Sommerbeginn der Extreme: Hitzerekord und Gewitter im Anmarsch
Während im Osten Österreichs noch perfektes Badewetter ansteht, nähert sich am Samstag vom Westen her eine Kaltfront. Diese sorgt für Gewitter, Schauer und Unwetter. Die landesweiten Höchsttemperaturen liegen am Samstag noch zwischen 26 Grad in Vorarlberg und 36 Grad im Burgenland.
Im Seewinkel könnte sogar der bisherige Hitzerekord des Jahres geknackt werden: Hier sind bis zu 37 Grad möglich. In Wien werden mehr als 35 Grad prognostiziert. Daher bleiben die Fiaker daheim. Personen, die eine Fahrt reserviert haben, wurden informiert.
Ab Samstagnachmittag trifft dann energiereiche, kältere Luft von Westen auf die warmen Luftmassen. Das sorgt am Abend und in der Nacht auf Sonntag für die ersten kräftigen Gewitter an der Alpennordseite in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich.
„Am heftigsten wird es zwar Bayern und Tschechien treffen, aber auch das Salzkammergut sowie Mühl- und Waldviertel können stark betroffen sein“, warnt Andreas Frank, Meteorologe bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.
Unwetterwarnung
Hier wird es zu sehr starken Niederschlägen, Hagel und Sturmböen kommen. Wegen der starken Bebauung mancher Gebiete könne es lokal Überschwemmungen geben.
Am Sonntag verlagert sich der Schwerpunkt an die Alpensüdseite: Von Kärnten bis ins Grazer Bergland besteht örtlich Unwettergefahr. Auch in Ostösterreich können Gewitter und Schauer durchziehen. „Wie stark diese sind, hängt davon ab, wie viel Energie am Samstag schon freigesetzt wird“, erklärt Frank.
Die Tageshöchsttemperaturen liegen am Sonntag zwischen 23 und 31 Grad.
Ab Montag pendeln sich „normale Sommertemperaturen“ ein, sagt Steffen Dietz, Meteorologe beim Wetterdienst UBIMET. Es könnte aber schwül werden und immer noch vereinzelt Gewitter und Schauer auftreten.
Überschwemmungen
Schmelzwasser aus den Bergen ließ diese Woche den Pegel von Flüssen in Tirol stark steigen. Das sorgte für Überflutungen und gesperrte Brücken. „Gemischt mit den Unwettern könnte das Schmelzwasser lokal noch zum Problem werden“, sagt der Meteorologe Frank. Allerdings seien die Wassermengen nicht mehr so extrem.
Dennoch liegt in den Bergen – in über 2000 Metern Seehöhe – noch viel Schnee, was vor allem am vergleichsweise kühlen Mai liegt. Das ist für die Gletscher kurzfristig gut, für Hüttenbetreiber, Wanderer und den Tourismus aber ein Problem.
Später Almsommer
„Die Frühjahrsreparaturen werden heuer bis in den Herbst dauern“, sagt Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten beim Alpenverein. Durch die vielen Lawinen und Schneemassen seien im Gebirge zahlreiche Wege, Brücken und Klettersteige zerstört worden.
Manche Almen in Vorarlberg, Tirol Kärnten, Salzburg und im Salzkammergut sind bis jetzt noch nicht erreichbar. Laut Alpenverein liegen teilweise noch zwei bis drei Meter Schnee. Altschneefelder und bis zu 10 Meter hohe Lawinenreste verhindern die Arbeiten.
„Die heurige Saison startet im Durchschnitt zwei bis vier Wochen später als sonst“, sagt Kapelari.
Verzogene Gleise
Gleichzeitig fordert in niedrigeren Gegenden die Hitzewelle die Infrastrukturbetreiber heraus: Am Donnerstag verzog sich wegen der hohen Temperaturen ein Streckengleis der ÖBB im Einfahrtsbereich des Bahnhofs Selzthal in der Steiermark.
Ein Zugführer meldete den Schaden, das Gleis musste gesperrt werden. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Auf einer Länge von zehn Metern musste das Gleis repariert werden. Die Strecke ist mittlerweile wieder befahrbar.
„Witterungsbedingt sind solche Gleisverschiebungen nie ganz auszuschließen. In den vergangenen 15 Jahren ist die Anzahl aufgrund modernisierter Gleiskomponenten allerdings stark zurückgegangen“, sagt eine Sprecherin der ÖBB.
Bei hohen Außentemperaturen erhitzen sich die Schienen auf bis zu 60 Grad, sie sind starken Temperaturschwankungen ausgesetzt. Moderne Gleise würden dem aber standhalten, heißt es bei den ÖBB. Man betreibe außerdem ein Wetterwarnsystem, dadurch könnten bei Hitze Gegenmaßnahmen geplant werden.
Blasen im Asphalt
Auch die Asfinag verzeichnet einen ersten Schaden, der auf der Südautobahn A2 durch die hohen Temperaturen verursacht wurde: Bei Wiener Neustadt bildeten sich vergangene Woche Blasen auf der Autobahn.
„So etwas kann – wenn auch selten – immer passieren, das hängt davon ab, wie neu die Asphaltschicht ist“, sagt Walter Mocnik, Sprecher der Asfinag. Mit der Zeit entstehen Risse im Asphalt, in welche Wasser eindringt. Bei Hitze verdampft dieses, dadurch bilden sich Blasen. Der Schaden wurde mittlerweile behoben.
Wie oft es auf Österreichs Straßen zu solchen Hitzeschäden kommt, wird nicht zentral erhoben. Dennoch warnt Felix Etl vom ÖAMTC vor dadurch entstehenden Spurrinnen, Wellen und Schlaglöchern: „Konzentriertes und vorausschauendes Fahren sind angebracht, ab 30 Grad kommt es zu solchen Schäden“.
Dies sei vor allem für Motorradfahrer gefährlich. Es seien aber eher Landstraßen betroffen, da Autobahnen relativ schnell saniert werden.
Grundsätzlich rät der ÖAMTC, trotz der hohen Temperaturen beim Autofahren festes Schuhwerk und auf dem Motorrad die entsprechende Schutzkleidung zu tragen.
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