"Profil": Tiroler Behörden wussten früher von Infektionen in Ischgl

] REPORTAGE CORONA - DIE CORONA-QUARANTAENE UEBER DAS GANZE PAZNAUNTAL AUFGEHOBEN
Die isländischen Gesundheitsbehörden haben die Namen der Infizierten früher als von der Landesregierung erklärt, bekannt gegeben.

Anfang Mai veröffentlichte das Land Tirol die sogenannte "Ischgl-Chronologie" - also die Aufarbeitung der Ereignisse vonseiten der Landesregierung rund um den Corona-Cluster im beliebten Tiroler Skiort. 

Laut Tiroler Gesundheitsbehörde, sollen die Daten aus Island "zuerst gar nicht und später unzureichend vorgelegen" sein, heißt es im profil.

Die Abreisedaten und Hotels der 14 Infizierten aus Island waren aber wohl schon am Nachmittag des 5. März bekannt. Bei zumindest drei der Ski-Touristen setzten Symptome sogar schon in Ischgl ein, meldeten die Epidemiologen aus Island. Die Frage, wann Island die Kontaktdaten der angesteckten Urlauber übermittelt hatte, blieb bisher offen.

Am Abend des 5. März erreichte eine entsprechende Nachfrage die Gesundheitsbehörden in Reykjavik. "Die österreichischen Behörden fragten um 20.04 Uhr nach den Namen der Personen. Wir mussten die Betroffenen dann um ihre Erlaubnis fragen. Am 6. März übermittelten wir die Namen um 9.54 Uhr", sagt Thorolfur Gudnason, Chef-Epidemiologe im isländischen Gesundheitsministerium zum profil.

Entscheidende Stunden

Angesichts der späten abendlichen Nachfrage und Abklärung der Datenschutzrechte lieferte Island die Daten schneller als bisher bekannt. Denn gegenüber dem profil hatte die Landespressestelle Tirol bemängelt, dass die Übermittlung der Daten "mehr als 24 Stunden in Anspruch nahm".

Die Namen seien "am 6. März (Vormittag) nach wie vor nicht bekannt gewesen". Erst am Nachmittag sollen die Daten an die Polizei in Ischgl übermittelt worden sein, wie es in der "Ischgl-Chronologie" heißt.

Für tausende Ischgl-Urlauber waren diese Stunden jedenfalls entscheidend. Denn am 7. März, ein Samstag, galt als Anreisetag. Urlauber suchten auf Websites des Landes nach Corona-Warnungen und fanden das Gegenteil: "Wir haben nur die Meldung gesehen, dass sich Isländer bei der Rückkehr im Flugzeug angesteckt haben", schildert Marco S. aus Mainz im profil. Er kam am 7. März in Ischgl an und fuhr mit Covid-19 wieder nach Hause. 

Vorwurf

Bereits am vergangenen Samstag sorgte ein Bericht des Nachrichtenmagazins für Aufregung. So wurde den Behörden in diesem Bericht vorgeworfen, dass das "contact tracing" - also die Nachverfolgung von Infizierten - mangelhaft war.

Fest stehe nun, so heißt es in dem profil-Bericht, dass die Nachverfolgung rund um die infizierten Personen aus Island schneller funktioniert hat, als die Landesregierung bisher bekannt gab.

Kommentare