Wie die Corona-Impfung die Gesellschaft spaltet

Wie die Corona-Impfung die Gesellschaft spaltet
Beim Impfen gibt es nur noch dafür oder dagegen. Das gefährdet den Kampf gegen die Pandemie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Am Anfang war der Neid. Wieso der und ich noch nicht? Die Missgunst ob des Pflasters am Oberarm der anderen ließ nicht nur Bürgermeister die Impfreihenfolge und damit die Solidarität mit jenen, die eine Immunisierung dringender brauchten, ignorieren. Doch aus Drängelei wird nun ein Kampf um jeden Stich. Knapp 66 Prozent der Österreicher haben zumindest eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Über 53 Prozent sind vollimmunisiert.

Damit ist der Gipfel beinahe erreicht, zeigen Befragungen der Universität Wien im Rahmen des Austrian Corona Panel. Fast alle, die eine Impfung gegen Covid-19 wollten, haben sie bereits. Lediglich vier Prozent der nicht-geimpften Befragten geben an, sich sicher ehestmöglich impfen zu lassen. Weitere zwei Prozent sind nicht ganz so entschlossen.

Neue Grundsatzfrage

Das Ende des ersten Impfschwungs fördert zutage, was sich seit Beginn der Pandemie abzeichnet: eine Spaltung der Gesellschaft in Für und Wider. Ob Lockdowns, Masken oder Testen – die Krise gab viele Anlässe für Meinungsverschiedenheiten. Und sie gipfelt nun in der Frage: Bist du? Oder bist du nicht?

„Die Impfung erzeugt neue Gräben“, sagt Barbara Prainsack, Leiterin des Instituts für Politikwissenschaften an der Uni Wien und Forscherin beim Austria Corona Panel. „Es gibt mittlerweile niemanden, der sich darüber keine Gedanken gemacht hat.“ Hätten anfangs noch viele die Achseln gezuckt, habe nun jeder eine Meinung dazu. Nur wenige seien neutral eingestellt, sondern entweder dafür oder dagegen. Das bestätigt Wirtschaftssoziologe Bernhard Kittel, Leiter des Corona Panel Projects. „Wir sehen eine sinkende Bereitschaft, andere Meinungen wahrzunehmen.“

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