Die Grippeimpfung für Kinder ist heuer erstmals kostenlos. „Das ist sehr gescheit“, kommentiert Gerhard Kobinger, Präsident der steirischen Apothekerkammer. „Bei Covid-19 haben sich Kinder ja nicht als Superspreader erwiesen. Aber bei der Grippe sind sie es.“
Auffallend war ein Fall aus Innsbruck Ende Dezember 2019: Innerhalb von zwei Tagen erkrankten 150 von 250 Kindern einer Volksschule, die gesperrt werden musste. Im Bundesland Tirol verbreitete sich die Influenza schneller als im restlichen Österreich, weshalb dort regional eine Grippeepidemie ausgerufen wurde.
Kinderimpfung schützt auch Erwachsene
Abgesehen davon, dass auch (kleine) Kinder schwer an Influenza erkranken können: Ihre Impfung schützt internationalen Studien zufolge auch die erwachsenen Menschen in ihrer Umgebung. „Wenn 20 Prozent der Kinder geimpft sind, sind auch 80 Prozent der Erwachsenen geschützt“, zitiert Kobinger, schlicht, weil die Kleinen die Virenlast nicht mehr weitergeben können.
Auch Auswertungen der Grazer Kliniken zeigten bereits vor einigen Jahren, dass Kinder die Infektionen in die Familien trugen: Sie erkrankten meist vor der eigentlichen Grippewelle, die üblicherweise im Jänner anzuschwellen beginnt. Allerdings lag die Durchimpfungsrate bei Kindern österreichweit in den vergangenen Jahren nur zwischen drei und fünf Prozent.
Fünf Kinder starben
Corona rückte nun auch das Interesse an möglichst gutem Schutz vor Influenza in den Mittelpunkt - „endlich“, kommentiert Kobinger. In der Wintersaison 2018/19 sind laut dem Referenzzentrum für Influenza 1.400 Österreicher an der sogenannten echte Grippe gestorben - unter ihnen fünf Kinder.
Allein in den steirischen Spitälern mussten in diesem Zeitraum 800 Erkrankte stationär aufgenommen werden. Zehn Prozent von ihnen traf die Influenza so schwer, dass sie intensivmedizinische Behandlung benötigten.
2019/20 hatte die Grippewelle laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ihren Höhepunkt österreichweit zwischen 13. und 31. Jänner: Die Fallzahlen stiegen auf rund 2.300 pro Woche an.
Impfmüde Risikogruppe
Besonders anfällig für schwere Verläufe sind Personen, die Vorerkrankungen haben, speziell an Herz oder Lunge. Doch auch in dieser Risikogruppe war das Interesse, sich impfen zu lassen, zuletzt eher mäßig: Sie lag etwa nach einer Befragung auf der Grazer Kardiologie unter Herzpatienten nur bei 20 Prozent. Auf die gesamte steirische Einwohnerzahl berechnet lag die Impfquote im Vorjahr bei acht Prozent.
Lunge schützen
Allerdings reicht es nicht aus, sich einmal alle paar Jahre impfen zu lassen. Das Grippevirus mutiert rasant, alljährlich muss der Impfstoff angepasst werden. Der steirische Apotheker-Chef rät zudem, zusätzlich zu den Influenza-Vorbeugemaßnahmen auch weitere anzudenken, nämlich die Impfungen gegen Pneumokokken und Keuchhusten. „Auch das schützt die Lunge“, versichert Kobinger. „Und alles, was die Lunge schützt, kann auch bei Covid-19 helfen.“
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