Salzburger Feuerwehrleute unterstützen Griechenland bei Brandbekämpfung
39 Feuerwehrleute aus Salzburg und Tirol werden sich am späten Montagnachmittag auf den Weg nach Griechenland machen, um beim Kampf gegen die verheerenden Waldbrände zu helfen. Die Mannschaft besteht aus Helfern verschiedener Feuerwehren aus den zwei Bundesländern und soll planmäßig eine Woche in Griechenland bleiben. Dann wird sie von einer zweiten Schicht abgelöst werden, die wiederum eine Woche im Einsatz sein wird, sagte Michael Leprich vom Landesfeuerwehrverband zur APA.
Nachdem Athen über den Europäischen Zivilschutz-Mechanismus um Hilfe gebeten hatte, machte sich am Wochenende ein Konvoi aus nun elf Fahrzeugen - darunter vier Tanklöschfahrzeuge mit 3.000 bzw. 4.000 Liter-Wassertanks und ein schweres Rüstfahrzeug mit Kran und Winde, um Bäume auf die Seite heben zu können - startklar und verlud die letzten Dinge. Neben den Ausrüstungsgegenständen wurden auch Zelte, Sanitäreinrichtungen, eine kleine Küche sowie Lebensmittel und Getränke eingepackt. „Wir müssen uns am Einsatzort selbst versorgen und bauen daher ein eigenes Camp auf“, sagte Leprich.
Salzburger Kernmannschaft
Parallel dazu schaute sich die Mannschaft den Einsatzraum im Detail an, um zu wissen, „welche Schwierigkeiten auf uns zukommen könnten“, und plante die Anreise. Zur Kernmannschaft aus Salzburg kam am Montag noch ein Feuerwehrauto aus Tirol mit einem halben Dutzend Helfern hinzu. Leprich zufolge liefen im Laufe des ganzen Tages vor allem auch die administrativen Vorbereitungen auf Hochtouren. „Da ging es um die letzten Registrierungen, Covid-Tests für alle Helfer, Passkontrollen oder Sicherheitsbelehrungen“, sagte er zur APA.
Fest steht mittlerweile, dass der Konvoi über Nacht bis ins italienische Ancona fährt und morgen im Laufe des Tages mit der Fähre in die griechische Hafenstadt Patras übersetzt. „Damit ist die Fahrzeit geringer und wir könnten am Einsatzort sofort topfit losstarten. Das genaue Ziel ist uns noch nicht bekannt, aber die griechischen Behörden wissen, wo wir ankommen.“ Der Großteil der Männer dürfte sich für den Einsatz Urlaub genommen haben, sagte Leprich, manche dürften aber auch vom Arbeitgeber für die Löscharbeiten freigestellt worden sein.
Die Salzburger Feuerwehrleute hätten jedenfalls genügend Erfahrungen mit Waldbränden und würden wissen was in Griechenland zu tun ist - „auch wenn die Brände dort aktuell eine andere Dimension haben, als wir sie in unseren Breitengraden gewohnt sind“. Die Feuerwehrleute müssten sich auf eine andere Ausbreitungsgeschwindigkeit und extreme Temperaturen einstellen. Durch die Grundausbildung und jährlich einigen Waldbrand-Einsätzen in Salzburg und auch österreichweit würde man viel Know-how nach Griechenland mitbringen.
Für die Salzburger Feuerwehrleute ist es nicht der erste Einsatz im Ausland: „Wir helfen uns laufend gegenseitig im Grenzgebiet, sind darüber hinaus regelmäßig im deutschsprachigen Raum und einige Male auch bereits weiter weg im Einsatz gewesen.“
EU-Einsatz
Athen habe über den Europäischen Zivilschutz-Mechanismus um Hilfe gebeten. Die internationale Katastrophenhilfe wird vom Innenministerium koordiniert und passiert im europäischen Raum auf sogenannten Einsatzmodulen. Der Salzburger Landesfeuerwehrverband hat die drei Module Waldbrand, Hochleistungspumpen und Erdbeben. Das zweite Modul mit den Hochleistungspumpen war 2014 in Serbien bei Überschwemmungen sowie im gleichen Jahr in Slowenien bei der Eiskatastrophe mit großflächigem Stromausfall im Einsatz.
