Warum ein Chemie-Professor 2.700 Kilometer durch die Donau schwimmt
Vier Tonnen Plastik befördert die Donau täglich ins Schwarze Meer. Auf der Reise im Wasser verwandelt sich der Kunststoff von sichtbaren Teilen in Mikroplastik. „Schwimmer können sogar hören, wie der Fluss das Plastik zermürbt. Er verhält sich wie eine Mühle“, sagt Andreas Fath, Chemieprofessor an der Hochschule Furtwangen in Deutschland.
Das weiß Fath aus eigener Erfahrung. Seit 2014 durchschwimmt er – im Namen der Forschung – ganze Flüsse von der Quelle bis zur Mündung. Zuerst den Rhein, dann den Tennessee River. Diesen Frühling soll im Rahmen des Projekts „Clean Danube“ die Donau folgen. 2.700 Kilometer – von Furtwangen im Schwarzwald bis ans Schwarze Meer – will der Professor dafür innerhalb von zwei Monaten schwimmen. Acht Stunden täglich wird er sich im Wasser befinden: dort essen, trinken und – ja – auch aufs Klo gehen.
Begleitet wird Fath von einem sechsköpfigen Forschungsteam, das die Strecke auf einem Schiff zurücklegt. Derzeit wird das Schiff noch in der Nähe von Korneuburg auf die Reise vorbereitet, am 19. April soll es losgehen.
Abenteuergeschichte
Sinn und Zweck der Aktion ist die Erforschung der Wasserqualität der Donau. „Zwischen Pressburg und Wien sind mittlerweile mehr Plastikpartikel als Fischlarven im Wasser zu finden“, sagt Fath. Menschen, die an der Donau leben, sollen im Zuge des Projekts über die Wasserverschmutzung aufgeklärt werden – nicht nur durch die Aktion selbst, sondern auch mit Veranstaltungen an den jeweiligen Stopps. Nur so zum Spaß schwimmt der Professor nämlich nicht.
„Will man Menschen heutzutage erreichen, braucht man ein verrücktes Projekt“, sagt er. Zuerst müsse man die Abenteuergeschichte präsentieren, dann die Daten und Fakten. In 60 Etappen führt die Schwimmstrecke durch zehn Länder und vier Hauptstädte. „Die Donau ist der internationalste Fluss der Erde. Die Qualität des Wassers wird sich deshalb je nach Land stark verändern.“
Zwischen 30 und 70 Kilometer will der Professor pro Tag schwimmen und dabei Proben nehmen. „Ich hoffe natürlich auf eine gute Strömung, die mich treibt.“ Trotz Neoprenanzug bereite ihm vor allem die Kälte Kopfzerbrechen. Zwischen neun und 12 Grad hat die Donau normalerweise im April. Aktuell bereitet sich Fath in Kanada vor – mit Sprüngen in den Pazifik. Der hat derzeit zwischen 6 und 8 Grad.
Großes Event in Wien
In Österreich führt der Fluss den Professor durch OÖ, NÖ und Wien. Die Bundeshauptstadt erreicht Fath Anfang Mai. Da steigt der Professor für einen Tag aus dem Wasser und tritt bei einem Wettschwimmen gegen Kanufahrer an. Alles für die Forschung.
Ihr Ende findet die Reise Mitte Juni im Schwarzen Meer. Im besten Fall haben die Menschen entlang der Donau dann verstanden, dass Wasserverschmutzung nicht erst im Meer beginnt. Damit die Plastikmühle in der Donau verstummt.
Kommentare