Egal ob in Hallein oder auch im Tiroler Kufstein: An diesem Wochenende waren es nicht die großen Flüsse, die für verheerende Schäden gesorgt haben. Es waren vielmehr Bäche, die unter gewaltigen Regenmengen rasant angeschwollen sind. „Das Hochwasser ist so schnell gekommen“, erzählt Eisenmann. Die Flüsse, die von diesen Bächen gespeist werden, stiegen erst mit Zeitverzögerung an.
Hochwasserspezialist Günter Blöschl von der Technischen Universität (TU) Wien sagt, dass die Länder im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten gute Arbeit in Sachen Flutschutz leisten würden.
Blöschl ortete folgende Tendenzen: Durch die wärmere Luft habe die Gewitterneigung insgesamt zugenommen, der Wandel der europäischen Wettersysteme führe zudem zu verstärkten Überflutungen. In England oder Norddeutschland seien die Auswirkungen zwar noch dramatischer, „aber nördlich des Alpenhauptkammes bemerken wir auch bei uns häufiger sehr starke Regenfälle als südlich davon.“
Alexander Eisenmann steht am Montag mit Gummistiefeln im Dreck. Die Wolken sind der Sonne gewichen. Die Schäden in Hallein sind riesig. „So lange keine Menschen zu Schaden kommen, ist alles gut“, sagt Eisenmann, ehemaliger Neos-Stadtrat von Hallein. „Mir geht es gut, vor allem weil wir wahnsinnig viele und tolle Helfer haben.“
Darum nimmt Eisenmann auch Positives aus der Katastrophe mit. Nämlich, „dass der Wille zu helfen bei ganz vielen Menschen vorhanden ist. Es ist schön mit anzusehen, wie alle zusammenhelfen.“ Und das tun nicht nur Nachbarn:
Hunderte Feuerwehrleute sind allein in Salzburg im Einsatz, österreichweit sind es Tausende Ehrenamtliche. „Natürlich ist so etwas herausfordernd, aber wir sind prinzipiell ja sehr gut aufgestellt“, versichert Albert Kern, Präsident des Bundesfeuerwehrverbandes. „Wir sind binnen Minuten vor Ort, das schafft ja sonst kaum jemand.“
Rund 340.000 Österreicher engagieren sich in rund 4.500 Freiwilligen Feuerwehren. „Menschen zu finden, die helfen, ist also nicht unser Problem“, betont Kern stolz. Das notwendige Gerät jedoch, mit dem diese Helfer arbeiten müssen, kann sich allerdings zu einem auswachsen: „Die Gerätschaften sind teuer. Und per Gesetz sind wir verpflichtet, sie mitzufinanzieren.“
Das sei in Ordnung, versichert Kern, wünscht sich aber mehr Geld aus dem Katastrophenfonds: Die Summe, die auch in die Ausrüstung der Feuerwehren fließt, sei seit fast zehn Jahren auf 95 Millionen Euro gedeckelt, sie sollte auf 110 Millionen angehoben werden, da auch die Teuerungsrate sonst nicht abgefangen werden könne. „Auf dem Thema sind wir schon lange drauf, sonst ist die Ausrüstung bald nicht mehr finanzierbar.“
Für die Klimaforscher steht fest, dass derartige Starkregenfronten, wie sie Österreich am Wochenende heimgesucht haben, künftig öfter auftreten werden. In Hallein wird darüber diskutiert, dass der Kothbach eigentlich schon verbaut sein hätte können. Wenn es nicht Einsprüche im Verfahren gegeben hätte.
Anpassungen an den Klimawandel im Sinne von Schutzbauten sind das eine. Aber auch sie kommen irgendwann an Grenzen. Rund 100 Kilometer von Hallein die Salzach rauf, wurde in Mittersill massiv in solche Maßnahmen investiert. Mehr geht technisch nicht. Doch ein paar Regenschauer mehr und das Fass wäre dennoch übergelaufen.
Kommentare