SOKO Frauenmorde: Braucht es neue Gesetze für Klappmesser?

Burglar with Knife
Tötungsdelikte haben eine Vorgeschichte. Durchgeführt werden sie dann oft mit Küchenmessern.

Auch wenn manche lieber ein anderes Bild zeichnen wollen: Die Wahrscheinlichkeit, als Frau auf der Straße von einem unbekannten Ausländer ermordet zu werden, tendiert gegen null.

Damit räumt jetzt auch Franz Lang, Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, auf: Dass „ein Fremder einen Österreicher tötet, ist eher ein Ausnahmefall.“

Das ist eines der Ergebnisse jener wissenschaftlichen Studie, die noch unter Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) bei der Uni Wien in Auftrag gegeben und als SOKO Frauenmorde bezeichnet wurde.

Sie sollte in der emotional geführten Debatte um die wöchentliche Zählung jedes Frauenmordes echte valide Fakten bringen. Und sie brachte wohl auch einige Überraschungen.

„Jeder Mord ist einer zu viel“, sagt Kickl-Nachfolger Wolfgang Peschorn. Doch die Bilanz zeigt auch eines: Es gibt neue Tendenzen bei den Bluttaten, aber die Zahl der Tötungsdelikte in Österreich explodiert nicht, wie viele vermuten.

Zahlen eher konstant

Im Gegenteil: Die Mordrate ist seit 65 Jahren mehr oder weniger konstant, mit kleinen Ausschlägen nach oben oder unten.

Zuletzt sorgte die Einführung eines Gewaltschutzgesetzes (mit Wegweisung von Gewalttätern) in den 90er-Jahren für einen Ausschlag nach unten. Bereits um das Jahr 2012 gab es aber wieder eine Spitze, nun folgte offenbar eine weitere.

Die Mordzahlen gehen heuer bereits wieder nach unten, aktuell um mehr als zehn Prozent auf 51 Mordfälle in Österreich – davon sind 32 Opfer weiblich.

Taten haben Vorgeschichte

Das ist im Vergleich zu den Vorjahren ein höherer Frauenanteil als im langjährigen Durchschnitt, allerdings gab es auch hier schon ähnliche Spitzenwerte, zuletzt etwa in den Jahren 2010 oder 2013.

Fazit: Der Frauenanteil ist höher, aber nicht weit über der Norm.

SOKO Frauenmorde: Braucht es neue Gesetze für Klappmesser?

Wie der KURIER erst kürzlich berichtete, ist die Zahl der versuchten Morde gegen Männer und Frauen relativ ausgeglichen. Bei Frauen enden die Versuche aber häufiger tödlich.

Die aktuelle Untersuchung des Innenministeriums zeigt, dass diese Taten fast durchwegs eine Vorgeschichte haben. Die Täter (fast immer männlich) sind in der Mehrheit vorbestraft, arbeitslos, stehen unter Alkohol- beziehungsweise Drogeneinfluss und/oder sind oft schon einmal aus der gemeinsamen Wohnung weggewiesen worden.

Das ist deshalb, weil die meisten Bluttaten sogenannte Intimizide sind – also Morde innerhalb von längeren Beziehungen. Nur fünf von 61 näher untersuchten Morden sind durch Personen durchgeführt worden, die das Opfer gar nicht gekannt hat.

Doch auch bezüglich Herkunft wurde untersucht. Bei 100 vollendeten Bluttaten sind bei 44 Fällen sowohl Täter als auch Opfer Österreicher.

28-mal sind Mörder und Ermordete(r) Ausländer. In 22 Fällen wird eine Österreicherin oder ein Österreicher von einem Ausländer getötet, in sechs Fällen ist es umgekehrt.

Bei den einheimischen Tätern wurde auch ein Migrationshintergrund überprüft, doch dieser ist nur sehr selten (in rund fünf Prozent der Fälle) vorhanden.

Ein spannendes Detail sind die Tatwaffen. Die tödlichste Waffe ist dabei das Küchenmesser, auch weil Schusswaffen durch verschärfte Gesetze schwerer zu bekommen sind.

Sogenannte Einhand-Messer (Klappmesser) spielen jedenfalls zunehmend eine Rolle, 18 Morde im öffentlichen Raum damit in fünf Jahren sind doch eine relevante Zahl.

Gesetze am Prüfstand

Als Folge der Studie könnten die Waffengesetze punkto Messern angepasst werden, weil so liberal wie in Österreich sind diese nirgendwo.

Die Polizei soll  außerdem einen Vernehmungsleitfaden erhalten und intern bessere Zugriffsrechte auf Akten mit Gewaltdelikten erhalten. Auch mehr Analyse wird eingefordert.

Wenig Budget für Frauenschutz

Für Maßnahmen zum Schutz von Frauen sei derzeit wenig Geld budgetiert, betonte Frauenministerin Ines Stilling. Man konnte zwar etwas umschichten, viel sei es aber nicht. Dabei wäre genau das wichtig.

Der KURIER hat erst vor einigen Wochen berichtet, dass es sieben Warnstufen bis zum „Intimizid“ gibt. Dabei bieten sich einige Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun – für alle Beteiligten.

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