Kritik: Zeit ohne Besuche in Kliniken hat gesundheitliche Folgen

Kritik: Zeit ohne Besuche in Kliniken hat gesundheitliche Folgen
Zweieinhalb Monate in denen Patienten in Spitälern quasi abgeschottet waren, haben die Genesung gehindert, so Kritiker.

Die lange Durststrecke ohne sozialen Kontakte sei für viele Patientinnen und Patienten eine große Belastung gewesen, erzählt Christian Haring, ärztlicher Leiter des Landeskrankenhaus Hall in Tirol.

Die ausbleibenden Besuche machten aber nicht nur das soziale Leben der Kranken schwieriger, sondern oft auch deren Genesung.

Das habe sich etwa im Bereich der Psychiatrie gezeigt: „Die Einbindung der Angehörigen ist eigentlich Teil der Therapie, das ging aber nicht. Normalerweise versuchen wir, diese Menschen zu sozialen Kontakten anzuregen, jetzt mussten wir aber genau das Gegenteil machen und sie unterbinden“, sagt der Arzt zum KURIER.

Weniger stationäre Aufenthalte

Weil die Angst vor der sozialen Isolation groß war, habe man auch bemerkt, dass sich weniger Patientinnen und Patienten in einen stationären Aufenthalt begeben haben, obwohl dieser notwendig gewesen wäre.

Auch Patientenanwalt Bernhard Rappert ortet Versäumnisse dieser Art aus Angst vor einer Abschottung. „Wir werden nun die Folgen aufarbeiten müssen“, sagt Haring.

Im Gesundheitsministerium ist man sich dieser Einschränkung bewusst. Die Angst, das Virus in die Kliniken einzuschleppen, dann vielleicht ganze Stationen sperren zu müssen und so die medizinische Versorgung einzuschränken, überwog aber in den vergangenen Monaten. 

Gesundheitsminister Rudolf Anschober sagte dazu: „Ziel ist es, eine Balance zwischen dem Schutz der Gesundheit und dem Recht auf Unversehrtheit sowie dem Recht auf soziale Kontakte, Familie und persönliche Bewegungsfreiheit herzustellen. Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden trägt nachweislich zum Gesundwerden bei. Daher ist es wichtig, Menschen die Möglichkeit zu geben Ihre Angehörigen und Liebsten zu besuchen.“ 

Gefahr und Einschränkung abgewogen

Nach zweieinhalb Monaten war man nun also an einem Punkt angekommen, an dem man abwägt: in welchem Verhältnis steht die akute Gefahr, die durch Krankenhausbesuche ausgehen würde,  zur Einschränkung der Rechte von Patientinnen und Patienten, die dabei passiert?

Das Gesundheitsministerium veröffentliche daher am Samstagvormittag eine Empfehlung, wie Krankenhausbesuche wieder stattfinden können.

Empfohlen werden übliche Hygiene-Regeln wie Abstand halten und Mund-Nasen-Schutz sowie vorherige Terminvereinbarung. Bei eigens eingerichteten Besuchereingängen soll es eine Art „Gesundheitscheck“ geben. Empfohlen wird außerdem maximal ein Besucher pro Tag und Patient.

Manche waren strenger

Das ist aber lediglich eine Empfehlung des Ministeriums. Die konkrete Umsetzung ist Ländersache und damit am Ende oft Angelegenheit der Krankenhäuser selbst. So auch bisher.

Besonders streng war man zum Beispiel in Salzburg und Niederösterreich. Besuche waren nur in oben genannten Einzelfällen möglich.

 

In Wien waren seit Kurzem Besuche für Patientinnen und Patienten, die sieben Tage oder länger im Krankenhaus liegen, möglich. Einen Kompromiss schaffte man auch im Landeskrankenhaus (LKH) Hall in Tirol, dort konnte man sich in der Außenanlage sehen.

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