Top-Terrorist Chaovali tot: Das blutigste Jahrzehnt Österreichs
Er galt als der gefährlichste Mensch Österreichs. Kürzlich starb Tawfik Ben Ahmed Chaovali (64) aus noch ungeklärter Ursache in der Justizanstalt Krems-Stein. Der Libanese versuchte zwei Mal spektakulär aus der Haft zu fliehen. Und er war eine Hauptfigur im blutigsten Terror-Jahrzehnts das Österreich jemals erschüttert hat. Bei 16 Anschlägen und Geiselnahmen starben zwölf Menschen.
Vieles von damals ist heute vergessen, wenn es heißt, dass Österreich früher angeblich sicherer war. Begonnen hatte die blutige Anschlagswelle im Oktober 1975: Drei armenische Terroristen erschießen den türkischen Botschafter, Danis Tunaligil, in seinem Arbeitszimmer mit Maschinenpistolen. Die Attentäter werden nie erwischt.
OPEC, Palmers oder die Wiener Synagoge
Noch im gleichen Jahr kommt es zur Geiselnahme beim Treffen der OPEC-Minister in Wien. Sechs Männer - darunter deren Anführer Carlos, der Schakal - ermorden einen irakischen und einen österreichischen Sicherheitsbeamten sowie einen libyschen Delegierten. Innenminister Otto Rösch verabschiedet die Geiselnehmer am Flughafen per Handschlag, anschließend fliegen sie unbehelligt nach Algerien. Carlos führte mit Unterstützung osteuropäischer Geheimdienste anschließend Dutzende weitere Anschläge durch.
Nach der Entführung des Wiener Textilindustriellen Walter Michael Palmers durch RAF-Terroristen (1977), schlägt schließlich 1981 erstmals die Abu-Nidal-Gruppe - zu der auch Chaovali gehört - zu. Der Wiener SPÖ-Stadtrat Heinz Nittel wird vor seiner Wohnung von einem 21-jährigen Iraker erschossen.
Wenige Monate später wird die Wiener Synagoge von zwei Abu-Nidal-Männern mit Handgranaten und Maschinenpistolen angegriffen (zwei Tote), in den Jahren darauf explodieren Bomben vor den irakischen und französischen Botschaften, dem britischen Konsulat sowie bei Geschäftsstellen dreier Fluglinien, einer Bank und einem von jüdischen Familien bewohnten Haus. Ein türkischer Diplomat wird erschossen, der libysche Botschafter angeschossen.
Der Anschlag am Wiener Flughafen
Am 27. Dezember 1985 attackieren zwei Terrorkommandos der radikalen Palästinensersplittergruppe Abu Nidals auf dem römischen Flughafen Fiumicino und dem Flughafen Wien-Schwechat die Schalter der israelischen Fluglinie El-Al mit Handgranaten und MPs. In Italien sterben 16 Menschen, in Österreich vier. Auf der Flucht von Schwechat, wo insgesamt 200 Schüsse abgegeben werden, wird ein Terrorist auf der Ostautobahn getötet, Chaovali und sein Komplize Mongi Ben Abdollah Saadaoui festgenommen.
Der Libanese wird zu lebenslanger Haft verurteilt und bleibt bis zu seinem Tod ein Hochrisikofall. 1995 flüchtet er aus der Anstaltstischlerei in Garsten, wird jedoch nach rund zwei Stunden im Keller eines Hauses in Steyr entdeckt. Nach seiner Überstellung in die Grazer Karlau versucht er 1996 erneut die Flucht. Mit einem Mörder und einem Räuber, der zwei Menschen angeschossen hatte, überwältigt er mehrere Wachebeamte mit selbst gebastelten Stichwaffen. Drei Wärterinnen werden Flaschenbomben an den Körper gebunden. Die dafür notwendige Nitroverdünnung hatte Chovali aus der Gefängniswerkstätte entwendet.
Nach zehn Stunden Verhandlungen wird das Trio schließlich von der Cobra überwältigt. Chaovali wird wegen erpresserischer Entführung, schwerer Nötigung und schwerer Körperverletzung zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis schließt er sich vor rund zehn Jahren dem Islamischen Staat an.
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