In Ischgl fährt in diesem Winter wohl kein Lift mehr
Es war November, als die Pisten in Ischgl für den Saisonstart bereit waren. Doch bis heute waren die Lifte im Tiroler Skiort keinen einzigen Tag in Betrieb. Ein Aufsperren nur für die Einheimischen macht angesichts eines verschwindend kleinen Anteils an Tagesgästen wenig Sinn. Deshalb gab es auch kurz vor Weihnachten, als der Großteil der Skigebiete in Betrieb ging, keinen Saisonstart.
Und dabei wird es wohl auch bleiben. Es sieht danach aus, dass die Seilbahnen in Ischgl in diesem Winter keinen einzigen Tag geöffnet sind. Bis kommenden Freitag geben sich die Bergbahnen Ischgl noch Zeit für die endgültige Entscheidung. „Es deutet leider mittlerweile sehr vieles darauf hin, dass uns das heuer nicht mehr gelingen wird“, sagt Bergbahnen-Vorstand Günther Zangerl im ORF Radio Tirol.
Man sei lange optimistisch gewesen, doch: „Natürlich hat die Entwicklung in den letzten Wochen in die gegenteilige Richtung gezeigt.“ Dabei hatte Zangerl schon im November im KURIER richtigerweise vorhergesagt: „Die Reisewarnungen werden wir nicht so schnell wegbekommen.“
Kaum Hoffnung auf Ostern
Mit einer Abriegelung Tirols Richtung Deutschland, aber auch zum restlichen Österreich war aber selbst damals, auf dem Höhepunkt der zweiten Welle, nicht zu rechnen. Die südafrikanische Virusvariante trübte auch die pessimistischste Prognose noch weiter ein. Und der leise Hoffnungsschimmer, den Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitag Gastronomie und Hotellerie auf eine mögliche Öffnung im März gegeben hat, hellt die Stimmung in Ischgl kaum mehr auf.
„Dieses Szenario wäre natürlich sehr wünschenswert und die Initiative ist sicherlich sehr gut“, sagt Ischgls Tourismus-Geschäftsführer Andreas Steibl. „Aber mit den Inlandsgästen werden wir keine nennenswerte Auslastung hinbekommen“ , erklärt der Touristiker. „Und dass die deutsche Reisewarnung bis März fällt, wird sehr wahrscheinlich nicht der Fall sein.“
Auch aus dieser Richtung gibt es für einen Saisonstart in Ischgl also wenig Hoffnung. Doch auch den vielen anderen Skigebieten, die seit Weihnachten in Betrieb sind, geht es zum Großteil nur eine Spur besser. In Salzburg rechnen die Seilbahner mit einem Umsatzverlust von rund 90 Prozent. Das ist keine Ausnahme.
Viele Skigebiete fahren weiter
Am Freitag sagte Österreichs oberster Seilbahnvertreter Franz Hörl, dass in diesem Winter kein einziges Skigebiet „auch nur annähernd“ kostendeckend bilanzieren wird können. Für sein Heimatbundesland Tirol, wie auch für die anderen Länder, geht Hörl von Verlusten von 50 Prozent für stadtnahe Gebiete und bis zu 95 Prozent für alle anderen aus.
Dennoch wollen etwa in Salzburg die meisten Skigebiete die Saison nicht vorzeitig beenden. Bei der Schmittenhöhebahn in Zell am See heißt es, man wolle „so lange fahren wie möglich“. In Obertauern, Salzburgs höchstgelegenem Skigebiet, wird überlegt, nach Ostern noch ein oder zwei Wochen anzuhängen.
Saalbach stellt dagegen, wie es mehrere andere Skigebiete bereits getan haben, bald auf Wochenendbetrieb um. Spätestens zu Ostern wird im WM-Ort von 2025 Schluss sein. Auch die großen Skigebiete in Kärnten und der Steiermark wollen bis Ostern offenhalten, so etwa die Planaibahnen in Schladming und die Gerlitzen bei Villach. Auf der Vorarlberger Seite der Silvrettagruppe wird, anders als in Ischgl, vor allem für die Tagesgäste aus dem Rheintal, der eingeschränkte Betrieb ebenfalls bis Ostern aufrecht erhalten.
Kleine Lifte als Gewinner
Trotz massiver Kontingentierung auf die Hälfte des Normalbetriebs sind die Skigebiete in der Nähe der großen Ballungszentren in Ostösterreich die Profiteure der Krise. Vielen kleinen Destinationen und einzelnen Schleppliften, beispielsweise in NÖ oder der Oststeiermark, hat der Wegfall des klassischen Skiurlaubs in die Hände gespielt. Teilweise wurden nur 20 Prozent weniger Tickets im Vergleich zu einer normalen Saison verkauft.
Angesichts der Einschränkungen verbuchen die Verantwortlichen der nö. Bergbahnen das als einen Erfolg. Die Erlöse seien besser als von den Betrieben anfangs des schwierigen Winters befürchtet. Da reduzierte Gruppentarife durch das Ausbleiben von Vereinen beinahe zur Gänze weggefallen sind, konnte man Umsatzeinbrüche besser abfedern.
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