Polizist über Terroreinsatz: Zwischenmenschliche Tragödie

Polizist über Terroreinsatz: Zwischenmenschliche Tragödie
Ein Beamter spricht über den Einsatz am Schwedenplatz: „Haben Verletzte geborgen und wussten nicht, wohin“.

Beim Anschlag am Montagabend in der Wiener Innenstadt hat der 20-jährige Attentäter vier Menschen getötet und 22 teils schwer verletzt, ehe er selbst von der Polizei erschossen wurde. „Das waren zwischenmenschliche Tragödien, die ich niemals vergessen werde“, sagte ein Polizist, der am Einsatz beteiligt war, der APA. „Immer wieder fielen Schüsse. Wir haben Verletzte geborgen und wussten nicht recht, wohin. Weil wir nicht wussten, wo dieses Arschloch genau ist“, schilderte er.

Passanten unter Schock

Der Beamte traf um 20.05 Uhr im Lokalviertel Bermudadreieck beim Schwedenplatz ein. Am Polizeifunk herrschte zu diesem Zeitpunkt „logischerweise Chaos, an Ort und Stelle hat die Arbeit super funktioniert“, berichtete der Polizist. „Wir haben uns zu Viererteams zusammengetan, auch Leute, die sich nicht kannten, und sind von Lokal zu Lokal gegangen und haben diese gesichert“. „Wir haben geschaut, wo sind noch Verletzte drinnen, diese haben wir rausgeholt und die anderen angewiesen, in den Lokalen zu bleiben.“ Gleichzeitig habe die Rettung bereits am Schwedenplatz ein Zelt eingerichtet, in dem Verwundete versorgt wurden. „In Zweierteams haben wir Verletzte zur Rettung gebracht, während die anderen weitergesichert haben“, erinnerte sich der Beamte. Die Passanten seien alle unter Schock gestanden, ebenso die Verletzten. Eine Frau, die am Auge schwere Verletzungen erlitten hatte, „hat das offensichtlich nicht wahrgenommen und sich immer wieder entschuldigt“, sagte der Polizist.

"Wussten nicht, wo es sicher war"

Eine andere Passantin sei orientierungslos im Gefahrenbereich - als der Attentäter noch Schüsse abgefeuert hat - herumgelaufen. „Wir haben sie aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich gebracht, sie ist aber immer wieder stehengeblieben“, erinnert sich der Polizist, der sich vor die Frau stellte und ihr befahlt, hinter sich zu bleiben. „Wenn er wieder auf mich schießt, trifft er dich“, habe ihm die Frau beschieden. „Es war mühsam, wir wussten nicht, wo es sicher war.“

Auch nachdem ein WEGA-Beamter den 20-jährigen Attentäter erschossen hatte, blieb die Lage unsicher. „Wir wussten nicht, ob es einen zweiten Täter gibt, immer wieder gab es Meldungen über weitere Schusswechsel.“ Die Situation war unwirklich, der Abend war lau, vor den Bars seien noch Tische gestanden. „Als wir durch die Lokale gegangen sind, lagen noch Handys und Geldbörsen auf den Tischen, Jacken hängten an den Garderoben, die Leute haben verständlicherweise alles stehen und liegen gelassen und sind davongerannt“, erinnert sich der Beamte. „Die Bilder waren so arg.“ Nach dem Einsatz habe ein Kolleg konstatiert: „Wir sind dort hingerannt, wo alle weggerannt sind. Aber man funktioniert einfach in der Situation“, sagte der Polizist. Der Einsatz sei „unwirklich gewesen“, dass in Wien tatsächlich ein Terroranschlag verübt werde, damit habe eigentlich niemand gerechnet.

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