Lange Wartezeiten: Auf der Jagd nach dem Grippeimpfstoff
„Es tut mir leid, die Warteliste ist bereits so lang, dass wir niemanden mehr aufnahmen“ – diesen Satz hört man dieser Tage in vielen Apotheken in Österreich, wenn man nach einer Grippeimpfung fragt. „Bei uns ist es so, dass wir nicht einmal garantieren können, ob alle die reserviert haben, eine Impfdosis bekommen“, sagt eine Apothekerin aus dem Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich, die anonym bleiben möchte.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Kärnten, wie Ulrike di Vora, Apothekerin der Karawanken Apotheke in Ferlach erzählt: „Das Problem ist, dass keiner weiß, wie viele Impfungen wir bekommen werden und auch nicht, wann sie genau kommen. Gleichzeitig wird der Bevölkerung gesagt, dass sie sich gegen die Grippe impfen lassen soll.“
Grundsätzlich gibt es für Impfinteressierte zwei Möglichkeiten, um an eine Grippeimpfung zu kommen. Das Beschaffungsprogramm des Bundes oder aber der klassische Weg über die Apotheke.
Vom Bund stehen 1,25 Millionen Dosen für das Impfprogramm zur Verfügung (siehe Grafik unten). Allerdings zielt dieses Programm nur auf bestimmte Gruppen ab.
Nämlich jene, die ein besonders hohes Risiko bei einer Infektion haben. So zum Beispiel Kinder, Personen ab 65 Jahren oder Menschen mit Vorerkrankungen. Eine Ausnahme ist Wien. Die Bundeshauptstadt hat sich 400.000 Impfdosen gesichert und ein kostenloses Impfprogramm für seine Bürger organisiert, das Anfang Oktober starten soll.
"Zehn Mal mehr Anrufe"
Sofern nicht über Arbeitgeber oder Vereine (wie etwa Feuerwehren) gemeinschaftlich Impfungen organisiert werden, bleibt dem Normalbürger nur der Weg in die Apotheke und hier gibt es aktuell eine stark erhöhte Nachfrage. Vor allem bedingt durch die Corona-Pandemie und den Aufruf, sich impfen zu lassen. „Bei uns rufen zehn Mal mehr Leute an, als in den Jahren zuvor“, erzählt die Apothekerin aus Hollabrunn.
2019 gab es über Beschaffungsprogramm des Bundes und im Verkauf in Apotheken insgesamt 775.000 Dosen in Österreich. 50.000 davon wurden nicht verimpft. Auf Basis dieser Zahlen erfolgte auch die Bestellung im Frühjahr sowie die Produktion der Hersteller, die bereits im Vorjahr begonnen hat. Von Corona war damals aber noch keine Rede. Die Kapazitäten wurden zwar erhöht, aber die Nachfrage ist ungleich höher.
Der große Unterschied aus Angebot und Nachfrage in den Vorjahren verschärft das Problem, wie Dieter Schmid, Präsident der burgenländischen Apothekerkammer bestätigt: „In den vergangenen Jahren ist die Grippeimpfung eher schleppend gelaufen, darauf haben sich auch die Großhändler eingestellt. Dass heuer die Pandemie kommen würde, wusste niemand.“ Auch im Burgenland sei die Nachfrage deutlich höher als die verfügbaren Impfdosen.
Hoffnung
Bis die Impfdosen also ab Oktober ausgeliefert werden, kann niemand sagen, ob es zu einem Engpass kommen wird oder nicht. Aufgrund der Erfahrung aus den Vorjahren gibt es aber noch Hoffnung, wie Thomas Veitschegger, Präsident der Apothekerkammern Oberösterreich erklärt: „Auch in meiner Apotheke ist die Warteliste voll. Ich nehme die Namen aber trotzdem auf, denn zwischen Anmelden und tatsächlicher Abholung der Impfung gibt es auch einen Unterschied.“
Ähnlich sieht das auch Gerhard Kobinger, Präsident der steirischen Apothekerkammer: „Wie ich Herrn und Frau Österreicher kenne, haben sie in mehreren Apotheken reserviert, um sicher Impfstoff zu bekommen. Außerdem weiß keiner, wie die Aktion in Wien angenommen wird.“ Kobinger vermutet, dass Dosen für andere Bundesländer übrig bleiben.
Das ist auch der Lichtblick für Impfwillige. Da die Grippesaison erst im Dezember beginnt, ist es ratsam, immer wieder bei seiner Hausapotheke anzurufen, um sich so durch andere freigewordene Kontingente doch eine Dosis sichern zu können.
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