Aus Unsicherheit haben viele ihren Termin auf den Herbst verschoben, jetzt werden sie ein zweites Mal enttäuscht. Die neueste Verordnung des Gesundheitsministeriums mit dem Zehn-Personen-Maximum macht für viele die Hochzeit hinfällig. Bei der Trauung – egal ob am Standesamt oder in der Kirche – selbst dürfen zwar je nach Location mehr Gäste anwesend sein, sofern gebührend Abstand gehalten wird. Bei der Feier ist bei zehn Personen Schluss. Aber nicht nur für die Paare ist das traurig. Eine ganze Branche leidet.
Kritik aus der Branche
Wie Sandra Thaler vom Wiener Brautmoden-Store „Elfenkleid“ berichtet, wollten viele das weiße Traumkleid zurückgeben. Akzeptiert hat sie das aber nicht: „Dann könnten wir wirklich zusperren“, sagt sie. Sie verzeichnet einen Rückgang der Einkäufe von 40 Prozent. Auch Gerhard Heilingbrunner, Betreiber des Restaurants Oktagon am Himmel, mit Blick über Wien – gleich neben der beliebten Sisi-Kapelle in Döbling, weiß nicht weiter. Normalerweise finden hier 50 bis 60 Hochzeiten statt, bis jetzt waren es drei.
Die Hochzeitsplanerin Bianca Lehrner hätte eigentlich zwei bis drei Hochzeiten jedes Wochenende betreut. Nun hat sich diese Zahl mit einem Schlag kräftig reduziert. Nur noch zwei Termine insgesamt bleiben ihr. „Der Herbst trifft uns hart, da wäre noch einiges gekommen und darauf haben eigentlich alle in der Branche gehofft“, sagt sie. Von Stylisten, Floristen, Konditoren bis zu Technikern, Animateuren, Fotografen, Caterern und Musikern – die Liste der betroffenen Dienstleister ist lang. Die strenge Personenobergrenze stößt vielen von ihnen sauer auf.
Eine Hochzeit gilt als Veranstaltung ohne zugewiesene Sitzplätze. „Woher diese Zehner-Grenze kommt, ist nicht nachvollziehbar. Und ich weiß nicht, wer auf die Idee kommt, dass es bei einer Hochzeit keine fixen Sitzplätze gebe“, sagt Elisabeth Brandl von der zuständigen Fachgruppe der Wirtschaftskammer.
Im Ministerium gehe man aber, davon aus, dass die Sitzplätze bei einer Hochzeit nicht den ganzen Abend über eingenommen werden, daher der Unterschied zu Theater Kino und Co, wo ein Maximum von 1.500 Personen gilt.
Nicht leer gefegt, aber doch mager sieht der Terminkalender von Dompfarrer Toni Faber aus. Viele haben ihm abgesagt. Im Stephansdom kann man gut Abstand halten, die Gästeliste darf hier länger sein. „Traurig ist es trotzdem. Vor Kurzem hatte ich eine schöne Hochzeit, aber die Leute konnten sich nicht umarmen.“
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