinsatzes in einem Lokal eingeschlossen und seien entsprechend verstört.

Zwar hätten viele durchaus Angehörige und Freunde, mit denen sie über die schrecklichen Erlebnisse reden könnten, doch das würde oft nicht ausreichen, sagt der Experte.

„Vielen ist es wichtig, dass sie am Telefon einfach erzählen können, was ihnen passiert ist“, sagt Psota. Dementsprechend sei zunächst die wichtigste Aufgabe der Helfer: Verständnisvoll zuhören, die Angst des Gegenübers anerkennen.

In einem nächsten Schritt gehe es darum, dem Hilfesuchenden ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und ihm dabei zu unterstützen, eine gewisse Alltagsroutine wiederzufinden. Diese helfe dabei, das traumatische Erlebnis zu überwinden.

Besonders an der aktuellen Situation sei laut Psota, dass die psychische Lage vieler Menschen aufgrund der Pandemie ohnehin schon sehr angespannt sei.

Kinder

Spezielle Unterstützung würden aktuell aber auch Kinder benötigen, die die schrecklichen Bilder und Videos aus der Wiener City gesehen haben. „Hilfreich ist es“, so der Experte, „ihnen die positiven Aspekte der vergangenen Tage zu vermitteln. Etwa die vielen Geschichten von Menschen, die einander in dieser schweren Zeit gegenseitig geholfen haben.“

 

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