Rauchverbot: Sima empfiehlt Wut-Wirten "Besuch auf der Krebsstation“
SPÖ-Stadträtin Ulli Sima ist das Ziel verärgerter Raucher. Sie setzt in der Debatte jetzt auf die gesundheitlichen Vorzüge des Nichtrauchens.
KURIER: Ein Wirt aus Floridsdorf hat Ihnen aus Verärgerung über das Rauchverbot bereits Lokalverbot erteilt. Spüren Sie verstärkt Unmut der Gastronomen?
Ulli Sima: Nein, das ist ein Einzelfall. Ich kann aber allen, die derartige Aktionen liefern, nur empfehlen, einmal in ein Krankenhaus auf eine Lungenkrebsstation zu gehen und sich dort umzusehen. Dann tut man sich leichter zu verstehen, warum das Rauchverbot richtig und wichtig ist.
Das Marktamt überprüft, ob das Rauchverbot eingehalten wird. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?
Bei mehr als 2.000 Kontrollen gab es nur 28 Anzeigen. Das ist eine sehr gute Bilanz. Ich bin davon aber auch nicht überrascht. Es war jedem klar, dass das Gesetz kommt. Ich verstehe ja generell nicht, warum die Aufregung um die Kontrollen so groß ist. Es ist wohl selbstverständlich, dass wir ein Bundesgesetz auch vollziehen. Da gibt es doch gar nichts zu diskutieren.
Warum wird so emotional diskutiert?
Es gibt in Wien zwei Themen, die so emotional debattiert werden – Rauchen und Hunde. Für beide darf ich zuständig sein. Die Aufregung hat damit zu tun, dass beide Themen sehr viel mit dem ganz persönlichen Lebenswandel zu tun haben. Ich halte das aus. In der Politik muss man Verantwortung übernehmen, auch wenn es derartige Kontroversen gibt. Wiewohl ich gerade beim Rauchen die Debatte für verfehlt halte.
Warum verfehlt?
Ich habe das Gefühl, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Der eigentlich zentrale Punkt – nämlich die Auswirkungen auf die Gesundheit – kommt mir viel zu kurz. Das Schöne ist ja, dass wir Vergleichszahlen aus anderen Ländern haben, in denen das Rauchverbot bereits gilt. In Großbritannien ist der Anteil der Raucher von 27 Prozent auf 16 Prozent gesunken, in Island von 25 Prozent auf 10 Prozent. Das stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft. Wenn es uns in Österreich gelingt, dass durch das Verbot weniger Jugendliche zu rauchen beginnen und weniger Menschen krank werden, dann wäre das der schönste Erfolg.
Dennoch: Was sagen Sie Gastronomen, die seit dem Verbot mit Umsatzrückgängen zu kämpfen hat?
Ich glaube, dass sich die Situation normalisieren wird. Wenn Sie nach Großbritannien schauen, finden Sie dort keine leeren Pubs. Es ändert sich entweder das Publikum – oder die Stammgäste, die rauchen, akzeptieren, dass sie auf die Straße müssen. Es wird dauern, bis sich alle Gäste darauf eingestellt haben, aber es wird gelingen. Das hat sich auch auf den Wiener Märkten gezeigt...
Auf den Märkten gibt es das Rauchverbot bereits länger.
Die Ängste waren damals dieselben. Wir haben vor mehr als einem Jahr das Rauchverbot in den geschlossenen Räumen der Marktlokale eingeführt. Diese kleinen Räume waren für Nichtraucher zuvor quasi unbetretbar. Heute funktioniert das Rauchverbot reibungslos.
Manche Wirte sind derzeit überraschend kreativ – mit beheizten Gärten, Zelten und Überdachungen wollen sie das Rauchen im Freien bequemer gestalten. Ist das rechtskonform?
Das Ministerium ist schon dabei, das für die Vollzugsbehörden zu klären. In Wien ist es ja ohnedies so, dass bei einem Schanigarten auf der Straße keine Bebauung erlaubt ist. Man darf Sonnenschirme oder einen Windschutz aufstellen – mehr nicht. Das dient dem Schutz des Stadtbilds.
Die Shisha-Bars trifft es besonders hart. Denken Sie, findet man für dieses Geschäftsmodell noch eine gütliche Lösung?
Ich sehe hier keine Chance auf eine Lösung. Nachdem in den Shisha-Bars auch Tabak geraucht wird, sehe ich keine Möglichkeit zu Ausnahmen. Das wäre unfair gegenüber allen anderen Gastronomen.
Kommentare