Lockdown im Osten: Was Sie über Ostern machen dürfen
"Wir können und werden ein Teil der Lösung sein. Tagtäglich mit unserem Beitrag, mit Verantwortung und Zusammenhalt." Mit diesen Worten schwört Gesundheitsminister Rudolf Anschober die Bevölkerung von Wien, NÖ und dem Burgenland auf den am Mittwoch beschlossenen Lockdown zwischen 1. und 6. April ein. Er umfasst eine Fülle von Maßnahmen für Freizeit, Beruf und Schule. Wie sie genau aussehen, steht im Detail allerdings noch nicht fest. Die nötige Verordnung sei noch in Ausarbeitung, hieß es am Donnerstag aus dem Ministerium. Der KURIER hat versucht herauszufinden, in welche Richtung die einzelnen Maßnehmen gehen könnten.
Familie/Freizeit
Was bedeutet die 24-Stunden-Ausgangssperre?
Letztlich treten damit die Regeln in Kraft, die schon aus den Lockdowns unmittelbar vor und nach Weihnachten bekannt sind. Das heißt: Man darf die eigenen vier Wände nicht verlassen, es sei denn, es geht um eine der bekannten Ausnahmen, wie etwa Arbeit, Einkauf oder Erholung.
Wen dürfen die Menschen in der Ostregion über Ostern dann treffen?
Vermutlich kommen auch hier die bekannten Lockdown-Regeln zum Zug: Enge Kontaktpersonen dürften demnach einander treffen, allerdings nur unter folgenden Voraussetzungen: Eine Einzelperson darf die Menschen eines Haushalts treffen und umgekehrt. Für die Aufsicht von Kindern gelten Ausnahmen.
Darf man zu Ostern Personen besuchen, die sich außerhalb der Ostregion befinden?
Auch dies war am Donnerstag noch unklar, Anschober kündigte an, dafür eine Regelung zu erarbeiten. An sich wären längere Oster-Reisen mit der Ausgangssperre aber unvereinbar. Unabhängig von der Rechtslage rät die Politik, auf derartige Besuche nach Möglichkeit zu verzichten.
Dürfen Bewohner der Ostregion zu ihrem Zweitwohnsitz fahren?
Dies dürfte nach derzeitigem Stand erlaubt sein.
Darf man auf den Wiener Hausbergen wandern gehen?
Unabhängig vom Ost-Lockdown sind neuerdings für die nö. Bezirke Wiener Neustadt Land und Neunkirchen verpflichtende Ausreisetests nötig. In diesen Bezirken befinden sich beliebte Ausflugs- und Wanderziele wie die Hohe Wand, der Schneeberg oder der Semmering. Auswärtige, die etwa am kommenden Wochenende dort eine Tour machen wollen, benötigen einen negativen Antigen-Test, der nicht älter als 48 Stunden ist oder einen PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden. Darauf machte der Alpenverein-Gebirgsverein am Donnerstag aufmerksam. Einen Test braucht es auch für die Skigebiete in diesen Bezirken (z.B. Zauberberg am Semmering).
Arbeit
Was hat es mit der angekündigten Ausweitung der Maskenpflicht auf sich?
Bereits derzeit muss in vielen Bereichen eine FFP2-Maske verpflichtend getragen werden. Dies wird jetzt auch auf den Indoor-Bereich ausgeweitet, sofern sich mindestens zwei Personen in einem Raum befinden. Da private Bereiche ausgenommen sind, betrifft diese Regelung primär den Arbeitsplatz. Wirtschafts- und Arbeitnehmervertreter haben aber schon ihre Bedenken angemeldet, dass die Masken-Tragepflicht wenig praxistauglich ist. Auch im Freien soll es eine Maskenpflicht für Orte mit größeren Menschenansammlungen geben.
Wie funktionieren die Tests am Arbeitsplatz?
Wer nicht im Home Office arbeitet, soll mindestens ein Mal pro Woche getestet werden. Wie und ob dies kontrolliert bzw. sanktioniert wird, ist allerdings noch offen.
Das Home Office soll forciert werden. Wie konkret?
Abgesehen vom oben genannten Anreizsystem und der allgemeinen Empfehlung, nach Möglichkeit von daheim aus zu arbeiten, liegen bis dato keine konkreten Maßnahmen vor.
Bildung
Die Schulen schließen, was passiert mit den Kindergärten?
Diese bleiben in Wien an den wenigen Werktagen des Lockdowns offen, heißt es im Büro von Bürgermeister Michael Ludwig. In Niederösterreich sind sie hingegen auf Grund der Osterferien geschlossen. Im Burgenland heißt es: Wenn am Gründonnerstag und Karfreitag Betreuung gebraucht werde, soll es diese geben. Es gibt aber den Appell an Eltern, Kinder nur zu schicken, wenn es unbedingt notwendig sei.
Handel
Wie ist der aktuelle Stand bei den geplanten Eintrittstests?
Mit Ausnahme von Supermärkten und Apotheken sind die restlichen Geschäfte während des Lockdowns geschlossen. Angesichts der wenigen Werktage in dieser Zeit eine nicht sehr einschneidende Maßnahme. Nach dem Lockdown soll es verpflichtende Eintrittstests für den Handel (außer wiederum Supermärkte und Apotheken) geben. Am Donnerstag war klar: Sie sind vorerst nur bis zum 10. April vorgesehen.
