Schulstart: "Durften nur bis in den Hof mit"
Mit einer dreiwöchigen "Sicherheitsphase" beginnt heute, Montag, in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland für rund 490.000 Kinder und Jugendliche das neue Schuljahr. In dieser Zeit sind für die Teilnahme am Präsenzunterricht drei Corona-Tests pro Woche durchzuführen, einer davon muss ein PCR-Test sein. Getestet werden kann an der Schule, alternativ können Zertifikate anderer befugter Teststellen gebracht werden. Außerhalb der Klasse müssen Schüler eine Maske tragen.
Der Schulstart ins Wintersemester 2021 - Masken und Tests sollen für Sicherheit sorgen
Eltern brauchen 3G-Nachweis
Für rund 38.000 Kinder in diesen drei Bundesländern ist es der allererste Schultag. Sie können wie gewohnt von den Eltern zur Schule begleitet werden - diese müssen allerdings einen 3G-Nachweis vorlegen und im ganzen Schulgebäude eine Maske aufhaben. Einige Schulen legten dies strenger aus und ließen kein Eltern ins Gebäude.
Die rund 650.000 Schüler in den anderen Bundesländern haben noch eine Woche Ferien, für sie gelten ab dem kommenden Montag die gleichen Regeln.
Nicht nur nervöse Kinder
In der Wiener Mariahilfer Straße ziehen am Montag in der Früh zahlreiche Schulkinder mit Schultüten in der Hand durch die Straßen. Auch die Eltern haben sich herausgeputzt. Manche wirken nervöser als die Kinder.
"Wir durften nur bis in den Hof"
Daniela Svrkota (46) hat Zwillinge (10), die heute in einer Mittelschule in Wien beginnen: "Wir durften nur bis in den Hof, aber nicht in die Klasse. Als Mutter ist es natürlich schade, dass man am ersten Tag nicht dabei sein kann. Bin jetzt aber froh, dass das Schuljahr einigermaßen normal beginnt - ganz lang haben wir ja gar nichts erfahren. Mir tun auch die Lehrer leid, die nicht richtig planen konnten. Home-Schooling geht bei mir nicht, ich bin im Gesundheitsbereich, ich fange um 7 Uhr an. Ich hoffe deshalb auch, dass sich meine Kinder bald impfen lassen können."
Marco P. hat eine Tochter in einer Wiener Volksschule. "Unsere Tochter wäre eigentlich bereits in der dritten Klasse, aber durch Corona hatte sie noch kein einziges Jahr normalen Unterricht. Wir haben uns jetzt entschieden, dass wir sie in die zweite Klasse zurückstufen lassen. Hoffentlich bleiben wir in der Präsenzlehre, die Corona-Zeit war extrem schwer, meine Frau arbeitet im AKH und hatte extrem viel zu tun."
"Unser Sohn wurde während des Lockdowns eingeschult, das war extrem schwierig für ihn. Man durfte ihn nur an der Hand bis zum Eingang begleiten und dann dort abgeben. Da hat er natürlich oft geweint. Den Kindern hat komplett die Grundlage gefehlt, hoffentlich wird das dieses Jahr besser", berichtet ein weiterer Vater Gerhard S. aus Wien.
"Ich habe wirklich Angst vor einem neuen Lockdown"
"Die letzten zwei Jahre waren sehr hart. Ich bin selbstständig, da kann ich nicht einfach zu Hause bleiben. Oft bin ich um 7.30 Uhr noch mit meiner Tochter an der Hausübung gesessen, bis ihr der Kopf auf den Tisch gefallen und sie eingeschlafen ist. Die Kinder wurden komplett aus ihrer Struktur gerissen und haben das natürlich nicht verstanden. Distance learning war auch deshalb sehr schwierig, weil ich einen zweijährigen Sohn habe, der parallel betreut werden muss. Gleichzeitig wollt ich meiner Tochter helfen, wenn sie Fragen hat. Ich habe wirklich Angst vor einem neuen Lockdown", berichtet Bianca J. Ihre Tochter geht in die vierte Klasse Volksschule in Wien.
