Reisewarnung: Was Kroatien-Heimkehrer ab Montag beachten müssen
"Bin jetzt nicht länger erreichbar, müssen packen und raus aus Kroatien", schildert Twitter-Userin Eva am Freitagnachmittag das abrupte Ende ihres Sommerurlaubs. Wenige Minuten zuvor hatte das Außenministerium eine Reisewarnung für das Adrialand ausgesprochen.
Diese tritt am Montag um Mitternacht in Kraft. Nach der Warnung für das spanische Festland vor rund einer Woche fällt damit ab Montag ein weiteres beliebtes Urlaubsland der Österreicher weg. Urlauber, die sich derzeit in Kroatien befinden, rief das Außenamt dringend auf, heimzukehren.
Zunächst war unklar, welche Maßnahmen für Heimkehrer ab Montag gültig sind. Wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober jedoch am Freitagnachmittag bekannt gab, muss ab Montag bei der Einreise aus Kroatien ein Gesundheitszeugnis (mit negativem PCR-Test, der nicht mehr als 72 Stunden alt ist) mitgeführt werden. Viele Urlauber treten deshalb nun vorzeitig die Heimreise an.
Denn falls dieses Gesundheitszeugnis nicht vorliegt, müssen sich die Rückkehrer in Heimquarantäne begeben und innerhalb von 48 Stunden einen PCR-Test nachreichen. Dieser kostet je nach Anbieter zwischen 100 und 150 Euro. Wer sich nicht testen lässt oder gegen die angeordnete Quarantäne verstößt, wird gestraft.
Slowenien gewährt nur 12 Stunden Transitzeit
Gar nicht erst in so eine Situation kommen will Marianne Lahnsteiner, die am Freitag nach sechsstündiger Fahrt mit ihrem Freund gerade in Šibenik an der kroatischen Adriaküste ankam, als sie via Handy die Hiobsbotschaft erreichte. "Hätten wir das in der Früh gewusst, wären wir in Slowenien geblieben und hätten dort das Meer genossen." Diese Möglichkeit haben sie jetzt nicht mehr, denn Slowenien gewährt Kroatien-Rückreisenden nur eine zwölfstündige Transitzeit. Alternativ kann man sich 14 Tage in Quarantäne begeben.
Außenministerium
Bürgerservice oder Bereitschaftsdienst des Außenministeriums sind unter der Rufnummer +43 1 90115 4411 rund um die Uhr erreichbar
Gesundheitsberatung
Bei Symptomen nach einer Reise oder allgemein: zu Hause bleiben, und die Gesundheitsnummer 1450 verständigen
Das Paar bleibt noch bis Sonntag, um dann vor Mitternacht wieder in Österreich zu sein. "Die Tests sind teuer, und eine Quarantäne geht schon gar nicht, weil wir bald umziehen", erzählt die 27-Jährige. Der geplante Segeltörn fällt flach – 50 Prozent des Geldes wurden bereits zurücküberwiesen, die andere Hälfte gab es nach Rücksprache als Gutschein. Allgemein gilt allerdings: Reisewarnungen berechtigen zum kostenlosen Storno einer Buchung.
Steigende Zahlen als Auslöser
Nicht nur in Österreich häuften sich zuletzt die Neuinfektionen, auch in Kroatien war ein rapider Anstieg zu beobachten. Für die dortigen Touristiker kommt die österreichische Reisewarnung aber dennoch überraschend, wie der kroatische Botschafter in Wien kritisiert.
Aber weil immer mehr Urlaubsheimkehrer das Virus nach Österreich einschleppten, gab laut Außenministerium den Ausschlag für die höchste Reisewarnstufe. Kroatien hatte allein am Donnerstag eine Rekordzahl an Neuansteckungen von 180 Menschen binnen 24 Stunden zu vermelden.
In Kärnten wiesen 16 der insgesamt 22 Personen, die am Donnerstag positiv getestet worden waren, einen direkten Kroatien-Bezug auf. Auch in Tirol wurden in den vergangenen Tagen rund 30 positive Coronavirus-Testungen verzeichnet, die im Zusammenhang mit einem Kroatien-Aufenthalt stehen. Dort haben Rückkehrer, die innerhalb der letzten 14 Tage in Kroatien waren, deshalb ab sofort die Möglichkeit, sich einem Coronatest zu unterziehen – selbst wenn sie keine Symptome verspüren. In Frage kommende Tiroler müssen sich dazu nur unter 1450 bei der Gesundheitshotline melden.
Der Großteil der Fälle lässt sich auf die Urlaubsregion Split-Dalmatien zurückführen – abgesehen von der Hauptstadt Zagreb gibt es nirgends mehr Infizierte. Vor allem Partytouristen sollen an der dalmatinischen Küste zu dem Anstieg beigetragen haben. So dürften sich Anfang August mehrere Oberösterreicher in der "Makarana Bar" im Urlaubsort Makarska infiziert haben.
Verschärfte Grenzkontrollen
Die Landeshauptleute der betroffenen Bundesländer begrüßten die Reisewarnung für den Balkanstaat am Freitagnachmittag. Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hofft aber gleichzeitig auf konsequentere Grenzkontrollen. Der Tiroler Landeschef Günther Platter (ÖVP) geht noch einen Schritt weiter und fordert "Gesundheitschecks an allen österreichischen Südgrenzen".
Der Kärntner Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) warnt unterdessen die Hotellerie, Kroatien-Rückkehrer als Gäste aufzunehmen: Es müsse verhindert werden, dass das Virus so unkontrolliert über Rückreisende eingeschleppt werde.
Aufgrund der steigenden Zahlen am Balkan führt das Land Tirol seit Donnerstag Gesundheitskontrollen am Brenner sowohl auf der Autobahn als auch auf der Bundesstraße durch. Denn Rückkehrer hätten bisher großräumig über den Brenner ausweichen können, um Grenzkontrollen in der Steiermark, Kärnten oder dem Burgenland zu umgehen.
Österreichweit ist bis auf Weiteres allerdings keine Verschärfung der Grenzkontrollen geplant, hieß auf KURIER-Anfrage aus dem Innenministerium.
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