Der große Regen ist vorerst vorbei. Zwischen 20 und 50 Millimeter fielen von Dienstag bis Mittwochmittag in Österreich, bei Fraxern in Vorarlberg waren es sogar um die 90 Millimeter. Damit wurde schon zur Monatsmitte die gesamte Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen Mai erreicht.
Das Resultat: Zahlreiche überflutete Keller und Tiefgaragen, Murenabgänge und gesperrte Straßen. Und dennoch, große Schäden sind ausgeblieben. Die Niederschläge waren sogar heiß ersehnt. Die Trockenheit machte sich vor dem ausgiebigen Regen nämlich schon in ganz Österreich bemerkbar. Dauerhafte Entwarnung kann jedoch keine gegeben werden.
Zu verdanken waren die Niederschläge der Kombination zweier Tiefdruckgebiete. „Das, was da dahergekommen ist, war schon recht intensiv. Dabei handelte es sich um ein Ereignis, das nur einmal im Jahr oder sogar nur einmal in fünf Jahren auftritt“, sagt Roman Neunteufel vom Institut für Siedlungswasserbau an der Universität für Bodenkultur.
Entspannung im Westen
Alles gut sei damit aber noch nicht. Zumindest aber besser. „Die Grundwasserreserven sind am Weg der Besserung. Manche haben sich sogar schon so weit erholt, dass sie vom historischen Tiefststand weg sind“, sagt Neunteufel. Vor allem im Westen.
Im Osten, wo die großen Speicher sind, sei die Situation etwas schwieriger. „Diese Speicher reagieren zwar langsamer auf Defizite, füllen sich aber auch langsamer, wenn es wieder regnet.“
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Winter zu trocken
„Ein Segen“ seien die Niederschläge für die Landwirtschaft gewesen, sagt Mario Winkler von der Hagelversicherung. Vor dem Regen gab es vielerorts massive Niederschlagsdefizite, war der Winter doch erneut viel zu mild und vor allem viel zu trocken. Sogar vor einer neuerlichen Sommerdürre wurde bereits gewarnt.
Diese Gefahr ist vorerst vom Tisch, für die nächsten Wochen sind die Grundwasserreserven aufgefüllt. Auf eine darüber hinausgehende Prognose lässt sich Winkler aber nicht ein: „Das wäre nicht seriös, die Niederschläge können jederzeit wieder ausbleiben.“
Extreme nehmen zu
Auf Wetterextreme müsse man sich in Zukunft aber sowieso einstellen, sagt Neunteufel. „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass man am einen Tag Wasser liefern und am nächsten schon den Keller auspumpen muss.“
Dürreperioden auszuschließen sei deshalb unmöglich. „Und wegen zwei intensiveren Regenfällen zu sagen, es passt wieder alles, wäre ein bisschen kurzsichtig.“
Trockenheit durch Klimawandel
Der Grund für diese Zunahme von Extremwetterereignissen liegt im menschengemachten Klimawandel, da sind sich Experten einig. Die Erderhitzung führt zu höherer Verdunstung und damit zu trockeneren Böden. Diese können, wenn es dann regnet, die Niederschläge schlechter aufnehmen, Überschwemmungen sind die Folge.
Das Problem ist also nicht unbedingt eine generelle Abnahme der jährlichen Niederschlagsmenge, sondern wie sich diese verteilt. „Mit Dürreperioden wie in Südeuropa werden auch wir künftig häufiger konfrontiert werden“, sagt folglich auch Winkler.
Was zu tun ist
Abgesehen von langfristig orientiertem Klimaschutz, also der Reduktion von CO2-Emissionen, gibt es auch Dinge, die kurzfristig getan werden können. Die Hagelversicherung fordert etwa Maßnahmen, um den Bodenverbrauch einzudämmen. 11,3 Hektar produktiver Böden gehen in Österreich täglich verloren, 2,5 Hektar wären der Zielwert.
Die Folgen: Weniger Kohlenstoff wird eingespeichert, weniger Wasser aufgenommen und weniger Lebensmittel können produziert werden. Um wachsende Abhängigkeiten zu vermeiden, müssen wir die verbliebenen Äcker und Wiesen daher vor Verbauung schützen.
Zudem wird es auch mehr Forschung an hitzeresistenteren Sorten brauchen. Für manche traditionelle Sorten kann es nämlich in Zukunft knapp werden. „Wir müssen uns der Frage stellen, welche Kulturen in Zukunft noch gute Erträge bringen“, sagt Winkler.
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