Nach Verschärfungen in Clubs: Gratis-PCR-Tests für ganz Österreich geplant

Eine Schülerin bei einem PCR-Gurgeltest
Länder bekommen die Testkosten vom Bund bezahlt. Modelle nach dem Wiener Gurgel-Vorbild sollen bundesweit ausgerollt werden.

Angesichtes eines rasanten Anstiegs der Corona-Infektionszahlen hat die Bundesregierung am Donnerstagabend eine Kehrtwende eingelegt. Geplante Lockerungen wurden abgesagt, bestehende Regeln nachgeschärft. Im Fokus steht die Nachtgastronomie, wo es zuletzt eine Häufung an potenziellen Clustern gab, da sich Infizierte in Clubs oder Diskotheken aufgehalten hatten.

Ab 22. Juli wird der Zutritt zur Nachtgastronomie eingeschränkt, die "3-G-Regel" durch verschärfte Auflagen ersetzt: Als Eintrittskarte gilt dann nur noch ein maximal 72 Stunden alter, negativer PCR-Test bzw. eine Impfung.

"Es wird einen Gratis-Zugang zu PCR-Tests geben", wurde Freitagmittag aus dem Büro von Tirols VP-Landeshauptmann Günther Platter, des aktuellen Vorsitzenden der Landeshauptleute-Konferenz, versichert. Der Bund habe die Übernahme der Kosten zugesagt. Offenstehen werden die PCR-Tests wohl nicht nur Nachtschwärmern.

Das Gesundheitsministerium bestätigt auf KURIER-Nachfrage, dass es ein kostenloses Testangebot geben wird.

"Alles gurgelt" als Vorbild

Die Länder stellt das aber trotzdem vor Herausforderungen. Während es in Wien mit "Alles gurgelt" bereits eine PCR-Schiene gibt, baut die Teststrategie der anderen Bundesländer im Wesentlichen auf Antigentests auf. Der PCR-Standard kommt in der Regel nur bei Corona-Verdachtsfällen oder nach behördlichen Aufrufen zum Zug.

Das Gesundheitsministerium will das nun ändern. "Wien führt derzeit die meisten PCR-Testungen durch. Diese gehen großteils auf das Projekt „Alles gurgelt“ zurück, das seit einigen Monaten in Wien läuft. Wir stehen in Austausch mit den Bundesländern und an einer bundesweiten Ausrollung von ähnlichen Angeboten wird bereits gearbeitet", heißt es auf Anfrage.

Für die Umsetzung solcher Programme, so wird im Büro von Minister Wolfgang Mückstein (Grüne) betont, wären aber die Länder bzw. Gemeinden zuständig. Der Bund trägt die Kosten.

Eine Ausschreibung für ein bundesweites, niederschwelliges PCR Angebot sei Ende Juni veröffentlicht worden, "um diese Testungsmöglichkeit für alle in Österreich lebenden Personen zur Verfügung zu stellen". Das Ziel ist, dass "mittelfristig die Verfügbarkeit von PCR-Tests auf ganz Österreich ausgebaut werden kann".

Fragezeichen hinter Nachfrage

"Mittelfristig" heißt freilich nicht kommende Woche. Dort tritt allerdings bereits die Regelung in der Nachtgastronomie in Kraft. Die Länder sind also gefordert, rasch ein kostenloses PCR-Testangebot auf die Beine zu stellen. Für Tirol sei das "eine Herausforderung, aber in der Kurzfristigkeit bewältigbar", heißt es aus dem Büro von Platter.

Die große Unbekannte für die Länder: Wie groß wird der Ansturm und wie wird er sich auf verschiedene Tage verteilen?

Freie Kapazitäten

Dass die Testinfrastruktur in vielen Bundesländern zum Teil bereits wieder zurückgefahren wurde, erleichtert die Organisation nicht gerade. Positiv hingegen ist, dass die Zahl der mit PCR zu überprüfenden Corona-Verdachtsfälle nach wie vor deutlich niedriger als zu Hochzeiten der Pandemie ist. Es gibt also freie Laborkapazitäten.

Oberösterreich hat indes bereits vor Bekanntgabe der Verschärfungen angekündigt, das Wiener Modell der PCR-Gurgeltests zu übernehmen - vorerst in drei Bezirken.

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