Wiens Spitäler haben die Hälfte des OP-Rückstaus abgebaut

Wiens Spitäler haben die Hälfte des OP-Rückstaus abgebaut
Coronakrise: Privatspitäler haben bisher 100 Operationen aus dem KAV übernommen

Einen Monat ist es her, dass die Wiener Gemeindespitäler ihre OP-Versorgung wieder auf Normalbetrieb um-gestellt haben. Wegen der Corona-Krise wurden in den Wochen davor alle planbaren Eingriffe verschoben.

Um den Rückstau abzubauen – es geht um rund 2.000 Operationen –, entschloss man sich zu einer bis dato einzigartigen Kooperation mit fünf Privatspitälern: Diese übernehmen OP-Patienten aus dem Krankenanstaltenverbund (KAV), damit diese nicht noch länger warten müssen.

„Wir konnten bislang bereits über die Hälfte der verlegten Operationen abarbeiten, knapp über 100 davon in Privatspitälern“, sagt ein KAV-Sprecher. Unter den in Privatspitälern durchgeführten Eingriffen seien typischerweise Gelenksspiegelungen, der Einbau künstlicher Gelenke und Star-Operationen.

Bisher dürfte das Projekt reibungsfrei funktionieren, bestätigt auch Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz, der bis dato keine nennenswerten Beschwerden bekannt sind.

Klare Grenze gefordert

„Ich habe von Beginn der Corona-Krise an gefordert, dass sich die Privatspitäler bei deren Bewältigung einbringen sollen“, betont sie gegenüber dem KURIER. Gleichzeitig fordert sie, dass auch hier eine klare Grenze zwischen der öffentlichen Gesundheitsversorgung und Privatmedizin gezogen werden müsse.

Wiens Spitäler haben die Hälfte des OP-Rückstaus abgebaut

Patientenanwältin Sigrid Pilz

Zu hinterfragen sei zum Beispiel, dass im Rahmen der Kooperation Ärzte des KAV gleich mit den Patienten ins Privatspital mitgehen würden, um sie dort zu behandeln. „Ich gehe davon aus, dass es in den öffentlichen Häusern genügend Kapazitäten geben würde, wenn man entsprechende organisatorische und personelle Maßnahmen setzt. Auch die Privatspitäler werden für die Erbringung dieser Leistungen bezahlt. Besser investiert wäre das Geld im öffentlichen Bereich, wo auch Intensiv- und Notfallkapazitäten zur Verfügung stehen.“ Was in den Privatspitälern nicht der Fall sei, gibt Pilz zu bedenken.

Weiters stelle sich die Frage, ob aus privatem und KAV-Personal zusammengewürfelte Teams gut abgestimmt arbeiten könnten.

Im KAV zerstreut man die Bedenken über eine möglicherweise geringere Versorgungsqualität in den privaten Häusern. Die im Rahmen des Projekts in die Privatspitäler verlegten Eingriffe würden „in den kooperierenden Häusern auch sonst routinemäßig durchgeführt“, betont der Sprecher. Deshalb würden auch die medizinischen Standards absolut den Erfordernissen entsprechen.

Die Kooperation ist vorerst bis Ende Juni geplant. Laut dem Sprecher soll demnächst entschieden werden, ob eine Fortsetzung erforderlich ist.

Kommentare