Welche Tests werden da akzeptiert?
Laut Ministerium sollten die gleichen Regeln gelten, die schon von Friseurbesuchen bekannt sind. Als "Passierschein" braucht es also einen negativen Antigentest (max. 48 Stunden alt) oder einen PCR-Test (max. 72 Stunden alt). Nähere Details sind noch offen.
Gastronomie
Dürfen Lokale auch während des Lockdowns Speisen via Take Away verkaufen?
Dies sei nach wie vor möglich, heißt es im Gesundheitsministerium.
Was passiert mit den Schanigärten, vor allem in Wien?
Bürgermeister Ludwig zerstreute mit recht deutlichen Worten die Hoffnung darauf, dass diese in absehbarer Zeit aufsperren. Das gilt auch für die bis zu 46 Schanigärten auf öffentlichen Plätzen, den die Stadt angesichts der Krise geplant hat.
Was Experten sagen
Wie bewerten Mediziner den Lockdown in der Ostregion?
Durchwegs kritisch: "Diese fünf, sechs Tage sind eine homöopathische Dosis, das wird die Infektionszahlen nicht nachhaltig ändern", sagt etwa er Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Uni in Krems. Der Mediziner warnt auch davor, dass die kritische Situation nicht auf die Ostregion beschränkt bleiben werde. Im Tirol sei man jetzt dort, wo Wien vor zwei bis drei Wochen war. "Früher oder später wird überall die gleiche Situation eintreten." Erleichterungen erwartet er erst in drei Monaten – Ende Juni, wenn ausreichend Menschen immunisiert seien und wenn nichts dazwischen komme.
"Es wird knapp für eine Trendumkehr", sagt auch der Komplexitätsforscher Peter Klimek. Schlussendlich sei das Paket als eine Art Signal an die Bevölkerung zu interpretieren.
Wie es weitergeht
Müsste dann nicht der Lockdown nach Ostern verlängert werden?
Gartlehner geht davon aus, dass zumindest die Ostregion nach der "Osterruhe" vom 1. bis 6. April nahtlos in einen längeren Lockdown übergehen werde.
Will auch die Politik eine Verlängerung des Lockdowns?
Ludwig hat bereits am Mittwoch angekündigt, dass weitere Maßnahmen in der Ostregion (und vielleicht sogar darüber hinaus) erforderlich seien, sollten sich die Corona-Infektionszahlen nicht verbessern. Mehr noch: Ludwig will für Wien, wenn nötig im Alleingang, Taten setzen. Welche das wären, könne man derzeit noch nicht sagen, betont man im Büro des Bürgermeisters. "Das hängt ganz davon ab, wie sich die Lage entwickelt." Man werde eine Evaluierung in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium vornehmen.
Hört man sich in Rathauskreisen um, kalkuliert man aber jetzt schon damit, dass (zumindest) in Wien Schritte über den 6. April hinaus gesetzt werden. Denn der kurze Lockdown werde – siehe oben – einfach nicht reichen. Denkbar ist demnach eine Verlängerung der beschlossenen Maßnahmen auf 14 Tage – wie Wien das ursprünglich ohnehin gefordert hat. Grundsätzlich darf ein Bundesland oder Bezirk strengere Maßnahmen verhängen als der Bund vorgibt, heißt es aus dem Ministerium.
Für NÖ kommt keine automatische Verlängerung des Lockdowns in Frage. Aus dem Burgenland heißt es: Man arbeite gerade an Strategien, wie man dann das Infektionsgeschehen durch gezielte Maßnahmen eindämmen kann, ohne einen strengen Lockdown verhängen zu müssen.
Warum hat man dann nicht gleich einen längeren Lockdown beschlossen?
Das war beim Ostgipfel von Dienstag und Mittwoch nicht durchzusetzen. Dem Vernehmen nach sei vor allem NÖ auf der Bremse gestanden. "Nachdem aber so lange verhandelt wurde, hätte es die Bevölkerung nicht verstanden, wenn am Ende gar kein Ergebnis herausgekommen wäre", heißt es aus Verhandlerkreisen. Schließlich habe man sich auf den vorliegenden Kompromiss geeinigt.
Infektionsrate
Ostösterreich ist aktuell massiv von der Pandemie betroffen. Die 7-Tages-Inzidenz liegt weit über dem Bundesschnitt von 245 – allen voran in Wien (310,3). In NÖ liegt sie aktuell bei 289,3 und im Burgenland bei 259,1. Was aber häufig übersehen wird: Auch in Salzburg ist die Rate sehr schlecht (288,6)
Mutationen
Die schwierige Lage in der Ostregion wird gemeinhin mit der starken Verbreitung der aggressiveren Virus-Mutationen zu tun. Im Burgenland etwa beträgt ihr Anteil schon knapp 95 Prozent. Zum Vergleich: Österreichweit liegt er erst bei 74 Prozent
Intensivstationen
"Wir haben streng genommen gar kein freies Bett", hieß es zuletzt im Wiener Gesundheitsverbund. Nun wird die maximale Kapazität an Intensivbetten von aktuell 230 auf etwa 310 aufgestockt
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