Der Sohn von Timea B. geht ebenfalls in die vierte Klasse einer Volksschule in Wien. "Ich arbeite im Gesundheitswesen, musste abends regelmäßig mit meinem Sohn Hausaufgaben machen. Ich war oft an der Belastungsgrenze. Ohne Hilfe der Familie wäre es nicht gegangen, aber es ist natürlich auch schwierig immer alle einzuspannen. Außerdem war es für meine Familie manchmal schwer, meinem Sohn bei den Aufgaben zu helfen oder er wollte nicht. Durch das distance learning ist sicher auch einiges verloren gegangen, ich bin keine Pädagogin. Ich hoffe, dass sich alle Erwachsenen impfen, damit wir die Kinder schützen. Und dass die Politik Lösungen findet. Nochmal ein Lockdown, das geht nicht."
"Haben Infos aus den Medien geholt"
David L. wartet gerade auf seinen Sohn, der in Wien eingeschult wird: "Reingehen durfte nur meine Frau - mit G-Nachweis. Wir sind froh, dass er dieses Jahr eingeschult wird und wünschen uns Normalität. Natürlich wusste man bis heute nicht, wie das alles genau wird. Wir haben uns dann die Infos aus den Medien geholt."
Die kleine Mia und ihre Mama Desiree Andreas warten bereits um 7.15 Uhr vor der Volksschule Preinsbacherstraße in Amstetten auf den Schulstart. Pias Nervosität ist groß, aber zum Glück die Schultüte auch.
Verpflichtender Ethikunterricht
Abseits von Corona bringt das neue Schuljahr unter anderem die Auslieferung digitaler Endgeräte an fast alle Schüler der ersten und zweiten Klasse AHS, Mittelschule und Sonderschule sowie die Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts für alle Schüler der fünften Klassen der AHS bzw. ersten Klassen der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS), die keinen Religionsunterricht besuchen.
Faßmann optimistisch bzgl. Präsenzunterricht
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zeigte sich bei einem Schulbesuch in Wien optimistisch, dass durchgehend Präsenzunterricht stattfinden kann.
Man werde alles tun, dass die Schulen offenbleiben, meinten Faßmann und der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) fast wortgleich. Neben Optimismus brauche es dafür auch Geduld, wenn die Infektionszahlen in die Höhe gehen, so der Minister. Man habe jedenfalls ein Programm geschnürt, das in Europa seinesgleichen suche.
Strenge Regeln
Konkret müssen alle Schüler in den ersten drei Wochen für den Schulbesuch drei Corona-Tests pro Woche durchführen, einer davon muss ein PCR-Test sein. Getestet werden kann an der Schule, alternativ können Zertifikate anderer befugter Teststellen gebracht werden. Lehrer müssen ebenfalls dreimal pro Woche testen, einen Unterschied gibt es aber nach Impfstatus: Bei geimpften Pädagogen reichen drei Antigentests, ungeimpfte brauchen neben zwei Antigentests einmal wöchentlich einen (externen) PCR-Test.
Nach den drei Wochen hängen die Schulregeln dann von der risikoadjustierten 7-Tage-Inzidenz (einbezogen werden neben den Infektionszahlen auch die Zahl der Tests, die Aufklärungsrate, die Symptomatik und Dynamik des Infektionsgeschehens) ab.
Mit zahlreichen positiven Coronatests muss jedenfalls gerechnet werden: Zieht man das Frühjahr als Vergleich heran, lagen damals Mitte März und Anfang Mai die österreichweiten Inzidenzzahlen in etwa auf dem gleichen Niveau wie heute. Damals wurden an den Schulen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland pro Woche rund 800 (Mitte März) bzw. 600 (Anfang Mai) positive Selbsttests verzeichnet - und das, obwohl ausgenommen in der Volksschule noch Schichtbetrieb an der Tagesordnung war.
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