Impfgegner mobilisieren gegen Blutspenden: Warum das problematisch ist

Blutspenderin verschwieg Aufenthalt in Afrika
Mit wachsender Sorge beobachtet das Rote Kreuz Impfgegner, die gegen das Blutspenden mobilisieren. Derzeit werden aber besonders viele Konserven benötigt.

Eines muss man Frau Gabi lassen: Sie hat Sinn für Theatralik. Denn obwohl die Mühlviertlerin „stolze Oma“ ist, würde sie „lieber verbluten, als eine Transfusion von einem oder einer Geimpften zu bekommen“.

Frau Gabi schreibt das so auf Facebook, ihr Nachname bleibt ausgespart – zu ihrem eigenen Schutz.

Eigentlich wäre die Meinung der Oberösterreicherin keine große Sache – wenn, ja wenn, Frau Gabi allein wäre. Dem ist nicht so.

Das Rote Kreuz beobachtet seit geraumer Zeit, dass Impfgegner in sozialen Netzwerken auch die Frage der Blutspende thematisieren bzw. dagegen kampagnisieren. Und Zahl und Inhalt der spenden-kritischen Postings sind für das Rote Kreuz immerhin Anlass genug, mit einer Warnung an die Öffentlichkeit zu gehen.

Denn zum einen ist die Zahl der Blutspender in Österreich ohnehin nicht extrem hoch (nur rund drei Prozent der Bevölkerung spenden).

Und zum anderen werden derzeit besonders viele Konserven benötigt, weil „Nachhol-Effekte“ spürbar sind. „Wir sind mitten in einer Phase, in der die Krankenhäuser viele Eingriffe nachholen, die in der Pandemie aufgeschoben werden mussten. Dazu gehören Operationen, bei denen Bluttransfusionen nötig sind. Der Bedarf ist höher als in den Jahren vor der Pandemie“, sagt Ursula Kreil, Fachärztin für Transfusionsmedizin beim Roten Kreuz zum KURIER.

Impfgegner mobilisieren gegen Blutspenden: Warum das problematisch ist

Abgesehen davon, dass die spende-kritischen Impfgegner weitgehend unterschlagen, welch strengen Kontrollen die Blut-Konserven unterliegen, droht ihre Mobilisierung ausgerechnet jene zu verunsichern, die statistisch gesehen wenig geimpft sind und auf die die Blutspende-Zentralen besonders angewiesen sind: die jüngeren Bevölkerungsgruppen. „Junge Blutspender sind für die Blutversorgung essenziell“, sagt Kreil. „Denn wir brauchen Spender, die dauerhaft wiederkommen.“

Die von Impfgegnern forcierte Debatte, wonach Blut von Geimpften in welcher Art auch immer gefährlich sein soll, droht die Impf- bzw. Spende-Freudigkeit der jüngeren Österreicher nun zu dämpfen.

„Eine Blutkonserve ist eine stark begrenzte Ressource. Wer die verschreibt, der tut das, weil alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, sagt Kreil.

Man könnte es drastischer Sagen: Eine Blutspende bekommt nur, wer sonst im schlimmsten Fall auch sterben könnte. Ein drastisches Bild. – Womit man wieder am Anfang und bei Frau Gabi ist.

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