Spanische Hofreitschule: Neue Vorwürfe in der Lipizzaner-Affäre

Spanische Hofreitschule: Neue Vorwürfe in der Lipizzaner-Affäre
Der Staatsanwalt ermittelt nach wie vor in der Causa rund um das Privatpferd "Maestoso Fantasca", doch die Reitschule hat sich bisher dem Verfahren nicht als Geschädigte angeschlossen.

Das Ermittlungsverfahren um die fragwürdige Ausbildung eines privaten Lipizzaners in der Spanischen Hofreitschule, das bei der Staatsanwaltschaft Wien anhängig ist, entpuppt sich als heißes Eisen. Obwohl der Verdacht besteht, dass die Hofreitschule womöglich um mehr als 100.000 Euro geschädigt worden sei, hat sich diese bisher nicht dem Ermittlungsverfahren als Privatbeteiligte, sprich Geschädigte, angeschlossen. Das bringt Kritiker auf die Palme.

„Es ist ein unglaublicher Skandal, dass der mit einem Ermittlungsverfahren belastete Co-Geschäftsführer noch im Amt ist und es ist unverständlich, dass der neue Aufsichtsratspräsident genauso wie die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger die Spanische Hofreitschule nicht anweisen, sich dem Verfahren als Privatbeteiligte anzuschließen“, sagt Dominik Konlechner, Anwalt des früheren Ersten Oberbereiters und Anzeigers Klaus Krzisch.

„Es ist ein Witz, dass das nicht passiert. Es gibt keinen anderen Schluss, als dass hier etwas unter den Teppich gekehrt werden soll. In jedem privatwirtschaftlichen Unternehmen schließt man sich dem Verfahren an, wenn man die Vermutung hat, dass eines der Organe zum Schaden der Gesellschaft agiert hat.“ Nachsatz: „Wenn man es nicht macht, macht man sich selbst möglicherweise der Untreue durch Unterlassung schuldig.“ Am Ende könnten Management und Aufsichtsrat auch zivilrechtlich haftbar gemacht werden.

Der Verdacht

Zur Erinnerung: Die Tochter von Johann Marihart, dem früheren Aufsichtsratschef der Hofreitschule, hat 2013 den Lipizzanerhengst „Maestoso Fantasca-67“ für 12.000 Euro von der Spanischen Hofreitschule erworben und im Schulungszentrum Heldenberg in Niederösterreich gegen eine monatliche Gebühr in Höhe von 1.200 Euro eingestellt, obwohl ansonsten angeblich 2.600 Euro üblich gewesen sein sollen.

Zugleich soll das Pferd während der Dienstzeit von Bereitern ausgebildet und in den regulären Reitschulbetrieb aufgenommen worden sein, heißt es in der Anzeige von Krzisch vom November 2021. Außerdem soll die Hofreitschule die Kosten für den Beschlag und den Tierarzt übernommen haben. Von 2018 bis 2020 sei der Hengst bei mehr als 120 Aufführungen eingesetzt worden. Der Ex-Oberbereiter hat deshalb Ex-Aufsichtsratschef Marihart, Ex-Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler und Co-Geschäftsführer Erwin Klissenbauer wegen des Verdachts der Untreue angezeigt. Die Vorwürfe werden bestritten. Die Staatsanwaltschaft hat bereits erste Einvernahmen durchgeführt.

Die Finanzprokuratur

Indes überlegt Anwalt Konlechner, eine zweite Anzeige einzubringen. „Die Verdachtsmomente haben sich durch neue Zeugenaussagen verdichtet“, behauptet Konlechner. Die Spanische Hofreitschule gibt keinen Kommentar zu den Ermittlungen ab. Sie verweist auf die Finanzprokuratur, die Anwaltskanzlei der Republik. „Wir prüfen rechtliche Schritte in alle Richtungen, um einen allfälligen Schaden für die Hofreitschule und die Republik so gering wie möglich zu halten“, sagt Finanzprokuratur-Chef Wolfgang Peschorn zum KURIER. „Wir werden versuchen, eine Lösung zu finden.“

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