Kein Schnee, keine Winterreifen? Das kann teuer kommen

Kein Schnee, keine Winterreifen? Das kann teuer kommen
Die Versicherungen schauen sich Unfälle genau an. Noch immer fahren Tausende mit Sommerreifen.

Nebel, Wind und Glatteis ersetzen im heurigen Pseudo-Winter in vielen Regionen die Schneefahrbahnen. Zigtausende Lenker, vor allem in Großstädten und in Ostösterreich, warten noch immer auf den Wintereinbruch und sind mit Sommerreifen unterwegs.

Genau davor warnen Experten: Für Winterreifen-Muffel können Unfälle sehr teuer werden. Denn sind die Fahrzeuge der Witterung entsprechend nicht ausgerüstet und kommt es zu einem Crash, werden sich Versicherungen die Unfallauslöser genau ansehen. Zwar zahlt die Haftpflicht den Schaden des Unfallgegners, Regressforderungen aber sind nach der seit 2008 gültigen Rechtslage (witterungsbedingte Winterausrüstungspflicht vom 1. November bis 15. April) möglich. Auch bei Kasko-Leistungen müssen Unfall-Lenker – die mit nicht adäquater Bereifung unterwegs waren – mit finanziellen Abstrichen rechnen. Vor allem dann, wenn zu hohes Tempo und/oder Delikte wie Handy-Telefonieren zusätzlich festgestellt werden.

Bis zu 5000 Euro Strafe

Kein Schnee, keine Winterreifen? Das kann teuer kommen
Ein Mitarbeiter eines Reifendiscounters wechselt am 06.11.2013 an einem Kundenfahrzeug in der Werkstatt des Reifenhändlers in Dresden (Sachsen) die Bereifung von Sommerreifen auf Winterreifen. Seit 3. Dezember 2010 gilt in Deutschland eine Änderung der Straßenverkehrs-Ordnung, die sogenannte "Winterreifenpflicht". Wer ohne entsprechend grobstollige Bereifung mit M+S-Symbol bei Schnee fährt, riskiert ein Bußgeld von 40 bzw. 80 Euro. Foto: Arno Burgi/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Zu dem Schaden gesellt sich auch noch die Strafe der Behörden. Laut ÖAMTC kostet bei winterlichen Fahrbahnbedingungen das Lenken ohne Winterreifen 60 Euro. "Werden aber Verkehrsteilnehmer gefährdet oder kommen gesundheitlich zu Schaden, sieht der Gesetzgeber Strafen bis zu 5000 Euro vor. Dieser Strafrahmen wurde zwar noch nie ausgereizt, Geldbußen knapp unter 1000 Euro gab es jedoch schon", erklärt ÖAMTC-Sprecher Stefan Tschernutter.

Auch Verkehrspsychologin Marion Seidenberger bestätigt: "Regiert tatsächlich der Winter, stecken die Leute sehr wohl um. Bei der aktuellen Wettersituation warten aber viele bis zuletzt. Das betrifft jede Bevölkerungsschicht und jedes Alter. Die Jungen wollen Geld sparen, die älteren Lenker ignorieren die Sie setzen gerne auf ihre Routine." Seidenberger warnt auch vor dem blinden Vertrauen in die Technik: "Der SUV-Boom mit Allradantrieb und allen erdenklichen Fahrprogrammen wiegt so manchen stolzen Besitzer in trügerischer Sicherheit. Auch diese Fahrzeuge brauchen bei Schneefahrbahn die vorgesehene Bereifung."

Eine KURIER-Telefonumfrage bei Wiener Reifenhändlern zeigt die aktuelle Situation. "Anfang November, da startete ja die Winterausrüstungspflicht, waren viele Kunden bei uns. Seitdem aber ging das Interesse merkbar zurück", erzählt Sabine Schachinger von Reifen John in Wien-Margareten. Ihre Kollegen argumentierten ähnlich. Auch die üblichen langen Auto-Schlangen vor den Reifenhändlern mit nervösen Last-Minute-Umsteckern gab es heuer noch nicht.

Vorschriften im Ausland

Wer mit dem Auto im Winter ins Ausland fährt, sollte sich informieren. Denn es gilt: Andere Länder, andere Gesetze, dafür saftige Strafen.

Italien: Die Provinzen entscheiden selbst über die Dauer der Winterreifenpflicht. Beschilderungen weisen auf die Regelung hin. Strafen: Von 85 bis 338 Euro.

Ungarn: Es gibt keine Winterreifenpflicht. Bei Schneefahrbahnen werden Winterreifen kurzfristig vorgeschrieben. Schneeketten gelten als Alternative.

Tschechische Republik, Slowakei , Deutschland: Hier gilt die witterungsbedingte Winterreifenpflicht. In Tschechien müssen ab vier Grad minus Winterreifen montiert werden. Strafen: 55 bis 92 Euro.

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