Ministerin Tanner ließ Airbus abblitzen

Spektakuläre Flugvorführung der Airbus H145-Hubschrauber in der alten Version mit vier und der neuen Ausführung mit fünf Rotorblättern 
Der Konzern stellte neuen Hubschrauber in Wiener Neustadt vor. Vom Ministerium kam allerdings niemand zum Termin

Es war ein Termin voll politischer Brisanz. Das Bundesheer muss seine veraltete Hubschrauberflotte dringend ersetzen. Und einer der aussichtsreichen Kandidaten für die Lieferung von kolportierten 18 Helikoptern präsentierte am Dienstag in Wiener Neustadt sein neuestes Modell. Wer allerdings der Einladung von Airbus nicht Folge leistete, waren ausgerechnet Vertreter des Verteidigungsministeriums. Auch Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP) blieb der Vorstellung des neuen H145 mit Fünfblattrotor fern.

Airbus wollte das Eis brechen

Dabei hätte man die Ministerin gerne auf diesem Wege kennengelernt, sagte der Programm-Direktor von Airbus Helicopters, Mark Henning. Insgeheim habe man gehofft, das Eis brechen zu können. Denn seit Anfang des Jahres herrscht zwischen Tanner und dem Luftfahrtkonzern dicke Luft. Die Ministerin lässt, wie berichtet, wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen beim Eurofighter-Deal eine zivilrechtliche Klage gegen Airbus prüfen.

Ein Gesprächsgipfel zwischen den Streitparteien im vergangenen Februar war gescheitert. Seither herrscht Eiszeit. Ganz zum Unverständnis von Henning und seinen Kollegen. „Die Hubschrauber-Sparte unseres Konzerns hat rein gar nichts mit den Eurofightern zu tun. Das sind zwei Paar Schuhe“, erklärten die Airbus-Vertreter am Dienstag. Für sie sei es natürlich eine mehr als unbefriedigende Situation, schließlich passe man mit dem Mehrzweckhubschrauber H145 „genau ins Profil, was in Österreich benötigt wird“.

Produkte sind ohnedies bekannt

Laut Heeressprecher Michael Bauer sei es klar, dass man während eines laufendes Beschaffungsprozesses an keiner Firmenpräsentation teilnehme. „Eine Übersicht der Produkte, die am Markt erhältlich sind, ist bei unseren Fachleuten ohnehin bekannt“, so Bauer.

Ministerin Tanner ließ Airbus abblitzen

Mark Henning (Airbus)

Die Präsentation hatte Airbus anscheinend ganz bewusst mit kurzer Vorlaufzeit geplant. Dafür hatte man aber ein Ass im Ärmel. Erstmals wurde die Weiterentwicklung des H145, nämlich eine Version mit einem fünfblättrigen Hauptrotor vorgestellt. Kostenpunkt: fast neun Millionen Euro.

Durch die fünf Rotorblätter ist die Maschine laut den Entwicklern noch leistungsfähiger, vibrationsarm, nicht so wartungsintensiv und leiser als die Konkurrenz. Zu den ersten Kunden zählen beispielsweise die deutschen Spezialkräfte, die Bundeswehr, aber auch der ADAC. Deshalb haben auch Vertreter des Innenministeriums sowie der Chef der ÖAMTC-Flugrettung, Reinhard Kraxner, die Präsentation mit Argusaugen verfolgt und sich bei einem Rundflug selbst ein Bild von den Vorzügen gemacht. Der ÖAMTC fliegt seit 20 Jahren mit dem kleinen Bruder der H145, dem Eurocopter 135.

Ministerin Tanner ließ Airbus abblitzen

Ein Punkt, der klar für Airbus spreche, sei die rasche Wandelbarkeit der Maschine für den zivilen oder militärischen Bereich. „In weniger als 20 Minuten lässt sich ein voll ausgestatteter Rettungshubschrauber in eine Special-Force-Maschine umrüsten“, sagt Verkaufschef Dennis Bernitz. Dies ermögliche eine breite Einsatzvielfalt, beispielsweise für Bergungen im hochalpinen Gelände, den Katastrophenschutz, als Kampfhubschrauber mit Waffensystemen oder zum Transport schwerer Außenlasten.

Dem Vernehmen nach dürfte das Match um den Zuschlag allerdings eher zwischen den Helikoptermodellen von dem US-amerikanischen Unternehmen Bell und dem italienischen Konzern Leonardo entschieden werden.

Ministerin Tanner ließ Airbus abblitzen

Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP)

Unterschiedliche Signale aus dem Ministerium

Hinter vorgehaltener Hand kommen aus dem Ministerium unterschiedliche Signale: Der Bell 429 könne beispielsweise auch nachts Löscheinsätze mit einem Fassungsvermögen von 1.400 Litern fliegen und würde auf längere Zeit gesehen deutlich weniger kosten.

Der AW169M von Leonardo soll allerdings beim Generalstab vorne liegen.

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