Feuerwehrkollegen aus Niederösterreich und der Steiermark unterstützen aktuell das ebenfalls schwer von Waldbränden betroffene Nord-Mazedonien. Ein Ende des Auslandseinsatzes war am Montagnachmittag nach Angaben von Franz Resperger vom Landeskommando Niederösterreich „nach wie vor nicht in Sicht“: „Die Kräfte werden aber nach 48 Stunden immer wieder ausgewechselt.“ Probleme bereitete der starke Wind, der die Flammen vielerorts wieder anfachte. „Mehrmals mussten die Löschangriffe abrupt abgebrochen und wieder neu aufgebaut werden“, sprach Resperger von gefährlichen Situationen für die Helfer.
Nach über einer Woche Kampf gegen unzählige Großbrände im ganzen Land entspannte sich die Situation in Griechenland am Montag leicht, berichtete unterdessen die Deutsche Presseagentur dpa. Unter anderem sorgte das Wetter für eine Atempause - zwar kündigte sich die nächste Hitzewelle an, doch die Winde wehten am Montag nur schwach, sodass nicht ständig neue Brände ausbrachen oder die Feuer von Böen angetrieben wurden. Im Norden Athens, um den Feuerwehr und Rettungskräfte tagelang kämpften, schwelte es noch. Die Einsatzkräfte waren dort vor allem damit beschäftigt, immer wieder aufflammende kleine Brandherde zu löschen, damit diese sich nicht erneut ausbreiten.
Rund 10.000 Haushalte in dem Gebiet waren am Montag laut dpa weiterhin ohne Strom. Am vergangenen Freitag zum Höhepunkt der Brände seien es noch mehr als die Hälfte der rund 60 000 Haushalte in der Region gewesen, berichtete die griechische Zeitung „To Proto Thema“. Die Beseitigung der Schäden - mehr als 1000 umgestürzte und verkohlte Strommasten sowie Kilometer geschmolzener Kabel - soll bis Ende der Woche abgeschlossen sein.
Auf Euböa toben die Flammen indes weiter. Im Norden der Insel sei mittlerweile allerdings so viel Wald verbrannt, dass die Feuer langsam nachließen, weil kein brennbares Material mehr vorhanden sei, berichteten griechische Medien Montagmittag. Andere Feuer hätten die Küste erreicht und deshalb automatisch ein Ende gefunden, sagte der Bürgermeister eines Dorfes. In manchen hügeligen und bewaldeten Regionen brennt es jedoch immer noch stark und Dörfer werden bedroht. Zudem sind Löschhubschrauber südlich des Ortes Limni an der Westküste der Insel gegen eine große Flammenfront im Einsatz.
Auf der Halbinsel Peloponnes konnten die besonders großen Feuer am Montag ebenfalls in Schach gehalten werden. Entwarnung gibt es aber nicht; sobald Wind aufkommt, sind die umliegenden Regionen wieder extrem gefährdet. Das Wetter erschwert die Situation in den kommenden Tagen zusätzlich: Von Montag an beginnt in Südeuropa eine neue Hitzewelle, bei der die Temperaturen vielerorts auf über 40 Grad steigen.
Unterdessen gab der griechische Außenminister Nikos Dendias nach einem Telefonat mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu laut dpa bekannt, dass Ankara zwei Löschflugzeuge nach Griechenland schickt, um dort den Kampf gegen die großen Waldbrände zu unterstützen. Hintergrund sei, dass die meisten Brände in der Türkei weitgehend unter Kontrolle gebracht worden seien. Dendias bedankte sich für die Hilfe, hieß es in einer Mitteilung des griechischen Außenministeriums.
Hilfsangebote der beiden Nachbarstaaten untereinander in Katastrophenfällen haben stets auch eine politische Komponente. Die beiden von Großbränden heimgesuchten Länder streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis und um die Zypernfrage. In den vergangenen Monaten hatte sich die Lage immer wieder zugespitzt.
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