Seit das generelle Rauchverbot gilt, sind laut Wiener Wirtschaftskammer die Umsätze der Wirte um etwa 20 Prozent geringer. Je nach Lokalart erzählen Betreiber sogar von Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent. „Wir versuchen das irgendwie auszugleichen und machen einen Punschstand vor dem Lokal“, sagt etwa Malek Assad, der die „Lounge Gersthof“ in Wien-Währing leitet. „Man hat wirklich gemerkt, dass von einen Tag auf den anderen plötzlich viel weniger Gäste gekommen sind. Jetzt haben wir Heizstrahler aufgestellt und hoffen, dass die Gäste in der Weihnachtszeit auf einen Punsch kommen.“
In einen beheizten Außenbereich zu investieren, überlegen viele Unternehmer. Die Verunsicherung ist aber groß, schließlich kann es sein, dass der nett gestaltete Winterschanigarten bald illegal ist. Der Gesetzgeber sieht zwar vor, dass nur auf sogenannten „Freiflächen“ geraucht werden darf. Wie so eine Freifläche auszusehen hat, ist aber nicht definiert.
Unklar ist etwa, ob der Schanigarten Wände aus Stoff oder Plastik haben darf. Der Leiter der Ombudsstelle für Nichtraucherschutz im Sozialministerium, Franz Pietsch, erklärt, dass jeder Winterschanigarten von der zuständigen Behörde bewertet werden müsse. „Sobald es erste höchstgerichtliche Urteile gibt, kann man sich daran orientieren“, sagt er.
Es scheint so, als müssten es einige „mutige“ Wirte auf eine Klage ankommen lassen, um die Rahmenbedingungen für ihre Kollegen zu schaffen.
Mit dem unklar formulierten Gesetzestext ist auch Karl Haupt unzufrieden. Der Wirt betreibt sein Beisl „Zur Lustigen“ in Wien-Penzing. Auch ihm sei der Umsatz um bis zu 30 Prozent eingebrochen.
„Die Leute gehen einfach früher heim. Es kommt keine Stimmung auf, wenn man dauernd draußen stehen muss“, sagt Haupt. Auch er will am Samstag vor dem Parlament demonstrieren. „Das ist eine Entmündigung der Gastronomen. Ich will selbst darüber entscheiden, ob ich rauchen lasse oder nicht.“
Peter Dreier vom „Café 31“ in Klagenfurt ist mit der Art, wie das Verbot umgesetzt wird, ebenfalls unzufrieden: „Die Politik lässt eine klare Linie vermissen und hätte nicht 10 Jahre einen Eiertanz aufführen sollen.“ Wirtschaftlich sei das Rauchverbot ein Einschnitt, wenn pro Tag 20 statt 60 Gästen einen Kaffee trinken.
„Good Times“ steht in Riesenbuchstaben an der Wand des „Lio“ in der Wiener Neubaugasse. Doch für Betreiber Elvir Krluku, der fast 400.000 Euro investiert hatte, bevor er Anfang des Jahres eröffnete, sind die Zeiten alles andere als gut. Denn das Lio ist – oder besser: war – eine Shisha-Bar.
Seit mit 1. November das Rauchverbot in Kraft trat, ist auch das Inhalieren von Wasserpfeifenrauch in der Gastronomie nicht mehr erlaubt (das ist EU-weit einzigartig). Darum bleibt Krlukus Betrieb weitgehend leer. Zwar ginge das helle, stilvoll eingerichtete Lokal auch locker als Cocktailbar durch – doch weil die Shishas das Kerngeschäft darstellten, bleibt die eigentliche Zielgruppe weg. Nur vereinzelte Gäste kommen, um Getränke zu konsumieren. 70 Prozent seines Umsatzes büßte Krluku bisher ein, acht seiner 15 Mitarbeiter musste er bereits kündigen. „Schlaflose Nächte hab’ ich derzeit genug“, sagt der Unternehmer.
So wie ihm gehe es der gesamten Branche, erklärt Jakob Baran, Obmann des Shisha-Verbandes. In den bundesweit rund 500 Shisha-Bars seien bis zu 1.500 Mitarbeiter gekündigt worden, etliche Betriebe hätten bereits Konkurs angemeldet. Die letzte Chance für die Branche dürfte die Verfassungsklage sein, über die der KURIER berichtete. Die Entscheidung könnte allerdings bis März auf sich warten lassen. „Aber bis dahin ist vielen von uns schon die Luft ausgegangen“, sagt Baran.
"Leute werden sich dran gewöhnen"
Doch nicht alle Wirte sehen das Rauchverbot negativ. Roland Soyka betreibt das „Stuwer“ in der Wiener Leopoldstadt. „Ich bin froh, dass wir in Österreich endlich im 21. Jahrhundert ankommen sind und das Verbot jetzt umgesetzt wird“, sagt er.
Auch von seinen Gästen hätte er keine negativen Reaktionen bekommen. Man stünde jetzt eben draußen, um eine Zigarette zu rauchen. „Ich verstehe zwar, dass viele eine negative Einstellung haben, aber das ewige Jammern ist nicht notwendig. Die Leute werden sich daran gewöhnen, wie sie sich in anderen Ländern daran gewöhnt haben.“
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