„Sitz doch, Seele“
Sein Maß ging durch die Wohnung. Aus gutem Grund, sagte Heinz Frank und deutete auf eine Linie an der Wand: „Bis hier her wohne ich und oben zahle ich.“ So erklärte der Bildhauer, Maler und Sprachkünstler die 1,65 Meter hohe Trennlinie, die seine Wohnung prägte. Oben weiß, unten, hoch wie er selbst, gebeiztes Holz.
Heinz Frank starb im August 2020. Tochter Lilli Breuer zeigt, wo und wie ihr Vater lebte. Frank war ein Wiener Original. Drehte im markanten Karo-Zweiteiler seine Runden, nie ohne Abstecher ins Alt Wien oder ins Kleine Café. Kannte jeden Straßenkehrer und Maronibrater. Liebenswürdig und exzentrisch. Wie seine Wohnung, wo beim Entrée eine Badewanne grüßt. Gegenüber ein Sekretär, geniales Einbaumöbel wie so vieles, das sich hinter den Wänden versteckt. Doch ist nicht alles Holz, was rötlich glänzt. Wohn- und Schlafzimmer sind mit Holzmaserung lackiert. Ansonsten: Minimalismus. Ein Kästchen namens „Sitz doch, Seele“. Frank brauchte „a Ruah’ für meine Augen“. Hat alles selbst geplant und gebaut. Eine Wohnung nach Maß für den Maßanzugträger. Trickreich, schräg. Alles hier hat seinen Sinn. Wie das Kaviar-Löffelchen, das er am Revers trug. Praktischerweise ist Tochter Lilli genauso groß wie er. Es hätte dem Heinzi, wie sie ihn nannte, gefallen, dass sie seine Sakkos jetzt aufträgt. Der Heinzi hatte eine Schwäche für das Praktische, liebte auch Ikea. Er hat gern über sich selbst gelacht. „Hochnasert war er nicht.“ Er war wie sein Zuhause. Geistreich, mit Schmäh. Führungen: www.heinzfrank.com
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