„Reges Treiben“ schaut anders aus: Üblicherweise wuseln rund 600 Kinder in den Eisenstädter Kindergärten, am Mittwoch waren es nur etwa 60. „Zwei Tage war überhaupt kein Kind da, vor der Lockerung der Maßnahmen waren es im Durchschnitt fünf“, sagt Ulla Steiner, Leiterin des KindergartensSchwarzbach.
Darüber, wie viele Kinder derzeit in Kindergärten betreut werden – und wie viele nicht –, wurde viel debattiert. Einige Eltern fühlten sich im Stich gelassen: Man habe ihnen ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil sie ihre Kinder „abgeben“.
In Eisenstadt haben sich Eltern sogar fürs Bringen entschuldigt.
Unter den Kindergartenpädagoginnen herrscht jedenfalls Verunsicherung. Das zeigt eine Umfrage der Gewerkschaft Younion unter 3.905 Pädagoginnen in ganz Österreich.
64 Prozent der Befragten gaben an, Angst vor Ansteckung zu haben. Noch schwerer wiege aber das „Chaos“, das durch unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern verursacht werde.
Younion
Die Gewerkschaft hat Tausende Fragebögen verschickt und 3.905 beantwortetzurückbekommen
64 Prozent
der Befragten haben Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren
49 Prozent
fühlen sich „gut informiert“ - in den Bundesländern. In Wien liegt dieser Wert bei 64 Prozent
Dass die Kinder beim Eingang an die Pädagoginnen übergeben werden, funktioniere in Wien gut, in anderen Bundesländern weniger. Es fehle an allgemein gültigen Richtlinien, wie etwa wie viele Kinder pro Gruppe angemessen seien und Information.
Vom Arbeitgeber „gut informiert“ fühlen sich in vielen Bundesländern nur 49 Prozent, in Wien sind es 64 Prozent. Aber auch dort gibt es Kritik. „Wir sind völlig ungeschützt, wir erfahren keinerlei Wertschätzung oder Rückendeckung“, sagt eine Wiener Elementarpädagogin zum KURIER. Sie will anonym bleiben.
In den Schulen sei alles penibel geregelt – die Gruppengröße, wie viele Kinder wann und wo anwesend sein dürfen. Über die Kindergärten kann jedes Bundesland – und jeder Träger – selbst bestimmen. Im Kindergarten in Eisenstadt regelt man das so: Die Eltern geben ihre Kinder an der Tür ab – bei Pädagoginnen, die Maske tragen.
Warum eigentlich, Judith Hintermeier
Lüften und desinfizieren
Dann geht es direkt zum Händewaschen. Auf Desinfektionsmittel wird verzichtet: „Das ist nicht gut für die Haut der Kinder“, sagt Pädagogin Carmen Hirschmann. Die Eltern wurden gebeten, nach Möglichkeit Bring- und Abholzeiten bekannt zu geben. Man versuche, das Ankommen der Kinder so gut wie möglich zu staffeln.
Außerdem wird regelmäßig gelüftet, das Reinigungspersonal desinfiziert täglich. „Anfälliges Spielzeug“ – zum Beispiel Stofftiere – wurde verräumt. Und man versucht, mit den Kindern mehr Zeit im Garten zu verbringen. „Entweder eine Gruppe nach der anderen oder räumlich getrennt“, sagt Hirschmann.
Ab 18. Mai rechnet man in Eisenstadt mit Vollbetrieb im Kindergarten.
Auch in Wien geht man davon aus, dass die Kindergärten spätestens in zwei Wochen – wenn auch wieder alle in der Schule sind – voll sind. „Abstandsregeln, kein Körperkontakt – das ist im Kindergarten alles nicht umsetzbar“, klagt die Wiener Pädagogin. „Wer sagt uns, wie wir richtig Spielzeug desinfizieren? Und wie oft?“
Während die Schule bis Sommer im geregelten Notbetrieb läuft, sei bei den Kindergärten weiter alles offen und in jedem Bundesland anders. Darüber, dass es dringend einheitliche Regeln brauche, sind sich die Pädagoginnen einig: 90 Prozent beantworten die Frage mit „Ja“.
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