Der Winter bremst den Almsommer aus

Der Unfall ereignete sich am Großglockner
Wegen des Kälteeinbruchs verzögert sich der Almauftrieb. Auch die Räumung der Großglockner-Hochalpenstraße dauerte länger als üblich.

Ende Februar war die Stimmung unter Österreichs Almbauern trotz frühlingshafter Bedingungen mit Temperaturen von über 20 Grad frostig. Das erstinstanzliche Schadenersatzurteil gegen einen Tiroler Kuh-Bauern, dessen Tiere 2014 eine Wanderin getötet hatten, sorgt für massive Verunsicherung.

Die Politik verteilte in der Folge Beruhigungspillen – etwa in Form von erweitertem Versicherungsschutz. Damit hat sich zwar die Stimmung bei den Landwirten aufgehellt. Kälte und Wintereinbrüche in den Bergen bereiten nun aber Probleme.

„Die Auftriebe verzögern sich heuer“, sagt Josef Lanzinger, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins. Erst vergangenes Wochenende schneite es erneut bis in tiefe Lagen. Selbst im Mittelgebirge rund um Innsbruck – etwa in Axams (874 m) – standen Tiere plötzlich auf weißen Wiesen. Weiterer Schneenachschub ist angekündigt.

Der Winter bremst den Almsommer aus

Schafe standen plötzlich im Schnee.

Noch kein Futter

Derzeit würden Tiere auf Almen nicht einmal etwas zu fressen finden. Anders als im Vorjahr, als die ebenfalls großen Schneemassen des Winters im Frühling schnell schmolzen, ist in den Bergen derzeit kein Sommer in Sicht.

Das bremst auch für Wanderer den Almsommer ein. Je nach Höhenlage und Region sperren die heimischen Hütten üblicherweise zwischen Mai und Ende Juni auf. „Das wird sich heuer sich um ein Monat verzögern“, sagt Peter Kapelari vom Alpenverein.

Zerstörte Wege

Der Hütten- und Wegereferent der Organisation rechnet damit, dass es heuer einige böse Überraschungen geben wird. „Die Herbststürme und der viele Schnee haben recht große Schäden an Hütten und Wanderwegen hinterlassen. Das wird teuer“, sagt er.

Wie teuer, dass lasse sich noch nicht abschätzen: „Damit man sich das mit Handwerkern ansehen kann, muss erst einmal der Schnee weg“, erklärt Kapelari. Auf den Wegen befände sich jedenfalls viel Schadholz von Lawinen und Windwürfen.

Wie fest der Winter die Berge noch im Griff hat, zeigte sich diese Woche beim Durchstich auf der Großglockner Hochalpenstraße. Nach verspäteten Wintereinbrüchen konnte die Verbindung heuer erst um über eine Woche später als in den Vorjahren freigeräumt werden.

Christian Willim

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